Pressekonferenz und Aufbautag Der Messe-Mayer Frankfurt 2023: Dienstag

 

 

Tag 1 von 6: Abenteuer in Halle Sechszwo

 

Jetzt beginnt für mich die 75. Frankfurter Buchmesse! Also nicht meine 75., aber doch Frankfurts! Für mich ist es übrigens die dreißigste Frankfurter Buchmesse. Falls jemand fragt. Und bitte entschuldigen Sie den weirden Font. Wir haben IT-Probleme. Falls jemand fragt.

Mein Name ist Matthias Mayer, und im Auftrag meiner Auftraggeber kommentiere ich Menschen und Dinge, die auf der Messe so Messe. Nicht wirklich etwas von Relevanz, aber für Irrelevanzen bin ich DER Fachmann.

 

Zum Beispiel: Was sind das nun schon wieder für Dinger?

 

Es wird sicher eine schwere Messe, denn dies ist das Messejahr Null ohne Christian von Zittwitz. Darüber kann ich nur den fassungslos den Kopf und die Tränensäcke schütteln. Aber es soll auch eine großartige, feine Messe werden, so wie sie ihm gefallen hätte.

(Wenn nur die Welt mal eine einzige Woche Frieden hinbekäme, während wir mit ihr über Bücher reden wollen.)

 

Eröffnungskonferenz

In der prämierten Zwiebel, die wir Frankfurt Pavilion nennen (wohlgemerkt die englische Aussprache, sonst wäre es Pavillon) findet die Pressekonferenz zur Eröffnung statt, und die versäume ich nie.

Direktor Juergen Boos und Verbandsvorsitzende Karin Schmidt-Friderichs haben die britische Journalistein Gaia Vince als Key Note Sprecherin eingeladen.

 

Danke für den Blick, Frau Verbandsvorsitzende

 

Gaia Vince heizt uns mit ihrer Rede ganz schön ein – was in dem kalten, zugigen, aber preisgekrönten Bau ja eigentlich willkomen ist. Aber sie macht Druck, dass Spezies Mensch sich endlich zusammenreißen müsse. Soweit ist das nichts Neues, aber sie stellt Zusammenhänge zwischen Klima und Migration her und geht sogar noch weiter: Sie erklärt uns, warum das nicht nur schlecht ist. Wir sollen nur endlich anfangen, Prozesse, die wir nicht verhindern können, besser zu gestalten, anstatt sie zu bekämpfen. Und vieles mehr.

 

Sehr viel Inspiration und Ermutigung für elf Uhr morgens: Gaia Vince

 

Aber lesen Sie selbst:

 

 

 

Juergen Boos ist jetzt im Messejahr Null des Nur-Noch-mit-Brille-Lesens. Oder war das letztes Mal auch schon? Ich weiß es nicht mehr, weil ich selber im Messejahr Null des Nur-noch-mit-Brille-Lesens bin.

 

Aber: Auch das kann er sehr souverän tragen.

 

Durchs Programm führte Torsten Kasimir als neuer Pressesprecher der Frankfurter Buchmesse. Fast schon einen Ticken zu charmant, aber immer voll auf den Punkt zeigte der ehemalige Chefredakteur des Börsenblatts, dass er nicht nur gut Presse machen, sondern auch gut pressesprechen kann. Schon wie er seine Cue Card hält!

 

Hier weiß jede Hand, was die andere tut.

 

Wussten Sie, dass es extra Mikrofonkissen gibt, damit die Mikrofone beim Hinlegen nicht so auf den Tisch tocken?

Und wissen Sie, ob „tocken“ überhaupt ein Verb ist?

 

Auf der Display-Wand habe ich diesen Seventies-Hippie entdeckt und eine ganze Weile gebraucht, bis ich ihn erkannt hatte:

Ist das Ken Follett? Fönwelle und Pornobalken?

 

Das ist doch nicht Ken Follett. Oder ist das doch Ken Follett?

 

Bei der obligatorischen Fragerunde wollte einer wissen, wer bei der Eröffnungsfeier Olaf Scholz ersetze, wenn der in Israel sei. Boos antwortete sehr freundlich: „Claudia Roth, aber wir wollen uns doch bitte auf Bücher und Inhalte konzentrieren.“

BÄM! You got Boosed.

Ich beende hiermit die Pressekonferenz der 75. Frankfurter Buchmesse, und ich weise darauf hin, dass Leipzig den Journalisten hinterher immer Häppchen und Getränke anbietet.

(Mal sehen, wie lange das ohne Zille noch bleibt…)

 

Gastland-Pavillon Slowenien

Ja, dieser ist kein Pavilion, sondern ein Pavillon, und das Gastland darf ihn jedes Jahr herrichten. Weil Slowenien eines der recyclingsten Länder Europas ist, soll der Raum mit maximalem Tageslicht auskommen, mit Bücherregalen Wald symbolisieren und Werkstoffe zweitverwerten.

