Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Mut zur Künstlichkeit!“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Nur her mit den Tiefschlägen!“: Der junge Molekularbiologe Nicklas Brendborg findet in der Natur die Lust und Tipps für ein längeres Leben. „Der Mann hat leicht reden. Er denkt vorwärts, wenn die meisten seiner Leser schon längst nach hinten blicken. Und er schreibt, wie er denkt, frisch nämlich. Fünfundzwanzig Jahre alt ist Nicklas Brendborg, ein Molekularbiologe aus Kopenhagen, Postdoc und von bemerkenswertem Sprachwitz. Warum nun ausgerechnet dieser blutjunge Autor sich mit dem Thema befasst hat, das wie gemacht zu scheint für alle anderen, nämlich älteren Generationen, das löst sich ziemlich weit hinten in seinem Buch auf.“
    Nicklas Brendborg, Quallen altern rückwärts. Was wir von der Natur über ein langes Leben lernen können (Eichborn Verlag)
  • „Kritik an sich“: Klaus Bittermann legt eine Biographie des vor vier Jahren verstorbenen Publizisten Wolfgang Pohrt vor. „Das Lebens- und Denkbild eines Menschen, der eigensinnig genug war, selbst bestimmen zu wollen, wann er argumentierte, wann er schimpfte und wann er schwieg, hat sein Biograph nun einer von allen beim Meinungsrummel störenden Begründungsanforderungen befreiten Zwitscher- und Plapperpublizistik zu ihrer wohl ausbleibenden Beschämung vorgelegt. Das ist unter den vielen unzeitgemäßen Streichen des Verlegers und Autors Bittermann, die er sich im Geist seines verstorbenen Freundes Pohrt erlaubt, gewiss der gelungenste.“
    Klaus Bittermann, Der Intellektuelle als Unruhestifter. Wolfgang Pohrt. Eine Biographie (Edition Tiamat)
  • „Vertrauen ist eine wertvolle Ressource“: Ein Fünf-Punkte-Plan mit einigen Voraussetzungen: Bill Gates gibt Ratschläge, wie Pandemien in Zukunft zu verhindern seien. „Natürlich kann man darüber streiten, wie dringend die Welt Gates’ Sicht auf dieses Thema benötigt. Es gibt zahlreiche Experten, deren Blick auf die nächste Pandemie gewichtiger wäre – und die weniger Aufmerksamkeit bekommen würden. Andererseits hat die Gates-Stiftung vieles bewegt im Bereich der globalen Gesundheit, und Gates’ Einfluss ist enorm. Tatsächlich gibt das Buch verständliche Erklärungen und ist zügig erzählt. Wer sich mit dem Thema bislang wenig beschäftigt hat, kann es mit Gewinn lesen. Im Kern skizziert es einen Fünfpunkteplan: Ein globales Pandemie-Team zusammenstellen, das frühe Erkennen neuer Ausbrüche verbessern, Impfstoffe vorbereiten, Medikamente entwickeln und dann üben, üben, üben.“
    Bill Gates, Wie wir die nächste Pandemie verhindern (aus dem Englischen von K. Dürr, U. Held, K. Petersen und C. Stoll; Piper )

  • „Bitte folgen Sie mir“: Was bedeutet die Kunst für das Leben? Nun: alles. Zu Eckhart Nickels tollem Roman Spitzweg. „Obschon Kirsten, Carl und der Erzähler vor dem Abitur stehen, ist Spitzweg kein Coming-of-Age-Roman im Sinne wilder Herzen und aufregenden nächtlichen Nacktbadens im See. Und obschon das Buch in einer erweiterten Gegenwart zu spielen scheint, bleibt jeder konkrete Verweis darauf aus. Spitzweg ist eine Fantasie, in der keine Smartphones aufleuchten, keine E-Autos um die Ecke biegen. Und trotzdem funktioniert Spitzweg so ausgesprochen gelungen, Respekt: Mut zur Künstlichkeit!“

