Ende des Jahres hatte die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg) Insolvenz angemeldet. Zum 2. Januar 2024 hat nun der Verlag Herder Teile des Unternehmens übernommen.
Die Transaktion umfasst mehr als 200 lieferbare Backlist- und Frontlisttitel, die Zeitschriften „Archäologie in Deutschland“ und „Antike Welt“ sowie den Bereich „Publishing Services“. Die beiden Zeitschriften erscheinen weiter wie gewohnt, die Verlagsmarken wbg, Theiss, Lambert Schneider und Philipp von Zabern werden bis auf Weiteres fortgeführt. Herder will durch die Übernahme seine Präsenz im historischen Sach- und Fachbuch sowie dem Special Interest-Zeitschriftenmarkt erweitern. Das Gesamt-Umsatzvolumen der übernommenen Teile liegt bei drei Millionen Euro.
„Wir haben neben unserer verlegerischen Kompetenz im Special Interest-Zeitschriftenbereich in den letzten Jahren ein historisches Buchprogramm aufgebaut. Wir werden unser Buch- und Zeitschriftenprogramm auch künftig ausbauen und die wbg passt perfekt zu unserer Wachstumsstrategie“, erläutertder verlegerische Herder-Geschäftsführer Simon Biallowons.
„Wir haben unsere Organisationsstruktur, die Arbeitskultur und die Produkte unseres Hauses in den letzten Jahren nachhaltig digitalisiert. Davon werden die Marken der wbg in allen Prozessen profitieren. Wir freuen uns, den bisherigen Mitgliedern der wbg ein spannendes und noch breiteres Produkt-Portfolio anbieten zu können“, beschreibt der kaufmännische Herder-Geschäftsführer Philipp Lindinger Synergieeffekte und künftige Perspektiven.
Die wbg war im vergangenen Jahr infolge einer nicht erfolgreichen IT-Umstellung, aber auch angesichts der aktuell schwierigen Lage im Buchhandel in eine Liquiditätskrise geraten, am 10. Oktober 2023 hatte die Geschäftsführung Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. „Auch wenn ich mir einen vollständigen Erhalt des wirtschaftlichen Vereins wbg in Darmstadt gewünscht hätte, kann mit der Übertragung von Teilen des Verlagsgeschäfts ein wesentliches Ziel der wbg, die Förderung von akademischem Wissen und Bildung, fortgesetzt werden“, so die Insolvenzverwalterin Julia Kappel-Gnirs von der Kanzlei hww hermann wienberg wilhelm.
Die beiden wbg-Geschäftsführer/Vorstände Joseph Seidel und Michael Heinrich ergänzen: „Wir freuen uns, dass die wbg in einem so renommierten Haus wie dem Verlag Herder eine neue publizistische Heimat finden kann. Das ist ein wichtiges Signal an alle Partnerinnen und Partner und unsere Leserinnen und Leser, die die Inhalte über Jahre hinweg zu schätzen gelernt haben.“ Joseph Seidel und Michael Heinrich werden in den kommenden Monaten die Transformation und Integration unterstützen; daneben plant Herder, Gespräche für ein wbg-Team innerhalb des Verlages Herder zu führen.