Liebe Magdalena, kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Magdalena Sporkmann: Gerne: ich bin Autorin, Speakerin und Mentorin. Als solche helfe ich Frauen, finanziell und beruflich selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Ich bin Geisteswissenschaftlerin mit einer Leidenschaft für Finanzen und Unternehmertum. Seit 15 Jahren ist Berlin mein Zuhause.
Um was geht es in deinem Buch „Best Job Ever“?
In „Best Job Ever“ geht es darum, wie man mit unternehmerischem Denken und Handeln zu mehr Erfüllung, Freude und Leichtigkeit im Beruf finden kann – egal, ob angestellt oder selbständig. Dafür berichte ich nicht nur von meinen eigenen Erfahrungen in Festanstellungen und in der Selbständigkeit. Ich habe für „Best Job Ever“ auch 16 erfolgreiche Unternehmerinnen aus der ganzen Welt interviewt, die ihre Erfolgsrezepte und Job-Hacks teilen.
Was ist ein „unternehmerisches Mindset“ und was haben Angestellte damit zu tun?
Ein „unternehmerisches Mindset“ zu haben, bedeutet, zu agieren, statt zu reagieren. Menschen mit einem unternehmerischen Mindset sind entscheidungsfähig und -freudig sowie kreativ. Sie schrecken nicht vor Herausforderungen zurück, sondern sind bereit, sich ihnen zu stellen und an ihnen zu wachsen. Unternehmerisch denkende Menschen sehen eher Chancen als Probleme, entwickeln innovative Herangehensweisen und verfolgen entschlossen ihre Ziele. Wenn Angestellte lernen, wie Unternehmer:innen zu denken und handeln, holen sie sich die Gestaltungsmacht über ihren Job zurück und damit auch Sinnempfinden, Zufriedenheit und Leichtigkeit.
Verrate uns doch bitte die drei wichtigsten unternehmerischen „Superkräfte“.
Eine starke Vision für sein Tun zu haben, ist enorm wichtig, weil sie wie ein Motivationsbooster wirkt und auch mal über Durststrecken trägt. Darüber hinaus ist Neugier eine – unterschätzte – Superkraft. Neugier erlaubt uns, erstens auch im Bekannten immer wieder etwas Neues zu entdecken und so unsere Arbeit interessant zu halten. Zweitens ist Neugier die Voraussetzung, um mit Leichtigkeit Neues zu lernen. Und das ist in einer sich ständig wandelnden Arbeits- und Lebenswelt essentiell. Nicht zuletzt ist auch Resilienz von entscheidender Bedeutung für unternehmerisches Denken und Handeln, denn wer Neues wagt, wird auch mal scheitern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen, sondern daraus lernen und dann weitermachenWelche deiner 16 Interview-Partnerinnen hat dich besonders beeindruckt?
Jede meiner Interviewpartnerinnen hat mich auf eine andere Weise beeindruckt. Maria Lorenz-Bokelberg etwa habe ich als sehr fortschrittliche und menschliche Arbeitgeberin kennengelernt. Bei Mirna Funk hingegen hat mich der Pragmatismus, mit dem sie ihre künstlerische Arbeit verfolgt, beeindruckt.
Was kann ich denn konkret tun, wenn mich mein Job langweilt? Welche sind die ersten Schritte?
Es ist sehr wertvoll, mit etwas Abstand auf den eigenen Job zu blicken. Aus meiner Erfahrung gelingt das leichter, wenn man auch zeitlich und örtlich etwas Distanz aufbaut, wie beispielsweise im Urlaub. Dann sollte man sich fragen, warum man eigentlich den Job macht, den man macht. Es ist sehr motivierend, eine eigene Vision für seine Berufstätigkeit zu entwickeln, die über das notwendige Geldverdienen hinaus geht. So kann man sich selbst immer neue Ziele im Job setzen, die dazu anspornen, den eigenen Komfortbereich zu verlassen und etwas Neues, Interessantes zu erleben.