    Eckhart Nickel, Spitzweg (Piper)

    Kinder- & Jugendliteratur

  • „Sommer mit Schlange“: Mit ihren wilden, farbintensiven Illustrationen zu Espen Dekkos Bilderbuch Poff und Elmar stellte sich die junge norwegische Illustratorin Mari Kanstadt Johnsen vor zwei Jahren auf dem deutschen Markt vor. „Und nun erschien ihr neues Zählbilderbuch 3 2 1 Anna und Oma zählen los, mit dem sie Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistern wird, denn mit ihrer Oma-Enkelin Geschichte ist sie den Gefühlen ihrer kleinen Heldin ganz nah. Ihre originellen, expressiven Bilder fallen auf zwischen den weitverbreiteten niedlichen Bilderbuchillustration und zeigen die große Begabung der jungen Künstlerin.“
    Mari Kanstad Johnsen, 3 2 1 Anna und Oma zählen los (aus dem Norwegischen von Friederike Buchinger; Beltz & Gelberg)
  • „Im Düsteren Wald“: Barclay kämpft gegen Lufthunde und Nitneys. „Amanda Foody hat eine wundervolle Mischung aus Fantasy-, Freundschafts- und Entwicklungsgeschichte schon für Kinder geschrieben. Bald bekommt „Wilder Reich“ einen literarischen Sog, der einen etwa so schnell durchs Buch jagen lässt, wie Barclay mit seinen magischen Kräften durch den gar nicht so düsteren Wald.“

    Amanda Foody, Wilder Reich. Eine schicksalhafte Prüfung (aus dem  Englischen von Ann Lecker; Loewe)

  • „Schutzschild Naivität“: In seinem Thriller Wir, die süßen Schlampen lässt Zoran Drvenkar fünf junge Frauen von ihrer neuen Freiheit erzählen – in einem Berlin, das von Männern und ihren Gangs dominiert wird. „Drvenkar lässt sie reihum erzählen, mit Lust nutzt er die Möglichkeiten der weiblichen Perspektive, ihr Erzählen ist offener, derber, energischer, sie sind schlagfertig und gewitzt, fantasievoll und vulgär, da ist mehr Selbstironie drin und weniger Larmoyanz, als wenn Männer erzählen.“
    Zoran Drvenkar, Wir, die süßen Schlampen (Beltz & Gelberg)
  • „Noch eine Chance für Nora“:“Das Buch wechselt immer zwischen Noras Vergangenheit und der Gegenwart und zeigt so Noras Charakter. Es ist ein Thriller mit einer LGBTQIA-Liebesgeschichte. Es hat viel Action in sich, und von Seite 50 an kann man nicht mehr aufhören zu lesen. Tess Sharpe schafft es mit diesem Buch, den Leser bis mitten in der Nacht wachzuhalten, da man immer wieder wissen will, wie es weitergeht und wie Nora und ihre Freunde die Situation regeln.“
    Tess Sharpe, The Girls I’ve been (aus dem Englischen von Beate Schäfer; Carlsen)

  • „‚Wie es wohl wäre, die Wassermenge der Niagarafälle mit dem Teelöffel zu messen'“: Die englische Künstlerin Cornelia Parker über rote Flusen aus dem House of Lords, das Sprengen einer Gartenhütte und warum sie mit der Dampfwalze über Silbergeschirr fuhr – ein Auszug aus Sandra Danickes Interviewbuch Material.
    Sandra Danicke, Material. 22 Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern (Verlag für moderne Kunst)
  • „Im Dunkel tappen“: Michael Wildts Studie Zerborstene Zeit erzählt deutsche Geschichte zwischen 1918 und 1945 von den Rändern her. „Wildt gelingt das Kunststück, den Blick sowohl auf historische Details wie auf jene soziale Dynamik zu richten, die zu einer sich als Versprechen gerierenden Volksgemeinschaft tendiert.“
    Michael Wildt, Zerborstene Zeit. Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 (C. H. Beck)
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