Zum Auftakt des Festivals LIT:potsdam „Starke Worte. Schöne Orte.“ (1. bis 6. Juni) fand heute in der Villa Schöningen in Potsdam die Tagung „Schreiben und Publizieren im digitalen Zeitalter“ als reale Veranstaltung statt. Nach drei ausgefallenen Messen sollte die von der Agentur werkside konzipierte Veranstaltung Aufbruchstimmung verbreiten (wir berichteten…).Und wirklich: Schon auf dem Weg zum Veranstaltungsort freuten sich einige Besucherinnen und Besucher sowie Podiumsgäste bei ihren zufälligen Begegnungen in der Straßenbahn über das Messefeeling.
Der weitläufige Garten des Ausstellungshauses Villa Schöningen an der Glienicker Brücke bot bei bestem Frühlingswetter eine schöne Kulisse für den Erfahrungsaustausch, zu dem rund 80 Besucher gekommen waren. Um die Position des Buchhandels ging es in einem von Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir moderierten Podiumsgespräch mit Maria-Christina Piwowarski (Ocelot-Buchhändlerin, Podcast-Betreiberin blauschwarzberlin), Peter Kraus vom Cleff (Präsident des Europäischen Verlegerverbands FEP und künftiger Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), Zoë Beck (Schriftstellerin, Verlegerin CulturBooks) und Karina Fenner (Geschäftsführerin Voland & Quist Verlag).
Die Teilnehmer betonten vor allem die Chancen der Digitalisierung. So böten beispielsweise Blogs und Plattformen wie Bookstagram eine Ergänzung zum klassischen Feuilleton und brächten Kunden in den Laden. Gut gebaute Algorithmen hätten eine Berechtigung im Fachbuchbreich, böten aber keine Möglichkeit zum Feedback. Wenn es um Literatur geht, komme es auf den Austausch mit Leserinnen und Lesern an. Die persönliche Ansprache durch einen Buchhändler, eine Buchhändlerin des Vertrauens sei nicht zu ersetzen. Blogs und soziale Medien machten zwar zunächst Arbeit, böten aber auch die Chance Präsenz und Kompetenz zu zeigen. „Buchhandlungen machen die Digitalisierung literarischer“, brachte es Maria-Christina Piwowarski auf den Punkt. Man hätte den Diskutanten noch länger zuhören können. Das gilt auch für das zweite Panel, bei dem es um die Frage ging „Wie die Digitalisierung die Presse verändert“.
Morgen startet nun die neunte Ausgabe von LIT:potsdam, der die künstlerische Leiterin Karin Graf in diesem Jahr das Motto „Ausnahmezeit – Verstand und Gefühl“ gegeben hat. Im Garten der Villa Quandt eröffnen um 19 Uhr Sharon Dodua Otoo (Adas Raum) und Mithu Sanyal (Identitti) in einem Gespräch über Fragen der Identität das Festival, zu dem auch Eva Menasse, Helga Schubert, Daniel Kehlmann und Lutz Seiler erwartet werden. Das komplette Programm finden Sie auf www.litpotsdam.de.
ml