Tag 1 von 6: Abenteuer in Halle Sechszwo
Jetzt beginnt für mich die 75. Frankfurter Buchmesse! Also nicht meine 75., aber doch Frankfurts! Für mich ist es übrigens die dreißigste Frankfurter Buchmesse. Falls jemand fragt. Und bitte entschuldigen Sie den weirden Font. Wir haben IT-Probleme. Falls jemand fragt.
Mein Name ist Matthias Mayer, und im Auftrag meiner Auftraggeber kommentiere ich Menschen und Dinge, die auf der Messe so Messe. Nicht wirklich etwas von Relevanz, aber für Irrelevanzen bin ich DER Fachmann.

Es wird sicher eine schwere Messe, denn dies ist das Messejahr Null ohne Christian von Zittwitz. Darüber kann ich nur den fassungslos den Kopf und die Tränensäcke schütteln. Aber es soll auch eine großartige, feine Messe werden, so wie sie ihm gefallen hätte.
(Wenn nur die Welt mal eine einzige Woche Frieden hinbekäme, während wir mit ihr über Bücher reden wollen.)
Eröffnungskonferenz
In der prämierten Zwiebel, die wir Frankfurt Pavilion nennen (wohlgemerkt die englische Aussprache, sonst wäre es Pavillon) findet die Pressekonferenz zur Eröffnung statt, und die versäume ich nie.
Direktor Juergen Boos und Verbandsvorsitzende Karin Schmidt-Friderichs haben die britische Journalistein Gaia Vince als Key Note Sprecherin eingeladen.

Gaia Vince heizt uns mit ihrer Rede ganz schön ein – was in dem kalten, zugigen, aber preisgekrönten Bau ja eigentlich willkomen ist. Aber sie macht Druck, dass Spezies Mensch sich endlich zusammenreißen müsse. Soweit ist das nichts Neues, aber sie stellt Zusammenhänge zwischen Klima und Migration her und geht sogar noch weiter: Sie erklärt uns, warum das nicht nur schlecht ist. Wir sollen nur endlich anfangen, Prozesse, die wir nicht verhindern können, besser zu gestalten, anstatt sie zu bekämpfen. Und vieles mehr.

Aber lesen Sie selbst:
Juergen Boos ist jetzt im Messejahr Null des Nur-Noch-mit-Brille-Lesens. Oder war das letztes Mal auch schon? Ich weiß es nicht mehr, weil ich selber im Messejahr Null des Nur-noch-mit-Brille-Lesens bin.

Durchs Programm führte Torsten Kasimir als neuer Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse. Fast schon einen Ticken zu charmant, aber immer voll auf den Punkt zeigte der ehemalige Chefredakteur des Börsenblatts, dass er nicht nur gut Presse machen, sondern auch gut pressesprechen kann. Schon wie er seine Cue Card hält!

Wussten Sie, dass es extra Mikrofonkissen gibt, damit die Mikrofone beim Hinlegen nicht so auf den Tisch tocken?

Auf der Display-Wand habe ich diesen Seventies-Hippie entdeckt und eine ganze Weile gebraucht, bis ich ihn erkannt hatte:

Das ist doch nicht Ken Follett. Oder ist das doch Ken Follett?
Bei der obligatorischen Fragerunde wollte einer wissen, wer bei der Eröffnungsfeier Olaf Scholz ersetze, wenn der in Israel sei. Boos antwortete sehr freundlich: „Claudia Roth, aber wir wollen uns doch bitte auf Bücher und Inhalte konzentrieren.“
BÄM! You got Boosed.
Ich beende hiermit die Pressekonferenz der 75. Frankfurter Buchmesse, und ich weise darauf hin, dass Leipzig den Journalisten hinterher immer Häppchen und Getränke anbietet.
(Mal sehen, wie lange das ohne Zille noch bleibt…)
Gastland-Pavillon Slowenien
Ja, dieser ist kein Pavilion, sondern ein Pavillon, und das Gastland darf ihn jedes Jahr herrichten. Weil Slowenien eines der recyclingsten Länder Europas ist, soll der Raum mit maximalem Tageslicht auskommen, mit Bücherregalen Wald symbolisieren und Werkstoffe zweitverwerten.


Es gab Sitzelemente aus recyceltem Schaumstoff:


Auch Möbel slovenischer Designer kommen zur Geltung:

Hier sehen Sie das Bücherwald-Regal, und was dort an der Decke aussieht wie zusammengetackerte Spitze, ist in Wahrheit zusammengetackerte Spitze.



Der Grund liegt vor mir: Das Spiel aus Licht und sanften Schättchen soll mir den Dialog zwischen Luft, Licht und Erde aufzeigen.

Allerdings gibt es auch hier keine Häppchen, und die Kaffeemaschine ist noch nicht bereit, weil wir keine echten Gäste, sondern nur Journalisten sind. Slovenien: durchaus so grün, wie wir gerne wären, aber in der Bewirtung geht da noch was.
Branchenerkenner
Jetzt kommt der Teil, wo ich Ihnen immer die selben zehn Leute zeige und wir alle so tun, als sei ich ein Branchenkenner.




(Mit Azubi aus Langenselbold hinten links!)
Hier wollte ich schon schön blöd gucken, aber ich ahnte nicht, dass es so sehr gelingen würde.

