"Undogmatisch, voller Klugheit und Witz, elegant und ohne alle Besserwisserei geschrieben, ist ihm ein ‚Handorakel‘ gelungen, das alle lesen sollten" Christoph Möllers erhält den Tractatus-Preis 2021

Christoph Möllers (c) Heike Steinweg

Ausgezeichnet mit dem Tractatus 2021 wird der deutsche Rechtsphilosoph Christoph Möllers. Die Jury, bestehend aus Barbara Bleisch, Michael Krüger und Thomas Vašek, prämiert Christoph Möllers Buch Freiheitsgrade. Elemente einer liberalen politischen Mechanik, das im September 2020 in der edition suhrkamp erschienen ist und seit April 2021 bereits in dritter Auflage vorliegt.

In der Jury-Begründung schreibt Michael Krüger: „Christoph Möllers (…) hat in seinem Buch Freiheitsgrade den geglückten Versuch unternommen, die seit dem 18. Jahrhundert umlaufenden liberalen Ideen zur freiheitlichen Ordnung der Gesellschaft für unsere Gegenwart zu prüfen. In 349 kurzen Mini-Essays, die durch Verweise miteinander verbunden sind, entwickelt Möllers ein Mosaik der Freiheit, wie es klarer und in seiner Vielfältigkeit dennoch schillernder nicht zu denken ist. Undogmatisch, voller Klugheit und Witz, elegant und ohne alle Besserwisserei geschrieben, ist ihm ein ‚Handorakel‘ gelungen, das alle lesen sollten: die Dogmatiker und Besserwisser ebenso wie die, die entschlossen sind, die Welt, in der wir leben, nicht mehr durchschauen zu wollen.“

Das Philosophicum Lech ergänzt: „Als einer der renommiertesten Vertreter der deutschen Rechtswissenschaft stellt sich Christoph Möllers mit seinem neuesten Buch der Frage, wie der allerorten zu beobachtenden Bedrohung der liberalen Demokratie zu begegnen ist und bietet statt wohlfeilen Antworten bestechend scharfe Analysen und eine breitgefächerte, fundierte Grundlage, das liberale Projekt fortzudenken. Freiheitsgrade war für den Deutschen Sachbuchpreis 2021 und den Preis der Leipziger Buchmesse 2021 nominiert und sei insbesondere, doch nicht allein politisch Interessierten als aufschlussreiche Lektüre zu einer der drängendsten Fragen unserer Zeit empfohlen. Das Buch löste weit über die Fachkreise hinaus große Resonanz aus, einzelne Aspekte von Möllers Ausführungen werden durchaus kontroversiell diskutiert, unbestritten bleibt dabei, dass die Freiheitsgrade von geistiger Schärfe geprägt, von ihrer Struktur her in erfrischender Art außergewöhnlich sowie ein höchst wertvoller, inspirierender Beitrag zu politischen Debatten der Gegenwart sind. Damit erfüllt es die drei vorrangigen Kriterien für die Vergabe des Tractatus: die Relevanz des Themas, die gelungene sprachliche Gestaltung und die Originalität des Denkansatzes.“

Christoph Möllers geboren 1969, studierte Jura, Philosophie und Komparatistik in Tübingen, München, Madrid und Chicago. Er lehrt seit 2009 Verfassungsrecht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, als Gast u.a. in Budapest, London, Paris und Princeton, und ist seit 2012 Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seine Interessen umfassen die politische Philosophie und die Theorie sozialer Normen. Praktisch hat er als Richter im Nebenamt am OVG Berlin-Brandenburg und als Rechtsvertreter von Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht gearbeitet. Für seine Forschungen wurden ihm 2016 der Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft und 2019 der Schader-Preis verliehen.

Seit 2009 würdigt der Verein Philosophicum Lech herausragende Publikationen aus dem Bereich der philosophisch-kulturwissenschaftlichen Essayistik mit dem Tractatus. Mit 25.000 Euro dotiert, gilt die Auszeichnung als eine der renommiertesten auf diesem Felde im deutschsprachigen Raum. Der Tractatus wurde auf Anregung des Vorarlberger Schriftstellers Michael Köhlmeier ins Leben gerufen, um überragenden Publikationen auf dem immer wichtiger werdenden Feld geistiger Auseinandersetzung und Standortbestimmung verstärkt Geltung zu verschaffen.

Die feierliche Verleihung des Tractatus findet am Freitag, den 24. September 2021, um 21:00 Uhr im Rahmen des Philosophicum Lech statt. Unter dem Titel „Als ob! Die Kraft der Fiktion“ lädt dieses vom 22. bis 26.09.2021 nach Lech am Arlberg zur transdisziplinären Erörterung und Diskussion eines ebenso breiten wie brisanten Themenspektrums.

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