der Messe-Mayer Leipzig 2024, Teil 5 von 5: Extra ohne Boss Hoss!

 

Liebe Freunde,

 

wenn Sie das lesen, ist schon wieder alles vorbei, zum Glück und/oder oh wie schade.

Leipzig 2024 hatte seine kleinen Aufreger und Sensationen, darunter die neue Direktorin und der alte Streik. Ich hatte auch wieder schöne Gespräche und habe viel Lustiges gesehen, und es gab viele runde Jubiläen.

Wäre ich näher bei der Messe untergebracht gewesen, hätte ich nicht so viel Zeit und Kraft in Transportbewältigung stecken müssen. Die Entscheidung, Taxiquittungen im vierstelligen Eurobereich anzuhäufen, macht mir Angst, und ich bin aber auch kein Freund großer Gepäckfußwege.

Also: Bringt mich bitte wieder nah bei der Messe unter statt in Thüringen, dann muss ich nicht so viel Content erfinden, während ich in Trambahnen auf Busse warte.

 

Jetzt noch vierhundert Ellen, äh, Klafter, äh, Meter

 

Und falls das eher eine Frage von Budget als von Auslastung ist: Ich nehme auch ein Zelt, solange es in der Nähe ist und WLAN hat!

 

Und nun auf in den letzten Messetag.

Wie war Ihr Sonntag? Waren Sie bis zum Schluss da?

Heute biete ich Ihnen mein letztes Interview an, die letzten Fotoreste von der Festplatte und meinen Besuch der Manga Comic Con, die ich immer sehr liebe.

 

Box Girl oder Geometry Dash? Nur einer der Namen ist echt.

 

(Ich wollte das Bild gerade Box Girl nennen, als meine Kinder lauthals protestierten, weil ich das Handy-Spiel Geometry Dash nicht kenne.)

 

Also wirklich, Papa.

 

Und ich entschuldige mich nochmal bei René Anour für die Verwechslung seiner Krimireihe und die blöde Anquatsche („Sind Sie nicht Kommissar Dupont?“). Wir haben halt auch sehr viele Kommissare, Commissarios und Commissaires in dieser Branche.

 

Aber den Campanard werde ich mir jetzt sogar ungelesen merken.

 

 

Mein letztes Interview: Martin Sonneborn

Der Europaabgeordnete Martin Sonneborn hat als Begründer von der PARTEI sowohl Parteigeschichte, Demokratiegeschichte als auch Satiregeschichte geschrieben. Jetzt könnte er eigentlich aufhören, aber aus Brüssel kommt man halt nicht mehr so leicht weg. Bei Kiepenheuer & Witsch hat er den zweiten Band seiner politischen Beobachtungen herausgebracht.

 

Herr Sonneborn bleibt in Brüssel

 

BuchMarkt: Sie haben jetzt schon zehn Minuten meiner Zeit vergeudet. Machen Sie das mit Steuergeldern auch so?

Martin Sonneborn: Wieso? Zehn Minuten? Das stimmt doch gar nicht.

Wir hatten um 17:35 Uhr einen Termin.

Im Ernst?

Ja.

Ich entlasse die Pressechefin von Kiepenheuer und Witsch. Ich musste eigene Bücher signieren, eine entwürdigende Tätigkei.

Wie kann man Sie aus Brüssel entfernen?

Mit Gewalt oder mittels einer Sperrklausel. CDU und SPD versuchen ja gerade wieder, eine Sperrklausel einzuführen, und haben sich diesmal auch vor dem Verfassungsgericht durchgesetzt. Irritierenderweise. Das wird natürlich trotzdem nichts bewirken, denn damit die FDP eine Chance hat, wird die Sperrklausel 2 % betragen, und da kommen wir natürlich locker drüber.

Oder man müsste sie einfach nicht mehr wählen

In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, eine Wahl auf dem Wahlzettel zu treffen, wird man mir nicht die Wähler nehmen können.

Jetzt kommt eine Vorlage für Sie: Haben Sie sich jemals etwas von Kommissionschefin Ursula von der Leyen …ausgeliehen?

Ah, ich verstehe. „Von der von der Leyen leihen? Nein.“

Sehen Sie sich oft?

Wir haben eigentlich nur einmal im Jahr Kontakt, wenn sie 90 Minuten lang zu erklären versucht, warum die EU eine so großartige Sache ist, und ich dann 90 Sekunden Zeit habe, das zu relativieren und das Bild zu zerstören.

Vor längerer Zeit hatten sie mir mal einen Ministerposten versprochen, wir hatten schon mal ein Gespräch.

