Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – November 2024

Uwe Kalkowski

Frische Fundstücke aus den Literaturblogs? Aber gerne doch. Ich war wieder auf der Suche und habe ein paar lesenswerte Blogbeitrage zusammengestellt. Hier sind sie.

Es beginnt mit einem ernsten Thema. Unter der Überschrift »Deutscher Buchmarkt in der Krise: Wie künstliche Intelligenz die Buchqualität ruiniert« schreibt Tobias Zeising im Blog Lesestunden über eine Entwicklung, die perspektivisch in der Tat bedrohlich wirkt – und die vielen nicht klar sein dürfte. Ein lesenswerter Text.

Für ihren Blog glasperlenspiel13 hat Vera Lejsek den Leipziger Schriftsteller Johannes Herwig interviewt, der als Jugendbuchautor den Anna-Seghers-Preis gewonnen hat. Eine spannende Kombination und ein spannendes Interview. Unbedingt lesen.

In seinem Blog schreibt Sören Heim: »Wenn wir einmal so tun, als wäre der Nobelpreis ein konsequenter Literaturpreis, dann gibt es in dessen über 100-jährigen Geschichte wahrscheinlich kaum eine Autorin, die diesen Preis so sehr verdient hat wie Grazia Deledda Bäm. Was für ein Statement. Das sofort neugierig macht auf den Text. Und auf Deleddas Bücher.

»The Greatest Nobodys of History« – was und vor allem wer mag sich wohl hinter diesem Titel des Buches von Adrian Bliss verbergen? Im Blog schiefgelesen stellt Marion Rave das Werk vor. Und es klingt sehr, sehr witzig.

Nächstes Jahr jährt sich die Erstveröffentlichung von »Der große Gatsby« von F. Scott Fitzgerald zum hundertsten Mal und ich freue mich schon auf die Neuausgabe aus dem Manesse Verlag. Aber auch diesen Band werde ich mir genauer anschauen: Im Blog Travel Without Moving bespricht Romy Henze die von Pete Katz prachtvoll gezeichnete Graphic Novel des Werks.

»Das große Spiel« von Richard Powers liegt bei mir seit ein paar Wochen auf dem Stapel. Die Besprechungen, die ich bis jetzt gelesen habe, fielen zum Teil sehr unterschiedlich aus – aber die großartige Rezension von Constanze Matthes im Blog Zeichen & Zeiten weckt endgültig die Neugier auf diesen Roman.

Im Blog Poesierausch stellt Stefan Diezmann ein wichtiges Buch vor: »Judenhass underground«, herausgegeben von Nicholas Potter und Stefan Lauer, erschienen im Verlag der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Band konzentriert sich vor allem auf den Antisemitismus von links, denn gerade im (vermeintlich) linken Meinungsspektrum ist die Zunahme hasserfüllter, antisemitischer Einstellungen dramatisch. Ein Treiber ist hier der BDS als größte internationale antisemitische Bewegung. Danke für diese Buchbesprechung.

Yannick Dreßen betreibt nicht nur den Blog LetteraTour, sondern auch einen gleichnamigen Podcast, in dem er Menschen aus dem Buch-Umfeld interviewt. In der neuen Folge ist die BookTuberin Ilke Sayan zu Gast, deren Kanal BuchGeschichten stets einen Besuch wert ist – und den beiden zuzuhören macht großen Spaß.

In der Reihe rororo Entdeckungen erscheinen bei Rowohlt Bücher von vergessenen oder kaum bekannten Autorinnen. Die Initiatorinnen des Projekts und Herausgeberinnen der Reihe sind Nicole Seifert und Magda Birkmann. Im Literaturblog Nacht und Tag von Nicole Seifert wird der neueste Band der Reihe vorgestellt: »Man spricht über Jacqueline« von Katrin Holland, ursprünglich erschienen im Jahr 1930.

Im Blog Klappentexterin und Herr Klappentexter gibt es ein wunderbares Weihnachtsspecial mit einer sehr fein kuratierten Empfehlungsliste. Nach dem Motto: »Alter, Erinnerungen, Geld – alles geschenkt! Bleiben wir jung im Herzen, erinnern uns an die schönen Dinge und glauben an alles, was man für Geld nicht kaufen kann.«

Und in meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer gratuliere ich meinem Lieblingsprotagonisten zum 65. Geburtstag. Passt auch gut zum 30. Jahrestag des Mauerfalls – wie die Zeit vergeht.

Das war es mal wieder. Ich wünsche uns allen einen schönen Dezember und friedvolle Weihnachtstage. Noch einmal wird dieser Netzrückblick hier bei BuchMarkt erscheinen, bevor diese Zeit leider vorbei ist. Ein seltsames Gefühl. Aber es wird an anderer Stelle weitergehen, versprochen.

Wir lesen uns.

Uwe Kalkowski ist seit über 30 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.