Mit dieser „Solidaritätserklärung mit den Kolleg*innen bei KNV“ hat sich jetzt der Manifest Verlag an die Branchenöffemtlichkeit gewandt:
Liebe Kolleg*innen,
wie der Rest der Buchbranche haben auch wir mit Überraschung die Insolvenz des größten Barsortiments im deutschsprachigen Buchhandel aufgenommen. Schon lange haben die drei Zwischenhändler – mit KNV an der Spitze – den Buchhandel fest im Griff. Es hat sich gezeigt, dass die sich verschlechternden Konditionen für kleine Verlage und Buchhandlungen nicht dazu geführt haben, dass das Unternehmen nachhaltig wirtschaftet.
Das ist jedoch nicht Eure Verantwortung, sondern allein die des Managements, das sich zwar um Profitmaximierung kümmert, aber nicht um Eure Zukunft. Während Ihr jeden Tag harte Arbeit leistet, um die einzigartige Logistik des Buchhandels aufrecht zu erhalten, gestand man Euch nicht einmal grundlegende Selbstorganisation und die Wahl eines Betriebsrats zu. Vor nicht einmal zehn Jahren wurden hunderte von Kolleg*innen entlassen, um mit einem neuen Standort Lohnflucht in den Osten zu begehen. Die Insolvenz darf nicht zu einer Verschlechterung der Löhne und Arbeitsbedingungen führen!
Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern ist, indem Ihr Euch selbst organisiert – gründet einen Betriebsrat, tretet der Gewerkschaft ver.di bei und nehmt die Sache selbst in die Hand – jetzt erst Recht! Unsere Solidarität habt Ihr und wir fordern alle Kolleg*innen der Buchbranche auf, es uns gleichzutun. Das Schicksal von knapp 2.000 Beschäftigten darf nicht hinter verschlossenen Türen und vor allem nicht gegen sie entschieden werden!
Wie auch immer das Schicksal des Buchzwischenhandels in der Zukunft aussieht, die Richtung darf nicht durch Marktlogik und Insolvenzverwaltung entschieden werden. Allein die restlose Verstaatlichung des Unternehmens und nicht nur der Verluste, kann Eure Arbeitsplätze sichern. Mehr als das, sie muss sicherstellen, dass Ihr nach Tarif bezahlt werden. Das könnt Ihr jedoch nur allein entscheiden, weshalb Ihr selbst demokratisch über das Unternehmen entscheiden solltet, denn Ihr wisst besser als jedes Management, wie der Betrieb läuft und wie er organisiert werden kann. Die Frage nach Verstaatlichung kann nur über Druck auf die Politik gelöst werden und hier sind wir alle gefragt. Das würde weiterhin die Entstehung eines vollkommenen Monopols bei den Barsortimenten durch Libri verhindern, wovon alle profitieren würden.
Alle, die schon einmal durch eine ähnliche Situation gegangen sind, wissen, wie groß die Angst um die eigene Zukunft ist und wie lähmend die Ungewissheit sein kann. Bitte wisst uns an Eurer Seite, auch wenn wir nur ein kleiner Verlag sind, doch vielleicht folgen uns noch andere.
Mit solidarischen Grüßen,
René Arnsburg für den Manifest Verlag