Und der Ultramar-Verlag hatte ja schon ewig keinen Auftritt mehr hier. Dafür setze ich sogar extra die Öhrchen auf:

Gewiss, das waren gar nicht zehn, aber ein paar muss ich mir noch fürs Bier nachher aufheben. Und außerdem habe ich ja noch andere Sachen gesehen als nur Menschen.
Flanieren
Nun hat Halle 3 nicht nur die schönste Hallendecke, sondern sie lässt auch das Tageslicht so herrlich einfallen, man meint, man wäre in Slowenien:

Wer heutzutage nicht alles Bücher verlegt:

(Das ist lustig, weil damit Benevento gemeint ist.)
Viele lassen laut Musik laufen beim Aufbau (typisches Dienstags-Ambiente), aber hier hat sich ein Verlag seine eigene Chillbox (Ambient Box?) gestaltet, komplett mit Discokugel und Vintage-Deko.

Duden schraubt Duden zu einem Riesenmosaik zusammen:

Überraschende Messekunst, I:

Überraschene Messekunst, II:

Überraschende Messekunst, III:
Bei ARD/ZDF/3Sat (oder sagen wir einfach: Halle 1.0) kann man sich als schlechtes Freistell in unpassender Auflösung in eine Szenerie nach Wahl einfügen lassen.

In den habe ich mich ja sofort verliebt:

Und apropos Notdurft: Auf den Toiletten sind wieder Spiegel mit Werbung beklebt.

Aber eins muss man Dir lassen, Ullstein:
Dieses Poster im Klo zu platzieren, ist entweder borderline-genial oder aber ein sehr großes Versehen.

Halle 6.2: Literarische Agenturen
Sie haben sich bestimmt schon immer gefragt, wie eigentlich die unspektakuläreren Stockwerke aussehen, die keine Showrooms und Showbühnen sind. Und so habe ich dort heute einen Termin!

So sieht eine Halle aus, in der tatsächlich gearbeitet wird:

So sieht einer dieser Arbeitsbereiche aus:

Mit Susanne Wahl und Markus Michalek von der renommierten AVA International führe ich ein Gespräch, aber ich habe wirklich nicht verstanden, worüber.

Liebe oder Eierlikör
Am Montagabend hatte ich in meiner heimischen Buchhandlung im hessischen Langenselbold ebenfalls die Buchmesse eröffnet: Ich hatte Dora Heldt zu Lesung und Talk eingeladen.

Danach führte ich eines meiner liebevoll vorbereiteten Interviews, während Dora Heldt mich wie immer auf kleiner Flamme röstete. Das klingt schlimm, aber wir haben immer sehr viel Spaß, und dem Publikum gefällt es.

Lesung ist fertig, meine Mama und Dora Heldt sitzen auf der Barocktreppe des Langenselbolder Schlosses.

Ich danke Dora Heldt für den saulustigen Abend und Christiane Halsch für die Hilfe am Büchertisch!

Altbieranstich
Weil die eBuch ihren Sitz in Heidelberg und ihr Herz in Bayern hat, ist es ihr als Gastgeber nachgerade unmöglich, unsere Anstichtradition weiterhin mit Altbier zu dulden. Ich monierte das und sagte:
Es gibt ja gar kein Altbier mehr!
Und die eBuch so:
Nein, es gibt jetzt Bier.

Damit Sie unseren neuen Standort in Halle 4.0 mal sehen: Ecke Gang J.

Aber endlich taucht auch Maren Ongsiek (links) vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf einem meiner Fotos auf!

Kollege Matthias Koeffler von Langendorfs Dienst hat jetzt den Grad von Transzendenz erreicht, dass er seine eigene Dienstmütze auch in geschlossenen Räumen tägt. Er sagte, er wolle der Basecap zu einem Comeback verhelfen.

Eine dieser Damen heißt Katharina Schmidt.

Bodo Horn-Rumold wurde heute schon mehrfach mit Urgestein beworfen, äh, als Urgestein bezeichnet. Die liebe Maren Ongsiek ist glasklar eine Eingewachsene, und Barbara Meixner war meine allererste Redakteurin, als mich CvZ vor 30 Jahren einlud, für ihn zu schreiben.

Fast ein Kunstwerk! Es geht also auch mit bayerischem Bier:

Da erwische ich doch den kompletten Midas-Verlag!

Bodo Horn-Rumold, Nicola Bardola und Harald Kiesel: Genau diese drei habe ich auf meinem ersten Altbieranstich hier kennengelernt.

(Und wir haben das ernsthaft ausgerechnet!)
(Trotz bayerischen Bieres.)
Zum Geleit
Also, zu essen gab es ja heute nicht so viel, aber zuallererst seien die Brezeln von Hädecke bedankt. Auf der Agora kam man heute immerhin schon an Flammkuchen, Pasta und Pommes heran, aber ich warte natürlich schon sehnsüchtig auf den Mittwoch und auf Dinge, die ich noch entdecken kann. Wie zum Beispiel LokmaLokma.

Ich freue mich sehr auf diese 75. Frankfurter Buchmesse, ich habe großen Hunger und viele Termine. Und da – ich hab’s Ihnen ja gesagt:

Ich wünsche Ihnen einen tollen Mittwoch.
Ihr
Matthias Mayer
Die besten Kuchen Sloweniens, 1 von 6:



Lieber MM, Michael Geißler wenigstens hochleben lassen ? Ihr seht so trocken aus …
Alkohol auf der Messe??? Wir sind hier auf der Arbeit.
HaHa ! Zusatzhinweis der Michael grinst da als Geburtstagskind 63.