für ein nachhaltiges Handeln. Die Buchhändler*innen haben dabei die SDGs priorisiert und erarbeiten nun in Kleingruppen, wie die Ziele in der Buchhandlung
vor Ort umgesetzt werden können. Die Ergebnisse der Workshops stellen die Buchhandler*innen dann Mitte Mai in Bad Hersfeld ihren Kolleg*innen vor.“
Im Mai findet der Libri.Campus live statt – erstmals seit 2019 wieder als Präsenzveranstaltung. Im aktuellen Interview (auch zu lesen im März BuchMarkt, ab Seite 24) erklärt Libri-Vertriebsleiter Bertram Pfister, was es mit dem Motto „Werte. Wirkung. Handeln.“ auf sich hat:
Nach zwei Jahren „Zwangspause“ bzw. Digitalbetrieb kann im Mai der Libri.Campus live endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden. Wie groß ist Ihre Vorfreude?
Die Vorfreude ist natürlich riesig, sich wieder vor Ort zu treen, Diskussionen und Austausch nicht nur über den Bildschirm zu erleben und bekannte Gesichter
wiederzusehen. Wenn wir aber etwas in den letzten zwei Jahren gelernt haben:
flexibel bleiben. Die Gesundheit unserer Gäste und der Libri-Mitarbeitenden vor
Ort steht natürlich an oberster Stelle.
Wie haben Sie die „digitalen Alternativen“ erlebt? Worin lagen die größten Unterschiede zum „vor-Ort-Campus“?
Wir konnten durch unsere digitalen Formate vielfältige Impulse geben und digital
in Workshops zu den Themen arbeiten. Durch die Teilnehmerpäckchen, die mit
Snacks und Workshop-Materialien versendet wurden, haben wir das Libri.Campus-Feeling nach Hause gebracht. Vor Ort liegt der Fokus auf dem Austausch und den persönlichen Begegnungen. Die Zufallsgespräche bei einem Pausenkaee gibt es im Digitalen nicht. Der Vorteil des digitalen Libri.Campus live lag ganz besonders darin, die Veranstaltungen in den Buchhandelsalltag zu integrieren und so auch mehrere Personen aus dem Team vor Ort an den Workshops und Livestreams teilnehmen zu lassen.
Können Sie die Resonanz aus dem Handel schon einschätzen?
Schon kurz nach dem Anmeldestart am 24. Februar konnten wir deutlich mehr
Anmeldungen registrieren als für die digitalen Ausgaben. Der Wunsch nach einem
Wiedersehen und dem persönlichen Austausch scheint also sehr groß zu sein,
was uns natürlich freut!
Das Motto der Veranstaltung lautet „Werte. Wirkung. Handeln. Für das Buch und die Gesellschaft“. Was können wir uns darunter vorstellen?
Endkund*innen setzen bei Kaufentscheidungen immer mehr darauf, was
ihnen wichtig ist und welche Werte Unternehmen vertreten. Und auch Unternehmen und Kommunen schauen bei Geschäftsbeziehungen und Aufträgen anhand ihrer Nachhaltigkeitsstrategie immer mehr auf das soziale und ökologische
Verhalten der Geschäftspartner*innen.
Das kann beispielsweise bei der Vergabe von Schulbuchaufträgen eine Rolle
spielen. Beim Libri.Campus live stehen also das Handeln und die Werte der Buchhandlungen im Mittelpunkt: Für welche Werte steht das Geschäft und das Team? Wie können diese authentisch besetzt werden? Werte wirken, wenn sie sich
im Handeln widerspiegeln. Jeder Beitrag für eine lebenswerte Zukunft kann sich
gleich doppelt lohnen: für die Buchhandlung und für die Gesellschaft.
Was erwartet die teilnehmenden Buchhändler*innen im Mai konkret?
In Impulsvorträgen, Podiumsdiskussionen und vertiefenden Diskussionsrunden
beleuchten wir die verschiedenen Handlungsfelder rund um das Thema Werte.