 

Neuseeland hatte ja 2012 hier verdunkelt.

 

Waben des Wissens: Auch hier der Rückbezug auf Mutter Natur.

 

Es gab Sitzelemente aus recyceltem Schaumstoff:

Wichtig hierbei ist der implementierte Rosmarin.

 

Implementiert!

 

Auch Möbel slovenischer Designer kommen zur Geltung:

Stühle

 

 

Hier sehen Sie das Bücherwald-Regal, und was dort an der Decke aussieht wie zusammengetackerte Spitze, ist in Wahrheit zusammengetackerte Spitze.

Also tatsächlich Recycling!

 

Von unten sieht es sogar fast schön aus!

 

 

Allein: Wes Grundes?

 

Der Grund liegt vor mir: Das Spiel aus Licht und sanften Schättchen soll mir den Dialog zwischen Luft, Licht und Erde aufzeigen.

Aber wäre das dann nicht ein Trialog?

 

Allerdings gibt es auch hier keine Häppchen, und die Kaffeemaschine ist noch nicht bereit, weil wir keine echten Gäste, sondern nur Journalisten sind. Slovenien: durchaus so grün, wie wir gerne wären, aber in der Bewirtung geht da noch was.

 

Branchenerkenner

Jetzt kommt der Teil, wo ich Ihnen immer die selben zehn Leute zeige und wir alle so tun, als sei ich ein Branchenkenner.

 

Auch diesmal wieder dabei: Mirjam Mustonen! Kiepenheuer

 

 

Michael Geißler! Suhrkamp!

 

Dora Heldt! dtv! Treppenhaus!

 

 

Jetzt bei S. Fischer: Theresa Bolkart!

 

(Mit Azubi aus Langenselbold hinten links!)

 

Hier wollte ich schon schön blöd gucken, aber ich ahnte nicht, dass es so sehr gelingen würde.

Lieber Kollege vom Börsenverein: Lothar Sand!

 

Und der Ultramar-Verlag hatte ja schon ewig keinen Auftritt mehr hier. Dafür setze ich sogar extra die Öhrchen auf:

Birge Tetzner und mein echtestes Lächeln!

 

Gewiss, das waren gar nicht zehn, aber ein paar muss ich mir noch fürs Bier nachher aufheben. Und außerdem habe ich ja noch andere Sachen gesehen als nur Menschen.

 

Flanieren

Nun hat Halle 3 nicht nur die schönste Hallendecke, sondern sie lässt auch das Tageslicht so herrlich einfallen, man meint, man wäre in Slowenien:

Kommen Sie in Halle 3, um seelische Belastungen einfach wegzusonnen.

 

Wer heutzutage nicht alles Bücher verlegt:

Wer macht als nächstes einen Verlag auf – Red Bull?

 

(Das ist lustig, weil damit Benevento gemeint ist.)

 

Viele lassen laut Musik laufen beim Aufbau (typisches Dienstags-Ambiente), aber hier hat sich ein Verlag seine eigene Chillbox (Ambient Box?) gestaltet, komplett mit Discokugel und Vintage-Deko.

Ganesha hält ein Plastiktelefon!

 

Duden schraubt Duden zu einem Riesenmosaik zusammen:

Das sehen wir uns morgen an, wenn es fertig ist.

 

Überraschende Messekunst, I:

Ich weiß nicht, was das ist, aber ich muss hinsehen

 

 

Überraschene Messekunst, II:

Doch, das ist Peter Handke.

 

Überraschende Messekunst, III:

Bei ARD/ZDF/3Sat (oder sagen wir einfach: Halle 1.0) kann man sich als schlechtes Freistell in unpassender Auflösung in eine Szenerie nach Wahl einfügen lassen.

Einmal mehr bin ich die unschärfste Person im Bild

 

In den habe ich mich ja sofort verliebt:

Und wie auch nicht?

 

Und apropos Notdurft: Auf den Toiletten sind wieder Spiegel mit Werbung beklebt.

Dieses Selfie ist bereits ein Gewinn.

 

Aber eins muss man Dir lassen, Ullstein:

Dieses Poster im Klo zu platzieren, ist entweder borderline-genial oder aber ein sehr großes Versehen.

Erzählt mir was Neues, Strullstein!

 

 

Halle 6.2: Literarische Agenturen

 

Sie haben sich bestimmt schon immer gefragt, wie eigentlich die unspektakuläreren Stockwerke aussehen, die keine Showrooms und Showbühnen sind. Und so habe ich dort heute einen Termin!

 

Wer hat denn das Comiccenter Comics Centre genannt? Leute, wir sind wegen Sprache hier!

