Krach im Hamburg wegen Entlassung der bisherigen Literaturhauschefin Ursula Keller

Krach in Hamburg: Die Meldung, die vor einigen Tagen eher undramatisch daherkam, wirbelt in der Hafenstadt nun erheblichen Staub auf: Die bisherige Programmleiterin Ursula Keller gehe, HoCa-GF Rainer Moritz [mehr…]komme. (Wie es heißt, hatte sie eigentlich damit gerechnet, dass ihr Vertrag verlängert wird!).

Jetzt ist der Krach aber da: Seit vorgestern kursiert ein offener Brief diverser Literaturinteressierter, die ein mehr als deutliches Unbehagen gegen die Entscheidung des Vorstandes äußern und nichts Geringeres fordern denn eine außerordentliche Mitgliederversammlung, haben doch die 600 Mitglieder von allem aus der Zeitung erfahren. Solide Namen aus der Hamburger Literatur- und Kunstszene haben den Brief unterschrieben, aber auch bundesweit in Sachen Literatur engagierte Personen wie Adolf Muschg, Norbert Wehr und Jochen Jung finden sich darunter. „Nichts gegen Rainer Moritz! Dieser Ruf schallt einem all überall entgegen, bevor man überhaupt gefragt und damit eventuelle Bedenken formuliert hat. Was einen sogleich wieder misstrauisch macht, verstärkt es doch den Verdacht, hier solle von vornherein eine Personalentscheidung mit dem Gestus des Selbstverständlichen bemäntelt werden, und dass es nicht einfach nur Ungeschick war, etwas, das man offensichtlich im kleinen Kreis hinter den Kulissen eingefädelt hat, zum richtigen Zeitpunkt als quasi organische Lösung vorzustellen“, mäkelt die „Frankfurter Rundschau“.
Weiter heißt es in dem Artikel von Frank Keil: „Skeptisch stimmt in jedem Fall die geplante Zusammenführung von Geschäftsführung und Programmgestaltung in einer Person, die auch noch aus dem Verlagsgeschäft kommt. Ursula Keller ist unbestreitbar eine intellektuelle Größe unter den Leitern literarischer Häuser (in Hamburg erst recht), die seit zwölf Jahren beweist, dass es ein Publikum gibt, das ungern unterfordert wird. Weshalb aus dem Umfeld des Literaturhausvorstandes sofort zu hören war, die Wahl Rainer Moritz‘ sei in keinem Fall als Kritik an der Programmführung Ursula Kellers zu werten. Ja, warum will man dann einen neuen Mann? Eines hat Ursula Keller stets abgewehrt: ihr Haus für reine Buchpräsentationen zu öffnen, für Lesungstourneen, wie man sie aus den Buchkaufhäusern kennt, wo man sich hernach die angepriesene Ware von der Palette greift. Nichts gegen Rainer Moritz also, der Vizepräsident der Proust-Gesellschaft ist und Autor eines wirklich fundierten Büchleins über den deutschen Schlager ist. Nur braucht man nicht viel Fantasie und kann sich ausmalen, in welche Richtung das Haus driften könnte, sollte es bei der bisherigen Entscheidung zu seiner künftigen Doppelfunktion bleiben.“

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