Wie kann ich mich motiviert halten?
Wer seinem Arbeitsalltag – sowie dem Leben insgesamt – mit Neugier begegnet, bleibt motiviert. Wie kannst du einen Arbeitsablauf effizienter gestalten, wie eine unliebsame Aufgabe angenehmer? Auf welchen Wegen könntest du noch zur Arbeit gelangen? Wann ist eigentlich deine produktivste Zeit und wie kannst du diese am besten für dich nutzen? Durch Neugier entdecken wir unbekannte Facetten an unserem Alltag und Dinge, die unser Interesse und damit auch unsere Motivation wecken.
Sind deine Tipps denn auch für Menschen umsetzbar, die in Jobs mit sehr starren Strukturen arbeiten – Stichwort: Schichtarbeit, steile Hierarchie, keine Mitbestimmungsmöglichkeiten?
Ich bin überzeugt, dass jeder Job Gestaltungsspielräume bietet – der eine mehr, der andere weniger. Möglicherweise werden aber manche Leser:innen nach der Lektüre feststellen, dass ihnen der Gestaltungsspielraum in ihrem Job nicht ausreicht und sich auf die Suche nach einem flexibleren Job-Angebot begeben.
Gibt es in deinem Buch auch Übungen?
Ja, mein Buch ist sehr interaktiv gestaltet und enthält viele praktische Tipps und Übungen. Ich habe etwa eine Übung des Psychotherapeuten Nathaniel Branden zum Aufbau des Selbstwertgefühls übernommen. Außerdem teile ich zum Beispiel meine Lieblingsübungen gegen Lampenfieber von der Sozialpsychologin Amy Cuddy.
Im Buch gibst Du auch sehr viel Privates von dir preis – du berichtest von Mobbing in der Schule oder auch warum du deinen Verlobten einst verlassen hast. Welche Überzeugung deinerseits steckt dahinter?
Indem ich nicht nur von meinen Erfolgen, sondern auch von meinen Krisen berichte, möchte ich mich meinen Leser:innen als Mensch zeigen. Zufriedenheit und Erfüllung fallen nicht vom Himmel, sondern sind oft das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst: den eigenen Wünschen, Ängsten, Stärken und Schwächen. Ich möchte zeigen, wie ich diesen Weg gegangen bin und Mut machen, dass es meine Leser:innen auch schaffen können.
Was hat Verletzlichkeit mit Erfolg zu tun?
Verletzlichkeit ist die Bereitschaft, sich mit seinen Wünschen und Träumen, aber auch seinen Misserfolgen zu zeigen. Wer erfolgreich sein will, muss seine Komfortzone verlassen und Neues wagen. Aber wer Neues wagt, wird immer wieder auch Misserfolge erleben. Jede:r erfolgreiche Unternehmer:in hat Misserfolge erlebt. Verletzlichkeit ist damit gewissermaßen die Voraussetzung für Erfolg.
Was hat ein Berufsleben mit Marathon zu tun?
Zwischen Ausbildung und Rente sind wir Jahrzehnte berufstätig. Das ist eine lange Zeit, die gut genutzt und gestaltet werden sollte, denn für viele dauert das Berufsleben nahezu das halbe Leben.
Und last but not least: Im Buch schreibst Du, man solle stets eine Vision für sein berufliches Leben haben. Wie lautet deine Vision?
Meine Vision ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen durch die ökonomische Gleichstellung der Geschlechter. Ich möchte wissen, wie unsere Gesellschaft, unser Leben und Zusammenleben aussähe, wenn Frauen finanziell nicht mehr von ihren Männern abhängig wären, wenn mindestens die Hälfte aller Unternehmen Frauen gehörte oder von Frauen geführt würde, wenn Frauen Geld locker machen könnten für Frauenthemen, wenn Frauen so viel Geld verdienten und besäßen wie Männer.