Ludwig Könemann über seinen kiloschweren Dreibänder "Deutschland" „Das ist dann etwas ausgeufert und monumental geworden“

Ludwig Könemann will sich mit seinem MA-Programm künftig auf den Hochpreissektor gar bis 99,95 €. konzentrieren. Dafür gibt er sich unübersehbar (siehe Foto) nicht mit Kleinigkeiten ab: Für seinen brandneuen und 14 kg. schweren „Ausnahmetitel“ Deutschland – Kultur und Landschaft in drei Bänden mit je 704 Seiten im Kolosseo Format und über 6.000 Abbildungen hat er bei Mohndruck einen Druckauftrag von 1 Mio. kg platziert. Das war Anlass für Nachfragen, was der umtriebige Buchmacher wieder so alles vorhat:

Ludwig Könemann: „Das Moderne Antiquariat soll wieder attraktive Schmökerecke werden .. ja, unsere Arbeit ist hart“

Ludwig, vor ein paar Tagen ist mir Dein kiloschweres Projekt Deutschland – Kultur und Landschaft ins Büro geschleppt worden. Drei Bände für zusammen 99,95 € sind im MA – Bereich nicht gerade Standard….

Ludwig Könemann: Das  ist tatsächlich ein Ausnahmetitel geworden. Am Anfang wollte ich Deutschland nur so vielfältig und unterhaltsam wiedergeben, wie wir es kennen. Bei der Lösung der Aufgabe haben wir im Team aber erst gemerkt, was in unserem Land alles drinsteckt. Das ist dann etwas ausgeufert und monumental geworden.

Du musst unbedingt wieder klotzen? 

Die Idee kam gar nicht unbedingt von mir, die Idee steckte in Deutschland. Unser 15-köpfiges Team hat die aber Aufgabe bravourös gelöst. Am Ende hat uns das Ergebnis so begeistert, dass wir noch einen kurzen Film zum Projekt gedreht haben.

Du hast Deine Strategie geändert in Richtung Großformate? Im Vorjahr waren das Der Pott – Industriekultur im Ruhrgebiet und ein  Doppelband über Deine Heimatstadt, wieder weit über 1.000 Seiten …

… und wieder mit einem sehr attraktiven Preis/Leistungsverhältnis. Wir wollen uns künftig mehr auf das Hochpreissegment konzentrieren, aber da müssen wir auch was bieten.

Was bietest Du denn außer einem Großformat? 

Qualität. Das Moderne Antiquariat soll wieder attraktive Schmökerecke werden. Mit überraschenden Enjoyclopedias und überzeugenden Geschenken. Bücher machen wirklich Freude. Wir werden weitere Titel vorlegen, mit denen wir uns und unsere Käufer sich und andere gerne beschenken werden. In Vorbereitung sind mehrere Drei-Bänder, etwa „Frankreich – La Culture d’une Grande Nation“, eine umfassende Designgeschichte, ein Yummi-Europe (Arbeitstitel) usw. Wir machen Geschenke, über die man sich wirklich freut, Buchhandel eingeschlosssen.

Du hast dafür Dein altes Vertriebs-Modell, das Du in Deinen Anfängen für Taschen erfunden hast, wieder reaktiviert …

… ja, damit das rechnerisch aufgeht, gibt es wieder die Mindestabnahme. Den Drei-Bänder Deutschland gibt es nur ab einer Palette mit 48 Exemplaren. In kleineren Mengen gibt es die Titel natürlich beim Barsortiment.

Du hast mir von zwei weiteren Projekten erzählt.

Das erste Projekt, eine von uns initiierte Zusammenarbeit mit der Flutwein e.V., haben wir Ahrmchairtravelling getauft, um an der Ahr ein Zentrum für Önologie, Ökologie und Kultur entstehen zu lassen. Wir hoffen dafür 1,2 bis 2 Mio. Euro aufbringen zu können. Wir  werfen dafür  200.000 Fernreisebücher in den Ring und  aus dem Ladenverkaufspreis gehen 20 % an die Flutwein e.V. Der Buchhandel fungiert dabei nicht nur als Kulturvermittler, sondern auch als Kulturförderer.  Wie das geht zeigt ein Film,  den wir  in den kommenden Tagen, vielleicht schon morgen, auch auf unserer Webseite zeigen wollen.

Wie kam es dazu?

Wir hatten für 2022 den Titel „Der deutsche Wein“ in Vorbereitung. Unser Probekapitel entstand an der Ahr;  Martin Rosenbach, der Herausgeber des Mammutprojektes,  hatte wunderbare Interviews mit Ausnahmewinzern geführt. Und dann kam die Flut. Es folgten intensive Gespräche mit Winzern, Denkmalpflegern, Architekten und die Erkenntnis, die Ahr so wieder aufzubauen geht nicht.

Und das andere Projekt? 

Das nennen wir CultShare und geht in den nächsten Tagen an den Start. In Zusammenarbeit mit Museen entstehen umfassende, museumsübergreifende Publikationen. Diese gibt es als „Ausleihe“ eingeschlossen im Museumsticket und gedruckt für Museum UND Buchhandel. Das besonders attraktive: Die Titel sind über Smartphone in 34 Sprachen lesbar. Eine ziemlich coole Geschichte. Dazu folgt in Kürze auch ein Film, der dann auch auf unserer Webseite zu sehen sein wird.

Und Du, was machst Du jetzt gerade?

Wir sind gerade zurück, sind mit der Familie und Freunden durch die Adria getourt, um das Probekapitel für Yummi Europe abzuschließen, die ersten 80 Seiten Kroatien. Wir haben fangfrische Sardinen auf Spießen gegrillt, im Hafen von Komiza mit zweiFischern Nadelfische gefangen, Kaktusfeigen eingelegt, Pastizada sechs Stunden vor sich hinköcheln lassen, mit Rosmarin, Weinreben und anderen „Geschmacksverstärkern“ ein Feuer in einem 300 Jahre alten Ofen entfacht und unser Brot gebacken. Dazu gab es Krake auf Kartoffeln mit etwas Zucchini, Tomate und selbstgemachtem Olivenöl zwei Stunden unter der Glocke (Peka) zubereitet. Unsere Arbeit ist hart.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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