Ja, ich weiß, es ergab sich nur noch keine Gelegenheit. Vielleicht können Sie mit diesen Ohren etwas für Ostern bewirken. Irgendwas mit Rammeln.

Was sind Sie von Beruf?

Ich gelte als unseriöser Politiker, Politclown, wie die süddeutsche Zeitung zu formulieren pflegte. Satiriker bezeichnen sich nicht als Satiriker, deshalb geht das schon nicht. So gerne ich sagen möchte, dass ich mit satirischen Mitteln arbeite: Ich bin ein Politiker.

Aber an dem langen Anlauf, den sie für diese Antwort nehmen müssen, sieht man ja auch: so tief wollten sie doch niemals drin stecken.

Das stimmt. Ja, das stimmt. Aber ich bin relativ autark geblieben. Ich habe schon den Vorwurf gehört, ich würde zum politischen Establishment gehören, da muss ich schon etwas schmunzeln. Ich sitze zwar seit neun Jahren im Parlament, aber ich pflege wenig Umgang mit anderen Abgeordneten und versuche, mir da eine Restintegrität zu bewahren. Aber mich Politiker zu nennen, ist natürlich auch gemein von Ihnen.

Wären Sie offen dafür, dass ihr Leben mit einem Anschlag endet?

Eigentlich nicht. Die Anschläge in Brüssel, die vor Jahren morgens um neun in U-Bahn Stationen stattfanden, haben dazu geführt, dass ich aus Sicherheitsgründen immer erst ab elf ins Parlament gehe. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ich mich nicht in die Luft springen lassen möchte.

Würde das ihr politisches Gewicht nicht noch steigern?

Dem Buchverkauf würde es nutzen.

Haben Sie ein kulinarisches Guilty Pleasure?

Eigentlich nur alkoholische.

Aber da ist ja nichts guilty dran.

Naja, wir leben in einer Gesellschaft, die Humor, Lust, Alkohol und Rauch immer feindlicher gegenübertritt, und ich versuche, dagegen zu halten. Deswegen trinke ich viel, mache schlechte Witze und fange jetzt an zu rauchen, direkt vor dem Wahlkampf.

Versuchen Leute witzig zu sein, wenn sie mit ihnen reden?

Oh Scheiße.

Echt, so schlimm?

Der letzte, der versucht hat, witzig zu sein…

…hatte so Ohren auf?

Nein, der hatte ein ganzes Biberkostüm an. Ohren sind harmlos. Wenn Leute versuchen, witziger zu sein als man selbst, dann wird das quälend für beide Seiten. Das war ein Geschäftspartner, den wir zu Gast in der Titanic-Redaktion hatten, und als wir die Tür öffneten, stand der im Biberkostüm da. Wir haben uns nichts anmerken lassen. Wie soll man auch reagieren auf ein Biberkostüm? Er behielt dann die ganze Zeit dieses Kostüm an und schwitzte, und wir ignorierten das.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Abgeordneter.

 

Am Ende des Gespräches werden sogar noch Deutschlandkarten für Schulen signiert:

signiert schon, aber nicht korrigiert (Mauer wieder einziehen etc.)

 

 

Politik und Journalismus, aber halt genau von den falschen Leuten

 

Kein Interview: The Boss Hoss

Die originelle, kultige Rockabilly-Cover-Formation Boss Hoss hat ein feines Grillkochbuch herausgebracht, genaugenommen schon das zweite, nur diesmal ohne Pandemie, und bei Südwest hätte ich sie treffen sollen.

 

Das Feuer war schon mal gelegt.

 

Tja, das ist auch wieder so eine Messe-Geschichte: Ich hatte ja rechtzeitig einen Termin angefragt; und meine Kontakte zum Südwest-Verlag sind so gut, dass das auch zugesagt werden konnte; und tatsächlich schaffen es Boss Hoss auf die Messe – und trotzdem haben wir keinen Spot mehr für einen kleinen Talk.

Auch das ist Messe: Fan-Andrang und Signierzeit wurden in einer Weise gesprengt, dass kein Interview mehr möglich war. Ich habe tapfer gewartet, bin von Signierhalle zu Verlagshalle gesprintet, habe den Interviewbereich freigehalten – und dann hatten wir leider nur Öhrchenkontakt.

Aber den hatten wir. Sagen wir: Das ist das am gründlichsten ausgefallene Interview, das ich je nicht hatte.