Dabei geht es uns nicht nur um die reine Nachhaltigkeit im ökologischen Sinn,
sondern auch um soziale und wirtschaftliche Dimensionen. Im zweiten Schritt
geht es dann um die ganz praktischen Umsetzungsmöglichkeiten in der Buchhandlung. Die eingeladenen Expert*innen kommen aus Beratung, Wissenschaft und Praxis und berichten, warum Werte heute eine so bedeutende Rolle spielen. Die Spanne reicht von Kund*innenbindung über Mitarbeiter*innengewinnung bis zu Anforderungen bei öffentlichen Ausschreibungen. Ausgangspunkt sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, den Sustainable Development Goals (SDGs). Diese hat die UN 2015 mit der Zielsetzung verabschiedet, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.
Einige Buchhandlungen erarbeiten im Vorfeld bereits erste Ansätze. Können Sie dazu schon etwas verraten?
Mit rund 14 Buchhandlungen erarbeiten wir aktuell ganz konkret Ansätze
für ein nachhaltiges Handeln. Die Buchhändler*innen haben dabei die SDGs
priorisiert und erarbeiten nun in Kleingruppen, wie die Ziele in der Buchhandlung
vor Ort umgesetzt werden können. Die Ergebnisse der Workshops stellen
die Buchhandler*innen dann Mitte Mai in Bad Hersfeld ihren Kolleg*innen vor.
Was passiert bei Libri zu den Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung?
Libri hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 keine klimaschädlichen Emissionen mehr
zu verursachen oder entstehende Treibhausgase zu kompensieren.
Ein wesentlicher Schritt dafür ist die Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage an unserem Logistikstandort Bad Hersfeld, die eine jährliche Emissionsersparnis von einer Million Kilogramm CO erzielt. Ergänzt wird dies durch die völlige Umstellung auf Ökostrom an unseren beiden Unternehmensstandorten
zum Jahresbeginn 2022. Daneben wird die zentrale Herausforderung
in den kommenden Jahren vor allem die klimaneutrale Gestaltung
der Transportlogistik sein.
In der Branche machte zuletzt das Wort vom „Kostentsunami“ die Runde. Sehen Sie den auch kommen?
Hier können wir natürlich nur für die Logistik sprechen, die nicht erst seit der
aktuellen Entwicklung unter Kostendruck steht. Den Bücherwagendienst subventioniert Libri bereits umfangreich, um die Kosten decken zu können. Steigende Energie- und Personalkosten und nicht zuletzt die Einführung der CO-Steuer sorgen zunehmend dafür, dass die Schere zwischen Transporterlösen und Transportkosten immer größer wird. Dieses Thema wird uns auch in Zukunft nicht
loslassen. Auch die Bepreisung von Büchern hat etwas mit „Werten“ zu tun.
Haben Sie den Eindruck, dass die Buchbranche ausreichend die Wertigkeit des eigenen Produkts hervorhebt?
Hier ist noch viel Luft nach oben. Sowohl was das Thema Vermittlung als
auch die konkrete Preisgestaltung angeht. Eine Anpassung der Preise ist zwingend
notwendig, um den Buchhandel für alle Beteiligten wirtschaftlich auskömmlich
und nachhaltig zu gestalten. Dazu gibt es ja mittlerweile einen recht breiten
Konsens in der Branche. Die allgemeinen Preis- und Kostensteigerungen der
jüngsten Zeit haben auf das Thema einen Druck gegeben, den wir uns noch
vor zwei Jahren nicht haben vorstellen können.
Die Fragen stellte Jörn Meyer
Im Beitrag von Bertram Pfister wird für Kohlendioxid die Abkürzung CO verwendet. Das ist aber die Formel für Kohlenmonoxid. Zwischen Kohlenmonoxid und Kohlendioxid besteht aber ein großer Unterschied. Die Nichtbeachtung dieses Unterschieds macht dann den Beitrag insgesamt unglaubwürdig. Schade!