In der Diskussion über die Nicht-Vergabe des diesjährigen Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises melden sich nun auch 222 deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautor*innen und Illustrator*innen mit einem offenen Brief zu Wort. Initiatorinnen des Briefes sind Christiane Bartelsen, Lisa-Marie Dickreiter, Lena Hach, Maria Knissel, Maike Stein, Ruth Rahlff, Katharina Reschke und Tania Witte. Wir zitieren im Wortlaut:
„Sehr geehrter Ständiger Rat,
mit Entsetzen und Unverständnis haben wir von Ihrer Entscheidung gelesen, dem Votum der Jury des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises nicht zu folgen und das für preiswürdig befundene Jugendbuch Papierklavier nicht auszuzeichnen. Nicht genug damit: Das Buch wurde sogar von der Empfehlungsliste gestrichen. Und das, obwohl es wichtige Themen für Jugendliche behandelt, darunter Familie und Freundschaft, Empathie und Zusammenhalt, Armut und Tod, Erwachsenwerden und Sexualität und die Auseinandersetzung mit Schönheitsnormen und Geschlechterfragen (z.B. trans Sein). Diese intentionale Ausgrenzung wollen wir unterzeichnenden Autor*innen und Illustrator*innen nicht schweigend hinnehmen.
Ihre Begründung, das Buch würde den Statuten des Preises nicht entsprechen, können wir nicht nachvollziehen, immerhin wurde es von einer zuvor eingesetzten Expert*innenjury nominiert – einer Jury, die nicht nur mit den Statuten des Preises bestens vertraut ist, sondern deren Expertise, auch im theologischen Sinne, wesentlich dazu beigetragen hat, den Preis zu einer hochkarätigen Auszeichnung im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zu machen. Die Ablehnung der Jury-Entscheidung verweist auf ein fehlendes Vertrauen in jene Vertreter*innen kirchlicher Institutionen, die mit jungen Menschen arbeiten, ihre Lebenswelten und -realitäten, ihre Sorgen und Hoffnungen kennen. Die Jury kam zum Schluss, dass das Buch das Preiskriterium „beispielhaft und altersgemäß christliche Lebenshaltungen zu verdeutlichen“ erfüllt.
Die Ablehnung eines von der Expert*innenjury ausgewählten Buches stellt so die Glaubwürdigkeit dieses Preises zukünftig in Frage und beschädigt auch das Ansehen der ihn stiftenden Institution nachhaltig. Wir möchten Sie daher dringend bitten, Ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken und der Empfehlung der Jury zu folgen.
Mit freundlichen Grüßen
Die unterzeichnenden Autor*innen und Illustrator*innen
17. Mai 2021″
Isabel Abedi
Nini Alaska
Judith Allert
Frauke Angel
Lucy Astner
Tamara Bach
Milena Baisch
Ocke Bandixen
Jürgen Banscherus
Marlies Bardeli
Karin Baron
Eva Baronsky
Christiane Bartelsen
Sabine Bartsch
Jutta Bauer
Jens Baumeister
Charlotte von Bausznern
Uwe Becker
Julie Bender
Jennifer Benkau
Anna Benning
Dr. Jörg Bernardy
Angela Bernhardt
Rüdiger Bertram
Larissa Bertonasco
Martina Bilke
Franziska Biermann
Anna Karina Birkenstock
Brigitte Blobel
Janet Blume
Julia Boehme
Kirsten Boie
Katrin Bongard
Carsten Brandau
Juliane Breinl
Julia Breitenöder
Claudia Brendler
Nele Brönner
SaBine Büchner
Antje Damm
Gabi Deeg
Lisa-Marie Dickreiter
Julia Ditschke
Beate Dölling
Ilona Einwohlt
Hartmut El Kurdi
Rolf-Bernhard Essig
Kirsten Fabinski
Fritz Fassbinder
Christine Fehér
Hans-Jürgen Feldhaus
Zuni Fellehner
Anna Fleck