Hier erlebe ich aber wenigstens, dass der Leipziger Signierbereich nach Plan aufgeht:

Die Gatter funktionieren, die Massen werden gelenkt

 

Hier kommt man nur mit Öhrchen vorbei (und auch dann musste ich viel erklären)

 

Der Lohn des Anstehens: Zwei Rockabilly-Autogramme mit Edding und ein Sonnenstrahl

 

Und das wäre dann der Money Shot für unser Interview geworden:

 

Ist das nicht ein Jammer? Wir hätten sicher viel Spaß gehabt.

 

Aber hey: Das ist Messe, und als Abenteuer hat das Lost Interview mehr Spaß gemacht als die Lost Heimfahrt vom Freitag.

 

Zehn Jahre Manga Comic Con Leipzig

Etwa als das Format „Messe-Mayer“ erfunden wurde, kamen die ersten CosPlayer auf Buchmessen und begannen sich zu organisieren. Und es war aufregend und befremdlich. Heute muss man das niemandem mehr erklären. Heute ist Leipzig das Mekka der deutschen CosPlayer, während Frankfurt diese Position schleichend und kampflos aufgab.

 

Und viele sagen: Das ist auch kein Verlust.

 

Aber ich mag die MCC mit ihren schrillen Verkaufsständen und ihrem Flair, und nicht zuletzt mit ihren Kostümen, von denen ich die meisten weder kenne noch begreife – aber die paar wenigen zeige ich Ihnen gerne.

 

Ein großer Trend ist die Mystery Box: Man weiß nicht, was drin ist, aber es wird Nerds hinreichend glücklich machen. Und immerhin ist die Mystery Box gelabelt: Sie können sich vorher für Marvel oder Rick & Morty entscheiden.

(Früher hieß das halt Wundertüte.)

 

Shut up and take my Money (1):

Ich hab erst gar nicht geguckt, was das kostet.

 

Shut up and take my Money (2)

 

Falls Sie sich mal als ich verkleiden möchten oder wie Wibke Ladwig einen solidarischen Look anstreben: Auf der MCC gibt es nach wie vor Öhrchen.

 

Nur echt in Mayergrau, war ein Glücksfund damals.

 

Beachten Sie bitte auch die richtige Fachterminologie:

 

Das ist ein Furry.

 

 

Das nicht.

 

Alpträume verursachen aber beide.

 

Schönes Crossover:

 

Klassischer Riddler, neu gedacht, und Origin-Cruella

 

 

Wer nimmt denn freiwillig den Jared-Leto-Joker?

 

Sehr gelungene Seehexe Ursula!

Die Muränen sind das i-Tüpfelchen.

 

Aufwand, Pose und Effekt entsprechen einander, Hut ab:

Five Nights at Freddy’s

 

Ein Ohngesicht aus Studio Ghibli ist mir immer ein Foto wert

 

Den hätten Sie sehen müssen: Da stimmte die ganze Körpersprache. Wie er ging, wie er stehen blieb, wie er sich umdrehte! Brachte mich zum Lachen und machte mir ein ganz klein wenig Angst.

Jason Vorhees

 

Es gibt immer auch Anti-Kostüme, die sich über das CosPlay lustig machen, aber eben dadurch Teil des CosPlay sind.

Für dieses Jahr nominiere ich die billigen Nylonbananen.

 

 

Den habe ich erst nur von hinten gesehen und einfach nur gedacht: Ach, der Papst.

Aber dann war es Deadpope!

 

Deadpool erlaubt die meisten und willkürlichsten Crossover-Kostüme, und dann ist es eine Frage der Fantasie, was Sie daraus machen. Ich habe hier schon Koch-Deadpools und Cowboy-Deadpools gesehen.

Aber machen wir uns nichts vor: Das aller-, allerbeste Kostüm auf dieser Convention Schrägstrich Messe war der Teppich aus Disneys Aladdin.

 

Gebt ihr schon den Preis. Der Wettbewerb ist vorbei.

 

 

Noch ein paar Fotoreste

 

Eine ganze Woche lang habe ich versucht, die #buchbar nicht als Gummizelle zu bezeichnen, aber am letzten Tage scheitere ich endlich.

 

Gummizelle

 

Und wahrscheinlich habe ich den Witz schon auf der letzten Messe gemacht.

 

Rührend, wieviel Mühe man ins Marketing für den Film Damsel steckt, während er bereits floppt und beim Publikum durchfällt.

 

Netflix gibt sich Mühe

 

Hugendubel gibt sich Mühe

 

Heyne gibt sich Mühe.

 

Aber ich würde mal wetten, der schlechte Film schadet dem guten Buch. Behalten wir das im Auge.

