Bereits zum 18. Mal wurde gestern auf der Leipziger Buchmesse der Kurt Wolff Preis verliehen. Den mit 26.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt Ingo Drzrecnik für seinen Elfenbein Verlag, der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Edition Rugerup von Margitt Lehbert. Beide Verlage sind in Berlin ansässig.
Die Kurt Wolff Stiftung setze sich für die Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene ein, so Aviva-Verlegerin Britta Jürgs, die Vorstandsvorsitzende der Kurt Wolff Stiftung, bei der Preisverleihung im gut besuchten Forum „Die Unabhängigen“. Auch in diesem Jahr würden zwei Verlage ausgezeichnet, die ganz besondere Bücher machen, die den Lesern zeitgenössische deutschsprachige, aber auch fremdsprachige Literatur der verschiedensten Zeiten und Genres näherbringen. Britta Jürgs sprach zugleich eine Warnung aus. Die Vielfalt der Verlags- und Literaturszene sei heute viel stärker bedroht, als vor 18 Jahren bei der Gründung der Kurt Wolff Stiftung zu ahnen war. Die Düsseldorfer Erklärung, die analog zum Deutschen Buchhandlungspreis eine ähnlich dotierte Anerkennung in Form eines Verlagspreises vorschlägt, sei daher ein wichtiger Schritt. „Lassen Sie uns weiter gemeinsam überlegen, wie es uns auch in Zukunft noch möglich sein wird, Bücher zu machen, die – so das Motto des Leseforums „Die Unabhängigen“ – schön, klug und unwiderstehlich sind und die – das füge ich aus aktuellem Anlass hinzu – für Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung stehen.“
Verleger Stefan Weidle lobte in seiner Laudatio „das größte alle Großprojekte des Elfenbein Verlags, Anthony Powells Riesenroman Ein Tanz zur Musik der Zeit. Ich möchte zwar nicht darauf wetten, könnte mir aber immerhin vorstellen, weshalb das Kuratorium der ehrenwerten Stiftung den Elfenbein Verlag mit einem Geldsegen überschüttet hat, nämlich um ganz sicher sein zu dürfen, dass auch der letzte Band dieses großartigen Romanzyklus in der nicht genug zu preisenden Übersetzung von Heinz Feldmann erscheinen wird.“ Der Romanzyklus sei ein Wunderwerk, eines der Bücher, die einem so nahe kommen, dass man die Figuren persönlich zu kennen meint. Den anwesenden Buchhändlern und Literaturveranstaltern riet Weidle Heinz Feldmann zu einer Veranstaltung einzuladen.
Ebenso wie im Elfenbein Verlag firmiere die Lyrik auch in der Edition Rugerup als zentrales Gestirn, um das bunte Planeten kreisen. Als Laudator habe er sich in diesen Kosmos eingelesen, so Weidle. „Und das kann ich nur wärmstens empfehlen.“ Die Edition Rugerup biete ein internationales Programm, das auch ein so ungewöhnliches, großartiges Buch beherberge wie Mohammeds Berufung des marokkanischen Autors Driss Chraïbi, eine mystische Erzählung über die Berufung des 40jährigen Mohammed in der Höhle am Berg Hira. „Das trägt die mystische Färbung des Werks von Elisabeth Langgässer oder von Wilhelm Muster. Ein Buch, das gar nicht genug gelesen werden kann in einer Gegend, wo so viel dummes Zeug über den Islam geschwafelt wird“, so Weidle.
Beide Verleger bedankten sich hoch erfreut . Er habe von der Auszeichnung geträumt, gestand Ingo Drzrecnik, erwartet habe er sie nicht.
ml