Am 22. August erscheint die Biografie Der stille Visionär. Verleger Thomas Ganske im New Business Verlag (unter dem Label new business Edition), und damit „die Lebensgeschichte eines Mannes, der ungern ins Rampenlicht trat, der mit seinem verlegerischen Wirken jedoch erheblichen Einfluss auf die Veröffentlichung von Literatur und die inhaltliche Gestaltung von Zeitschriften genommen hat.“
Das schreibt Hermann Schmidt in der Biografie über Thomas Ganske, Inhaber etwa der Buchverlage Hoffmann und Campe und Gräfer und Unzer – Thomas Ganske ist auch größter Teilhaber beim dtv; zu seiner Verlagsgruppe zählt aber auch der Jahreszeiten Verlag, der Leserkreis Daheim und die Versandfirmen Rhenania und Frölich und Kaufmann. Angekündigt war das Buch bereits im Vorjahr, es erscheint erst jetzt. Das war Anlass für Fragen an den Autor:
Warum kommt die Biografie erst jetzt?
Ein wesentlicher Grund war, dass Frau Bernhardt und ich uns entschlossen hatten, die von ihr geführten Interviews in den Text zu integrieren. Eine weitere Ursache für die Verzögerung lag darin, dass wir parallel an einem Trainerlexikon der Fußball-Bundesliga (J.P.Bachem Verlag) gearbeitet haben, das im letzten Herbst erschienen ist und bei dem wir vertraglich an Termine gebunden waren
Bisher haben Sie vor allem Bücher über Fußball und Biografien geschrieben – nun ein Buch über Ihren langjährigen Verleger. Warum der Wechsel in ein anderes Genre?
Hermann Schmidt: Die Lebenswelten von Medienunternehmern liegen nicht ganz so weit auseinander wie es den Anschein hat. In beiden Bereichen geht es um Menschen, um deren Mitarbeiter, um Kreativität, um Erfolg und um Ziele. Die Beschäftigung mit Lebensläufen erfolgreicher Persönlichkeiten ist für mich als Autor spannend und unterhaltsam, ganz unabhängig von der Art ihrer beruflichen Tätigkeit.
Und Ihre Sicht auf Thomas Ganske?
Ich habe mehr als 20 Jahre mit Thomas Ganske zusammengearbeitet, zunächst als Marketingleiter bei der Büchergilde Gutenberg, an der er sich damals beteiligt hatte, dann als Geschäftsführer im Leserkreis Daheim und im Jahreszeiten Verlag. Das heißt: Ich kenne diesen Menschen ganz gut, und ich kenne seine Unternehmen. Schon als Jugendlicher hatte ich MERIAN abonniert, und über den Verlag Hoffmann und Campe und dessen Autor Siegfried Lenz habe ich meine Abschlussarbeit in der Buchhändlerlehre geschrieben. In den gemeinsamen Zeiten mit Thomas Ganske, das sind mehr als zwei Jahrzehnte, lernte ich das Unternehmen dann auch aus der anderen Perspektive kennen. Mit der Auswahl seiner Autoren, den Büchern, die bei Hoffmann und Campe erschienen sind, und den von Thomas Ganske publizierten Zeitschriften hat er einen ganz entscheidenden Beitrag zur Vielfalt der Literatur, zur demokratischen Kultur unseres Landes und zur Qualität des Zeitschriftenangebotes in Deutschland geleistet.
Besteht durch die langjährige Zusammenarbeit zwischen Thomas Ganske und Ihnen nicht die Gefahr einer eher subjektiven Darstellung seiner Persönlichkeit?
Objektivität gibt es beim Schreiben nicht. Natürlich würde ich kein Buch über Thomas Ganske schreiben, wenn ich ihn grundsätzlich kritisch sehen würde. In der Sache gestritten haben wir während unserer Zusammenarbeit aber immer wieder einmal. Doch unterm Strich war (fast) immer alles gut zwischen uns. Und dass Thomas Ganske mir in wichtigen Situationen meines Lebens, als ich wegen eines Zeitschriftenartikels über einen anderen Verlag, den ich veröffentlicht hatte, in juristische Auseinandersetzungen geriet, und etwa zeitgleich schwer erkrankte, geholfen und beigestanden hat, das werde ich ihm nicht vergessen. Auch das war ein Grund für mich, die Lebensgeschichte von Thomas Ganske aufzuschreiben.
Um eine zweite Sicht auf den Verleger zu ermöglichen, hat meine Co-Autorin Miriam Bernhardt mehrere ausführliche Interviews mit Thomas Ganske geführt, die in das Buch integriert wurden.
Welche Zielgruppen hatten Sie und der Verleger Peter Strahlendorf (New Business Verlag) im Auge, als Sie das Buch planten?
Peter Strahlendorf und ich hatten die Idee, eine Buchreihe mit Biografien über bekannte Persönlichkeiten der Mediengeschichte zu verlegen. Die Idee, mit Thomas Ganske zu beginnen, kam von Peter Strahlendorf. Der zweite Band der Reihe (Biografie über den Publizisten Manfred Bissinger) liegt bereits als Manuskript vor und wird in der ersten Hälfte des nächsten Jahres erscheinen.
Und wen stellen Sie sich als Käufer vor?
Die Ganske-Biografie ist für alle Leserinnen und Leser interessant, die in der Medienwirtschaft tätig sind, also Leute in Buch-und Zeitschriftenverlagen, im Buch-und Zeitschriftenhandel, für Journalisten und Buchautoren. Und natürlich für alle Menschen, die mit den Publikationen der Verlage Hoffmann und Campe, Gräfe und Unzer, Jahreszeiten Verlag vertraut sind.
Ihr Wunsch jetzt an unsere Leser im Buchhandel?
Lest und verkauft die Bücher von Gerhard Henschel, Georges Simenon und Robert Seethaler! Und die von Miriam und mir…;)
Die Fragen stellte Franziska Altepost