Cornelia Franz
Maria Fremmer
Christian Friedrich
Claudia Friese
Katja Frixe
Anja Fröhlich
Susanne Fülscher
Nina George
Eleonore Gerhaher
Stefanie Gerstenberger
Stephanie Gessner
Mario Giordano
Anke Girod
Jacky Gleich
Nora Gomringer
Maren Gottschalk
Andreas Götz
Sandra Grauer
Sabina Gröner
Johannes Groschupf
Constanze Guhr
Charlotte Habersack
Lena Hach
Lisa Hänsch
Maike Harel
Andreas Hartmann
Cornelius Hartz
Stefanie Hasse
Brigitte van Hattem
Kerstin Hau
Birgit Hedemann
Finn-Ole Heinrich
Kristina Heldmann
Yvonne Hergane
Lena Hesse
Diana Hillebrand
Sabine Hinterberger
Jana Hoch
Kirsten Höcker
Stefanie Höfler
Felicitas Horstschäfer
Nikola Huppertz
Sabine Ibing
Jörg Isermeyer
Sarah Jäger
Anne Jaspersen
Ulrike Jensen
Inés María Jiménez
Dr. Angelika Jodl
Hendrik Jonas
Brigitte Jünger
Birgit Juresa
Andrea Karimé
Ulrich Karger
Guido Kasmann
Regina Kehn
Susanne Kilian
Maria Knissel
Alexander von Knorre
Kathrin Köller
Barbara Korthues
Kristina Kreuzer
Kerstin und Noa Kropac
Anke Kuhl
Esther Kuhn
Claudia Kühn
Daniela Kulot
Kathrin Lange
Angelika Lauriel
Lissa Lehmenkühler
Cleo Leuchtenberg
Eva Lezzi
Tom Limes
Johanna Lindemann
Dorit Linke
Christian Linker
Ruth Löbner
Anke Loose
Sabine Ludwig
Paul Maar
Cornelia Manikowsky
Irene Margil
Uticha Marmon
Gina Mayer
Derek Meister
Marion Meister
Lilli Messina
Melanie Metzenthin
Inge Meyer-Dietrich
Stephan Martin Meyer
Annette Mierswa
Christine Mildner
Ulrike Möltgen
Jörg Mühle
Karin Müller
Mirjam Müntefering
Martin Muser
Salah Naoura
Hansjörg Nessensohn
Jutta Nymphius
Karl Olsberg
Susanne Orosz
Inka Pabst
Kai Pannen
Alice Pantermüller
Rieke Patwardhan
Barbara Peters
Nina Petrick
Boris Pfeiffer
Adriana Popescu
Grit Poppe
Moni Port
Ilke S. Prick
Justine Pust
Stepha Quitterer
C.A. Raaven
Holly-Jane Rahlens
Ruth Rahlff
Inga Marie Ramcke
Christine Rech
Katja Reider
Nicole Rensmann
Katharina Reschke
Charlotte Richter
P.J. Ried
Katrin von Rudloff
Anna Ruhe
Nataly E. Savina
Bianca Schaalburg
Irmela Schautz
Anna Schloßmacher
Ka Schmitz
Andrea Schomburg
Kathrin Schrocke
Iris Schürmann-Mock
Stephanie Schuster
Gesine Schulz
Heike Schulz
Tanja Schwarze
Deniz Selek
Nasrin Siege
Katia Simon
Annabelle von Sperber
Christiane Spies
Christine Stahr
Maike Stein
Tobias Steinfeld
Tanya Stewner
Cally Stronk
Prof.Dr. Wolfhard Symader
Tanja Székessy
Stefanie Taschinski
Karsten Teich
Patricia Thoma
Christian Tielmann
Jochen Till
Dorothea Tust
Natascha Vlahovic
Tanja Voosen
Philip Waechter
Antje Wagner
Vanessa Walder
Sibylle Wenzel
Christine Werner
Jutta Wilke
Philipp Winterberg
Hannes Wirlinger
Tania Witte
Gregor Wolf
Carola Wolff
Heiko Wolz
Mehrdad Zaeri
Gerlis Zillgens
Dita Zipfel
Katrin Zipse
Gestern hatten die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen und der Arbeitskreis für Jugendliteratur Stellung bezogen.
Dank an die Initiatorinnen und Kolleg*innen! Mich erinnert dieses Vorgehen an das Veto der Bundesministerin bei der Auszeichnung von Pausewangs „Die Wolke“ zum DJLP 1988. Die damalige Intervention war ein Skandal, der letztlich die Änderung der Statuten und die uneingeschränkte Unabhängigkeit der Jury zur Folge hatte. Ich hoffe, man besinnt sich in diesem erneuten Fall ebenso eines Besseren! Ich schließe mich hier nachträglich der Liste und den aufgeführten Argumenten an. Karin Gruß