Parthenon der Bücher

 

Buchmesse - Holger Volland, Juergen Boos, Marta Minujin
Holger Volland, Juergen Boos, Marta Minujin

Auf der Agora begrüßte Messe-Vizedirektor Holger Volland gestern zu einer besonderen Aktion: Es ging um den Auftakt zum Projekt Parthenon der Bücher mit der argentinischen Künstlerin Marta Minujin in Kooperation mit der .

Messedirektor Juergen Boos freute sich, dass Marta Minujin für diese Aktion gewonnen werden konnte. Nun gehe es darum, bis zur documenta 14, die vom 10. Juni bis zum 17. September 2017 in Kassel stattfinden wird, 100.000 Bücher zusammen zubekommen.
Dabei handelt es sich allerdings um besondere Werke; um Bücher aus aller Welt, die verboten waren und wieder neu aufgelegt wurden. „Das sind natürlich viel mehr als 100.000“, erklärte Boos.

Marta Minujin hat bereits 1983 eine ähnliche Installation in Argentinien errichtet. Nach Ende der Militärdiktatur stapelte sie in Buenos Aires 100.000 einst verbotene Bücher zu einem Parthenon nach griechischem Vorbild. Nach fünf Tagen wurde das „Gebäude“ von zwei großen Kränen in einer öffentlichen Aktion zum Einsturz gebracht und die Bücher verteilt. Ähnlich soll das dann auch in Kassel passieren. „Die Bücher sollen nicht nur gespendet, sondern auch gelesen werden“, verdeutlichte Boos.


Die Installation von Minujin erinnert an den Tempel auf der Athener Akropolis, der das Ideal der ersten Demokratie verkörpert. Deshalb wird es auch in Athen eine Aktion vom 8. April bis zum 16. Juli 2017 geben.
In Kassel wird der Parthenon auf dem Friedrichsplatz erbaut. Dort wurden am 19. Mai 1933 rund 2000 Bücher verbrannt.
1941 fing das ebenfalls am Friedrichsplatz gelegene Fridericianum während eines Bombenangriffs Feuer – in dem damals als Bibliothek genutzten Gebäude gingen rund 350.000 Bände verloren.

Bei der nun angelaufenen Aktion haben bereits viele Verlage ihre Unterstützung zugesagt. Boos selbst legte Milan KunderaDie unerträgliche Leichtigkeit des Seins in den Sammelbehälter und erzählte eine Geschichte dazu: „Ein Freund las das verbotene Buch. Leider fehlte ein Kapitel, der Freund schrieb es selbst. Später schickte er es dem Autor: Kundera mochte es.“

„Von einer solchen Aktion habe ich vor einem Jahr nicht zu träumen gewagt“, bekannte Projektleiter Adam Szymczyk. Kunderas Leichtigkeit des Seins habe er in einer Samisdat-Edition gelesen.
Szymczyk legte Witold Gombrowicz’ Tagebuch in den Container, Marta Minujin hatte Dailan Kifki von Maria Elena Walsh mitgebracht, Holger Volland spendete Mephisto von Klaus Mann.

Die Besucher hatten anschließend die Möglichkeit, sich in zwei großen Containern umzuschauen, Buchbeispiele und einen Kurzfilm sowie das Modell des Parthenon der Bücher zu sehen.

Nun sind alle eingeladen, Bücher aus ihrer Bibliothek zu spenden. Möglich ist das nicht nur während der Buchmesse – die Spenden können auch nach Kassel oder Athen geschickt werden. Außerdem nehmen sieben Buchhandlungen in Kassel die Bücher persönlich entgegen. Alle Unterstützer werden außerdem gebeten, ein Formular auszufüllen und mit abzugeben, mehr dazu ist unter documenta14.de/the_parthenon_of_books/donate/de zu erfahren.

JF

 

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