 

Mittlerweile erkenne ich gut, wenn jemand nicht in die Kamera schaut, sondern auf meine Öhrchen:

 Klaus-Peter Wolf signiert bei S. Fischer

 

Apropos S. Fischer. Hier ist ein ganz rares Foto; mal sehen, wann wir es vom Server nehmen müssen:

 

Katja Riemann duldet nämlich absolut keine Nebenbei-Fotos.

 

Aber irgendwie habe ich es mit meinen Öhrchen und meiner Riesenkamera geschafft, alles andere als nebenbei auszusehen.

(Hauptsache, ich benenne Theresa Schenkel schon mal korrekt!)

 

Zum Thema Walk Act hat sich Penguin Random House noch gemeldet und stellt ein Foto von Bluey zur Verfügung:

Das wäre ja ein Job, den ich auch gerne einmal eine halbe Stunde machen würde.

 

 

Ich habe mich ja diese Woche sehr über die vielen Schilder auf Verlagstischen gefreut, und hier wäre dann noch eines bei Oetinger:

Da merkt man, dass Oetinger in Hamburg sitzt.

 

Thema Schilder: Irgendwie muss das auch noch rein. Kollege Veit Hoffmann hatte diese leckere Werbung auf dem Leipziger Markt an einer Zimtschneckenbude gesehen.

 

Und er hat mir keine mitgebracht.

 

 

Zum Geleit

Und das war Leipzig 2024. Wie jede Messe beginnt sie mit Absichten und Versprechen, die man sich selber gibt, und dann ist man froh, wenn man halbwegs irgendeinen Murks zurechtgefeilt hat, und das Publikum ist’s zufrieden.

Ich weiß ja selber nicht, wie ich damit seit Jahren durchkomme. Irgendwann wird jemand merken, dass immer nur die selben drei Leute hier vorkommen (Ongsiek, Poznanski und ich) und dass ich in Wahrheit nichts tue. Bis dahin aber tue ich das weiterhin aus vollstem Herzen.

Buchhändlerkollegin Sonja Lehmann vom Bücherwurm in Borken habe ich getroffen, aber nicht fotografiert, und versehentlich habe ich ihre nordhessische Ahle Worscht ausgeschlagen. War gerade in Gedanken. Bitte verzeihen Sie.

 

Usborne wollte ich besuchen, und dann habe ich Usborne nicht besucht. Noch während ich dies tippe, warte ich auf Alibi-Fotos, die ich vielleicht noch auf den letzten Drücker einpflegen kann, aber ich fürchte, das werden wir in Frankfurt bei einer Ohrfeige und einem Küsschen nachholen, ganz klassisches Hollywood.

Ralf Kramp war hier, und dann war er wieder weg. Wie oft wollen wir uns denn noch nicht treffen?

Naja, und so weiter. Eine einzige Messe reicht für die Messe eben nicht aus.

 

Manchmal muss man halt alles in eine einzige Umarmung legen.

 

Ich danke Katja Schmidt und allen, die bei Penguin Random House mal wieder behilflich waren.

Ich danke Maren Ongsiek und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Ich danke der Redaktion vom BuchMarkt und der Geschäftsführung von ebuch.

Ich danke dem Astral’Inn trotz all meines Jammerns hier auf diesen Seiten: Ihr könnt ja nix dafür, dass ich zur Messe will, Ihr wart sehr behilflich, und Eure Küche ist wirklich, wirklich empfehlenswert, lecker und hausgemacht.

 

Ich danke Petra Samani vom Buchblinzler und von Langendorfs Dienst für das schöne Foto vom Buchmesse-Chor:

Eine Sonntags-Institution, der ich leider noch nie beiwohnen konnte!

 

Aber irgendwann, wenn eine zusätzliche Übernachtung drin ist, dann singe ich da mit.

 

Meine Rubrik Lost Places in Leipzig kam sehr gut an. Auch hier habe ich mehr auf Halde, als ich brauche, aber ich möchte Ihnen ja gerne alle Kandidaten zeigen:

 

„Zuwegung“ gefällt mir noch besser als „Nordquartier“

 

 

Nicht jeder darf mit auf die Messe

 

Dann muss Robert sich wohl neues besorgen

 

Schlusswort:

Auch Europaabgeordnete müssen auf ein Taxi warten.

Unautorisiertes Foto UND Augen zu! Jackpot!

 

Schlusswort Zwo: Wir sehen uns im Oktober in Frankfurt!

Ihr und Euer

Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com

 

 

Lost Places in Leipzig, Teil 5 von 5:

Versöhnliche Forsythie verzaubert verlaubte Zuwegung

 

(…Sie dachten doch nicht etwa, dass ich Low-Key ende?)

 

 

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