Der mit 5.500 Euro dotierte „Roswitha-Preis“, Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim, wird coronabedingt nachträglich für das Jahr 2020 an die in Berlin lebende Schriftstellerin Ulrike Almut Sandig vergeben. Die Entscheidung für Ulrike Almut Sandig wurde von der unabhängigen Jury einstimmig getroffen. Das teilt jetzt Bürgermeisterin Franziska Schwarz mit, die die Preisträgerin am Internationalen Frauentag fernmündlich informierte und beglückwünschte.
Ulrike Almut Sandig wuchs in Nauwalde in Sachsen auf. Sie studierte zunächst Journalistik, später Religionswissenschaft und Indologie (M.A.) sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, wo sie 2010 mit einem Diplom abschloss. Sandig verfasst Lyrik, Prosa und Hörspiele; im Jahr 2020 erschien im Verlag Schöffling & Co. in Frankfurt am Main ihr erster Roman Monster wie wir, der zum großen Teil in den späten Jahren der DDR spielt und das Leben dreier von sexualisierter Gewalt betroffener Kinder und ihrer Familien thematisiert.
Ihre Gedichte vertont, verfilmt und performt sie international. Ihr letzter Gedichtband ich bin ein Feld voller Raps verstecke die Rehe und leuchte wie dreizehn Ölgemälde übereinandergelegt erschien 2016 bei Schöffling & Co. und wurde 2020 in englischer Übersetzung veröffentlicht. Die Autorin hat für ihre Arbeiten zahlreiche Preise erhalten und war auch Stadtschreiberin von Sydney und Helsinki. Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Der älteste alljährlich verliehene deutsche Literaturpreis für Schriftstellerinnen wird im Sommer 2021 öffentlich an die Autorin vergeben. Der Termin wird zu gegebener Zeit mitgeteilt. Der Preis erinnert an die erste deutsche Schriftstellerin, die Kanonisse Roswitha von Gandersheim, die im 10. Jahrhundert im Stift Gandersheim Legenden, Dramen und historische Gedichte schrieb. Der traditionsreiche „Roswitha-Preis“ ist der älteste Literaturpreis Deutschlands, der alljährlich an Frauen vergeben wird.