 

So sieht eine Halle aus, in der tatsächlich gearbeitet wird:

Angenehm gleichförmige Arbeitsbereiche

 

So sieht einer dieser Arbeitsbereiche aus:

Doch hie und da ein Farbtupfer, so als quöllen die Erdgeschosse bis nach 6.2 hoch

 

Mit Susanne Wahl und Markus Michalek von der renommierten AVA International führe ich ein Gespräch, aber ich habe wirklich nicht verstanden, worüber.

Und deshalb berichte ich lieber über Fish & Chips als über Halle Sechspunktzwo.

 

 

Liebe oder Eierlikör

Am Montagabend hatte ich in meiner heimischen Buchhandlung im hessischen Langenselbold ebenfalls die Buchmesse eröffnet: Ich hatte Dora Heldt zu Lesung und Talk eingeladen.

 

Aktuelles Werk: Liebe oder Eierlikör

 

Danach führte ich eines meiner liebevoll vorbereiteten Interviews, während Dora Heldt mich wie immer auf kleiner Flamme röstete. Das klingt schlimm, aber wir haben immer sehr viel Spaß, und dem Publikum gefällt es.

Der Whisky im Vordergrund ist eine Shackleton-Abfüllung von MacKinlay’s.

 

Lesung ist fertig, meine Mama und Dora Heldt sitzen auf der Barocktreppe des Langenselbolder Schlosses.

Trotz MacKinlay’s Shackleton fahre ich die beiden noch nach Hause und ins Hotel.

 

Ich danke Dora Heldt für den saulustigen Abend und Christiane Halsch für die Hilfe am Büchertisch!

Man nannte ihn Photonenbombe! Wie bitte? Ach so, Photobombe heißt das.

 

 

Altbieranstich

Weil die eBuch ihren Sitz in Heidelberg und ihr Herz in Bayern hat, ist es ihr als Gastgeber nachgerade unmöglich, unsere Anstichtradition weiterhin mit Altbier zu dulden. Ich monierte das und sagte:
Es gibt ja gar kein Altbier mehr!
Und die eBuch so:
Nein, es gibt jetzt Bier.

 

Für mich ist das eh bloß ein Ausgangsstoff für Whisky.

 

Damit Sie unseren neuen Standort in Halle 4.0 mal sehen: Ecke Gang J.

Aber da kommt noch roter Teppich hin.

 

Aber endlich taucht auch Maren Ongsiek (links) vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf einem meiner Fotos auf!

…während Simone Graff (rechts) vom Hädecke-Verlag herumbrezelt.

 

 

Kollege Matthias Koeffler von Langendorfs Dienst hat jetzt den Grad von Transzendenz erreicht, dass er seine eigene Dienstmütze auch in geschlossenen Räumen tägt. Er sagte, er wolle der Basecap zu einem Comeback verhelfen.

Ich sagte, Leute wie er seien dran schuld, dass sie keiner mehr trägt.

 

Eine dieser Damen heißt Katharina Schmidt.

Also die mit dem Schlips schon mal nicht.

 

Bodo Horn-Rumold wurde heute schon mehrfach mit Urgestein beworfen, äh, als Urgestein bezeichnet. Die liebe Maren Ongsiek ist glasklar eine Eingewachsene, und Barbara Meixner war meine allererste Redakteurin, als mich CvZ vor 30 Jahren einlud, für ihn zu schreiben.

Da ich ihn gerade so erwähne: Wie sehr uns doch CvZ fehlt.

 

Fast ein Kunstwerk! Es geht also auch mit bayerischem Bier:

Reflektion in veraltetem Tasten-Handy

 

Da erwische ich doch den kompletten Midas-Verlag!

Mehr Schweiz braucht kein Mensch!

 

Bodo Horn-Rumold, Nicola Bardola und Harald Kiesel: Genau diese drei habe ich  auf meinem ersten Altbieranstich hier kennengelernt.

Wir müssten zusammen auf 165 Jahre Frankfurter Buchmesse kommen.

 

(Und wir haben das ernsthaft ausgerechnet!)

(Trotz bayerischen Bieres.)

 

Zum Geleit

Also, zu essen gab es ja heute nicht so viel, aber zuallererst seien die Brezeln von Hädecke bedankt. Auf der Agora kam man heute immerhin schon an Flammkuchen, Pasta und Pommes heran, aber ich warte natürlich schon sehnsüchtig auf den Mittwoch und auf Dinge, die ich noch entdecken kann. Wie zum Beispiel LokmaLokma.

Diabetes to go!

 

 

Ich freue mich sehr auf diese 75. Frankfurter Buchmesse, ich habe großen Hunger und viele Termine. Und da – ich hab’s Ihnen ja gesagt:

Der rote Teppich wird noch ausgerollt!

 

Ich wünsche Ihnen einen tollen Mittwoch.

Ihr

Matthias Mayer

herrmayer@hotmail.com

 

 

Die besten Kuchen Sloweniens, 1 von 6:

Kozjansker Brotkuchen (Kozjanska kruhova potica)

 

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