Der Liedermacher Manfred Maurenbrecher hat in diesem Jahr bei be:bra mit Grünmantel ein Buch vorgelegt, das wir mit Freude gelesen haben – und für uns Anlass war, ihn zu fragen: Was treibt einen Mann, der eher bekannt als Liedermacher und Kabarettist ist , sich der Mühe des Schreibens zu unterziehen?
Und wenn Sie Buchhändler wären, wem würden Sie das Buch mit welchem Argument verkaufen?
Das Buch lohnt sich für alle, die Freude am Spiel mit den Mitmenschen haben und nicht nach vorgefertigten Schablonen suchen. Das heißt auch: Man sollte sich an der Sprache freuen können und auf Abenteuer aus sein, nicht auf Botschaften. Und wenn man dann noch ‚aus der Gegend ist‘, ist dem Vergnügen keine Grenze gesetzt (außer der Buchlänge, die ist eher kurz).
Das freut mich zu hören! Julie Zeh hat nach ihren eigenen Angaben sehr planvoll an ihrem Buch gearbeitet und mit großem soziologischen Impetus, das ist meine Art eher nicht. Ich habe auch keine Schablonen, die ich dann mit Leben füllen muss beim Schreiben – eher flitzen mir manchmal die ausgedachten (und beobachteten) Figuren davon. So hatte ich die Liebesgeschichte zwischen Zara Mengeleng und Karl Krassow überhaupt nicht ‚vor‘, sie hat sich erst beim Schreiben so ergeben. Aber hätte ich von Julie Zehs Unterleuten gewusst, hätte ich mich wahrscheinlich mehr beeilt, damit mein Grünmantel auf dem Markt nicht wie ein Nachklapp erscheint. Weil ich ja mein Geld mit Kabarett und Singen verdiene, tritt das Romanschreiben öfter mal zurück. Von jetzt her gesehen, ergänzen sich die beiden Bücher eigentlich ganz gut.
Ich muss zugeben, dass ich mit Ihrem schmalen Band besser zu recht gekommen bin, ich fand ihre filmische Erzählweise mit vielen kurzen Einstellungen lebendiger.
Juli Zeh hat sich auch anhören müssen, sie habe alle Klischees über das Leben in der Uckermark bedient, haben Sie sich diesen Vorwurf sicher schon anhören müssen?
Ja, von Rezensenten, die selbst ihre West/Ost-Klischees pflegen und einem geborenen Westberliner nicht recht zubilligen, etwas in ‚ihrem‘ Land stattfinden zu lassen. Ich finde ja, dass ich die gängigen Klischees zur Uckermark eher breche.
Wegen der Überarbeitungen – und im Zuge der Verlagssuche dann weiterer, anempfohlener Änderungen wegen, die ich aber meist am Ende verwarf. Was heißt: Ich mache mir zwar Pläne und ein Konzept, aber im Schreibprozess reiße ich die gern wieder ein. Wenns gut geht, liest es sich nachher wie ein natürlicher Alltag oder Fortgang – wenns nicht klappt, wirds unlogisch und kindisch, leider. Aber ohne dieses Risiko würde mir das Prosa-Schreiben keine Freude machen.
Die Größe spielt keine Rolle. In einer kleinen Buchandlung kann ich ohne Mühe lesen und erzählen und – falls ein Klavier vorhanden ist – auch noch singen, und so ganz ohne Technik ist es am natürlichsten. Wichtig ist nur, dass die Konzentration beim Vortrag liegt und es nicht nebenbei geschieht.
Also machen Sieauch Lesungen im Buchhandel?