Wibke Ladwig über ihre Geschichten aus der Heimbürokantine „Achtung, Buch macht Hunger“

Wibke Ladwig ist nicht nur gelernte Buchhändlerin, sondern war eine der ersten in unserer Branche, die die Möglichkeiten des Internets entdeckte. Unter @sinnundverstand ist sie als „Social Web Ranger“ und Spezialistin für Storytelling vor allem für den unabhängigen Buchhandel und Bibliotheken tätig. Jetzt erst aber hat sie bei Hädecke ihr erstes Buch vorgelegt. Das war Anlass für unser heutiges Autorengespräch: 

Wibke Ladwig in ihrer Heimbüro-Küche. Sie ist gelernte Buchhändlerin und hat als eine der ersten in unserer Branche die Möglichkeiten des Internets entdeckt. Unter @sinnundverstand ist sie erfolgreich als „Social Web Ranger“ und Spezialistin für Storytelling vor allem für den unabhängigen Buchhandel und Bibliotheken tätig

 

Nachdem Sie schon das halbe Internet vollgeschrieben hatten, wie Sie mir vorhin erzählten, haben Sie erst jetzt Ihr Talent fürs Bücherschreiben entdeckt?

Wibke Ladwig: Manchmal braucht es einen Anlass. Das war, das will wohl keiner mehr hören, Corona. Auf einmal geht, klapp, die Tür auf und mein Mann siedelt für unbestimmte Zeit aus dem Großraumbüro an den heimischen Schreibtisch. Ich eröffne also die tägliche Heimbürokantine. Ich koche. Ich poste Bilder vom Essen bei Instagram und schreibe dazu.
Worum geht es denn in den Geschichten aus der Heimbürokantine?
Die Idee war, ein Buch zu schreiben,  das Gesprächsanlässe über grundsätzlich positiv besetzte Themen schafft und inspiriert, sich (gemeinsam) zu erinnern an Kindheitsessen und Essen auf Reisen.Die Geschichten aus der Heimbürokantine versammeln Essays über das Kochen, Essen, den Alltag in der Küche des Homeoffice, Erinnerungen an Kindheitsgerichte und Essen auf Reisen. Es geht um Verbundenheit mit sich selbst und der Welt durch Genuss, um Selbstfürsorge und die Verbindung mit der Region und den Erzeuger*innen darin.
Es ist also zum Glück kein Corona-Kochbuch?
Oh, nein, im Gegenteil, das soll ja ein Dauerbrenner werden. Es ist einfach ein schönes Buch und auch prima Geschenkbuch, das so gut tut wie ein Teller mit heißem Eintopf bei Schmuddelwetter.
Rezepte findet man also nur rudimentär? 
Ja, und das aus ganz einfachem Grund: Ich koche äußerst selten nach Rezept. Und wenn man die Geschichten aus der Heimbürokantine gelesen hat, weiß man auch, dass es ohne geht – irgendwann. Kochen kommt nur vom Kochen. Aber darauf mache ich Appetit.
Das bringt mich zu einer weiteren Standardfrage: Mit welchem Argument ist denn die Bürokantinie wem am besten verkaufen?
Wibke Ladwig ist auch Teil des Kölner Kultur-Kollektivs Die Herbergsmütter. (Durch Klick auf Cover zu ihrem Blog)

Erreichen wird es wohl vor allem Menschen, die die Küche wie ich für den wichtigsten Raum in der Wohnung halten. Und es ist, das darf ich mit dankbarem Blick zum Hädecke Verlag sagen, ein ausgesprochen schön gestaltetes Buch, eins, das man sich selbst womöglich ebenso gern schenkt wie jemand anderem. Es fasst sich gut an, sieht dekorativ aus und schmückt jedes Bücherregal. Macht sich also auch ausgesprochen gut als Mitbringsel bei Einladungen zum Essen.

Ich habe das Gefühl, Sie haben auf einmal auch Appetit bekommen…
… Sie tippen richtig.Es wird nicht mein einziges Buch bleiben. Wir sprachen ja vorab schon darüber, nachdem ich in den letzten Jahren bereits das halbe Internet vollgeschrieben habe, machte mir die Arbeit am Buch wie auch das Ergebnis in Händen so viel Freude, dass ich nun vorhabe, die Buchideen umzusetzen. Da hat sich einiges angesammelt.

Im Moment dreht sich aber noch alles um die Promotion für Ihre Geschichten aus der Heimbürokantine?

Ja, seit einem Jahr koche ich einmal pro Monat öffentlich mit meiner Verlegerin Julia Graff Live im Kanal von @haedecke bei Instagram, immer ab 19 Uhr. Die Premiere unseres Live-Kochens war am 15. Oktober 2020 im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Seitdem kochen wir regelmäßig am letzten Montag im Monat – was sich eher zufällig gefunden hat. Zwischendurch auch mit Gästen: So kochten wir auch schon zu dritt etwa mit Florian Valerius, Buchhändler aus Trier und @literarischerNerd bei Instagram. (Live-Talks sind bei Instagram mit bis zu vier Accounts möglich.) Der nächste Termin ist am Montag nach der Buchmesse: 1-jähriges Jubiläum am 25.10 .
Da hab schon gelegentlich zugesehen.
Dafür haben Sie Zeit?
Ich bin doch neugierig, wie sich Julia auch im Netz schlägt. Ihre Eltern und ich sind seit hunderten von Jahren befreundet, unsere Buchmessestände lagen viele Jahre bei jedem Umzug in eine andere Halle immer wieder nebeneinander und Julia habe ich an einem letzten Messetag dazu überredet, mein erster Azubi zu werden.
Julia Graff und ich haben uns erst etwa zwölf Jahren kennengelernt und sind seitdem kollegial wie freundschaftlich verbunden. Als ich damals die ersten „Twittagessen“ auf der Buchmesse organisierte, also Treffen von digital aktiven Büchermenschen, sorgte Julia Graff für Brezeln …
… die auch uns schon ihr Vater jedes Jahr zu unserem  Buchmesse-Auftakt mitgebracht hat …
… und so kam dann auch zum Buch. Während der Pandemie habe ich fast täglich auf Instagram vom Kochen im Home-Office (dem Heimbüro) berichtet. Darauf folgte das monatliche Kochen, dann die Idee zum Buch und als ich von meinen Plänen berichtete, an Verlage Exposés mit verschiedenen Buchideen zu senden griff Julia zugriff, bevor es dazu überhaupt kam. Das war im März und ein halbes Jahr später konnte ih meine Buch schon im Verlag abholen.
Davon habe ich im Internet gelesen.
Ja, da  gab es einen Blogbeitrag von mir: Ende September fuhr ich mit dem Rad (und etwas Hilfe von der Bahn) von Köln nach Weil der Stadt, um beim Verlag mein erstes Exemplar der Geschichten aus der Heimbürokantine abzuholen und es über eine Schleife über den Neckar nach Köln in meine Heimbürokantine zu überführen. 400 Radkilometer kamen dabei in einer Woche zusammen und unterwegs hab ich noch die Buchhandlung Taube in der Schillerstadt Marbach am Neckar besucht.
Gibt es schon Resonanz?

Ja,  gibt es schon reichlich und durchweg positiv. Die ersten Rezensionen sind reizend, auch diese schön. Am besten gefiel mir aber eigentlich der Warnhinweis einer Bibliotheksmitarbeiterin: Achtung, Buch macht Hunger.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz
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