Das Autorengespräch Hörbuchsprecherin Pia-Rhona Saxe über die Vertonung von Romance-Titeln

Pia-Rhona Saxe (Foto: Traumklick Joana Rudziok)

Romance-Stoffe boomen aktuell nicht nur in gedruckter Form, sondern sind auch im Audio-Format gefragt, wie wir u.a. auch im Romance- und Fantasy-Special in der aktuellen BuchMarkt-Ausgabe aufzeigen. Eine Sprecherin des Genres, die u.a. bei GOYAlibre erscheint, ist Pia-Rhona Saxe. Im Interview gibt sie Einblicke hinter die Kulissen der Romance-Sprecherei.

Wie sind Sie zum Hörbuch-Sprechen gekommen?

Ich hatte eines Tages im Jahr 2019 einen Podcast gehört, in dem es darum ging, die eigene Berufung zu finden. Zu dieser Zeit hatte ich noch als Beamtin im gehobenen Justizdienst gearbeitet – gar nicht unbedingt mit der akuten Absicht, daran etwas zu ändern.

Als es in dem Podcast hieß, man solle einfach mal auf das hören, was das Umfeld einem spiegele, so im Alltag, und sei es vermeintlich noch so klein und unbedeutend, hat das den Boden bereitet, auf den folgende Begegnung am nächsten Tag in meinem Büro fiel:

Ich verlas ein Protokoll im Rahmen meiner Tätigkeit als Rechtspflegerin und der Antragsteller mir gegenüber sagte danach: ,,Frau Saxe, Sie haben eine so angenehme Stimme, Sie sollten mal was anderes lesen, als dieses dröge Zeug hier“. 5 Minuten später habe ich mir ein Berufssprecherinnentraining bei einer Logopädin gebucht. Durch einen Zufall und dank einer alten Freundin, die seinerzeit in einem Bildungsverlag arbeitete, hatte ich einige Tage später meinen ersten Job (das waren damals Hörgeschichten für Menschen mit Demenz) und war plötzlich ganz schnell nebenberuflich selbständig. Danach folgten, wenn man die letzten 5 Jahre nun im Schnelldurchlauf betrachtet, diverse Fortbildungen bei renommierten Praktikern und Praktikerinnen, die ersten Hörbücher, wobei dann immer mehr Verlage hinzukamen – und nun jährt sich der Eintritt in mein neues Leben aka. Entlassung aus der Verbeamtung zugunsten meines Vollzeit-Künstlerinnendaseins Ende Mai bereits zum 3. Mal. Jetzt, wo ich das hier wieder so erzähle, bin ich wieder mal verblüfft darüber, wie alles gekommen ist.

Wie ist der Kontakt zu den Verlagen entstanden?

An meinem 30. Geburtstag 2020, stand ich im Badezimmer und machte mich für meine Party fertig, als mir ein sehr witziger Schnittfehler in einem Hörbuch auffiel, das ich gerade hörte. Ich rannte aufgeregt zu meinem Mann ins Arbeitszimmer, zeigte ihm die Stelle und er meinte ganz trocken: ,,Sag dem Verlag doch einfach mal Bescheid, dass da ein Fehler im Hörbuch ist.“ Ich war unsicher, ließ mich dann aber überzeugen, das per Instagram Direct Message doch durchzugeben. Beim Rausgehen aus unserem Büro rief mein Mann mir noch hinterher: ,,Und sag, dass du Sprecherin bist!“ Spoileralert: Genau das hab ich getan – und so kam der erste Kontakt zu einem Hörbuchverlag zustande. Dort habe ich dann eine ganze Weile viele Hörbücher eingelesen und mich dann z.B. mit den Hörproben aus den gesprochenen Büchern auf Ausschreibungen anderer Verlage auf Social Media gemeldet, an die im Internet zu findenden info@-Adressen geschrieben und bin so nach und nach auch in anderen Karteien gelandet. Vieles ist Eigeninitiative: Eine kleine Vita schreiben, in der aufgeführt ist, was du bisher so gemacht hast Hörbuchtechnisch, passende Hörproben raussuchen, eine nette zugewandte Email – im Grunde fast wie eine klassische Bewerbung. Teilweise kamen die Verlage später aber auch auf mich zu, weil zum Beispiel Autorinnen sich mich als Sprecherin gewünscht haben. Es ist ein bisschen wie ein Schneeball: Zu Beginn musst du viel selbst Rollen, aber irgendwann wird der Ball immer schwerer und rollt irgendwie von selbst.

Was fasziniert Sie an Fantasy- und Romance-Stoffen besonders?

In keinem Genre kann man sich als Sprecherin besser austoben, als in der Fantasy, finde ich. Dem Stimmspiel sind wenig Grenzen gesetzt, man kann mal richtig im Stimmkostümfundus wühlen, was ich sehr liebe. Deshalb wird Fantasy auch beruflich immer mein liebstes Genre bleiben. Bei der Romance ist es ganz klassich irgendwie das Happy End. Dieses Genre ist einfach meistens äußerst zufriedenstellend, weil wir doch irgendwie alle wollen, dass sie sich am Ende bekommen, oder nicht?

Generell ist es immer wieder besonders schön, dass ich in der Romantasy oft plötzlich wieder 16 bin und in die Welt einer coolen, starken, schönen Heldin eintauchen darf , wie früher, als Werke wie Twilight oder die Tribute von Panem mich als Konsumentin völlig in den Bann geschlagen haben; mit dem Unterschied, dass ich als Sprecherin nochmal näher dran bin und dadurch für die Zeit der Arbeit am Projekt die Welt durch die Augen dieser Heldin sehe. Die Grenze verschwimmt und dann bin ich es plötzlich selbst, die Drachen reitet, magische Kräfte hat und sich im Love Triangle zwischen Good Guy und Bad Guy (der sich ja dann meist doch als einer von den Guten entpuppt) entscheiden darf oder an der Seite einer Partnerin Hexen jagt.

Wie wichtig ist in diesem Bereich der Kontakt zur Community? Wie viel Feedback erreicht einen als Hörbuch-Sprecherin, da man ja vorrangig „im Hintergrund“ zu hören ist?

Ich empfinde den Kontakt als sehr wichtig, gerade auch in Zeiten, in denen es immer wichtiger wird, das eigene Produkt im künstlerischen Bereich mit der Persönlichkeit zu verknüpfen. Das tritt vor allem auf Buchmessen und Lesungen zutage, wenn man der Community persönlich begegnet. Tatsächlich ist das auch der Moment, in dem einen das meiste Feedback erreicht. Natürlich sehe ich, wenn Menschen mich in ihren Stories oder Beiträgen in den sozialen Medien erwähnen, um zu zeigen, dass sie gerade ein von mir gesprochenes Hörbuch hören oder gehört haben und darüber freue ich mich sehr. Natürlich kann man auch die Bewertungen in den unterschiedlichen Hörbuchapps lesen, aber das bildet nur einen Bruchteil derer ab, die die Hörbücher insgesamt konsumieren. Ich glaube, Lesen und Hören sind ja eher stille Hobbies, denen man so für sich nachgeht – vielleicht auch genau aus dem Grund, Zeit mit sich selbst zu verbringen – oder einfach um gut unterhalten zu sein, während man praktische Dinge tut. Daher ist es umso schöner, bei so mancher Gelegenheit im Jahr der Buchbubble im echten Leben zu begegnen und wieder einmal verwundert und mit einer ordentlichen Portion Demut festzustellen, dass es Menschen gibt, die einem gern dabei zuhören, wenn man ihnen wundervolle Geschichten erzählt – und dass das tatsächlich mein Beruf geworden ist.

 

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