"Schreiben ist nicht umsonst" Initiative „Fair Lesen“: Appell an die Politik, die ökonomische Grundlage für die Buchbranche zu sichern

185 Autorinnen und Autoren, Verlage und Buchhandlungen starten die Inititive „Fair Lesen“, denn ein gesetzlicher Zwang für die E-Book-Leihe schade der Vielfalt, der Lebendigkeit und der Unabhängigkeit der Buchlandschaft. Zu den Unterzeichnenden zählen u.a. Christian Berkel, Sibylle Berg, Maxim Biller, Thea Dorn, Nina George, Judith Hermann, Elisabeth Herrmann, Thomas Hettche, Daniel Kehlmann, Navid Kermani, Ildikó von Kürthy, Charlotte Link, Paul Maar, Hanns-Josef Ortheil, Sven Regener, Frank Schätzing, Ferdinand von Schirach, Benedict Wells, Ulrich Wickert, Juli Zeh, die Verlegerinnen und Verleger Christian Schumacher-Gebler (Bonnier Media Deutschland), Jonathan Beck (C.H. Beck), Nadja Kneissler (Delius Klasing Verlag), Philipp Keel (Diogenes), Doris Janhsen (Droemer Knaur), Jo Lendle (Hanser), Kerstin Gleba (Kiepenheuer & Witsch), Thomas Rathnow (Penguin Random House Verlagsgruppe), Felicitas von Lovenberg (Piper Verlag), Siv Bublitz (S. Fischer Verlage), Jonathan Landgrebe (Suhrkamp) und die Buchhändlerinnen und Buchhändler Andrea Ludorf (Dussmann), Nina Hugendubel (Hugendubel), Heinrich Riethmüller (Osiander) und Michael Busch (Thalia):

Literarische Vielfalt, Meinungsfreiheit und verlegerische Qualität sind wesentliche Merkmale der Buchbranche. Grundlage dafür ist der faire Umgang mit Inhalten und ein Rechtsrahmen, der dafür sorgt, dass Autoren, Autorinnen, Übersetzerinnen und Übersetzer sowie Verlage für ihre Leistung angemessen bezahlt werden. Diese Basis ist derzeit im Bereich der digitalen Leihe in öffentlichen Bibliotheken gefährdet. Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse 2021 haben sich daher namhafte Autorinnen und Autoren, Verlage und Buchhandlungen in der Initiative „Fair Lesen“ zusammengeschlossen. Das Bündnis appelliert an die Politik, dass gesetzliche Regelungen, wie die derzeit bei der E-Book-Ausleihe geforderte „Zwangslizenzierung“ den Buchmarkt und wichtige Erlösquellen für Autorinnen und Autoren, Verlage und den Buchhandel gefährden.

Darum geht’s: Im März 2021 hat der Bundesrat vorgeschlagen, Verlage künftig gesetzlich dazu zu verpflichten, alle E-Books bereits bei Erscheinen den Bibliotheken für die digitale Ausleihe zur Verfügung zu stellen. Mit diesem Eingriff käme die Politik einer lange bestehenden Forderung des Deutschen Bibliothekverbands nach.

Verlage stellen jedoch den Bibliotheken bereits den Großteil ihrer E-Books zur Verfügung – so lizenzieren knapp 7200 Verlage derzeit mehr als eine halbe Million E-Book-Titel. Bislang haben sie die Freiheit zu verhandeln, ob und zu welchen Bedingungen sie dies tun. Einige Neuerscheinungen werden zum Beispiel für einen Zeitraum von meist wenigen Monaten zunächst nur im regulären online-Buchhandel angeboten, bevor sie für die digitale Leihe in Bibliotheken lizenziert werden; denn die ersten Monate nach Erscheinen eines Buches sind die ökonomisch wichtigste Zeit für Autorinnen, Autoren und Verlage. Die digitale Leihe ist zudem kein Randphänomen mehr: Aktuell finden bereits 46 Prozent aller E-Book-Nutzungen über die Bibliotheksausleihe statt – jedoch werden nur 6 Prozent des gesamten E-Book-Umsatzes mit den Erlösen aus der Bibliotheks-Onleihe, die für Nutzerinnen und Nutzer kostenlos ist, erzielt.

Sollte die Entscheidungshoheit von Autoren, Autorinnen und Verlagen, welche Titel wann zu welchen Bedingungen in die digitale Leihe überführt werden, gesetzlich eingeschränkt werden, wird dadurch die wirtschaftliche Grundlage nicht nur der Urheberinnen, Urheber und Verlage, sondern auch der Buchhandlungen zerstört.

Mit der Initiative „Fair Lesen“ fordert das Bündnis aus Autorinnen und Autoren, Verlagen und Buchhandlungen diese existentiellen Rahmenbedingungen zu respektieren. Ein gesetzlicher Zwang für die E-Book-Leihe schadet der Vielfalt, der Lebendigkeit und der Unabhängigkeit der Buchlandschaft.

Kommentare (1)
  1. Schreiben ist Arbeit.
    Arbeit ist selbstbestimmt.
    Selbstbestimmt der/die Arbeitende was veröffentlicht wird.
    Veröffentlicht wird, um Geld zu verdienen,
    die eigene Existenz zu sichern – sozial werden Abgaben gezahlt.
    Gezahlt wird selbstbestimmt, das soll anders werden?
    Dann lieber im stillen Kämmerlein schreiben, nicht veröffentlichen?

    Veröffentlicht wird selbstbestimmt.
    Selbstbestimmt sollte Veröffentlichung bleiben.
    Kulturgut heißt es, sobald es veröffentlicht wird,veröffentlicht auf eigenes Risiko, das Risiko bleibt selbstbestimmt, nicht so der Verdienst?
    Der Verdienst, mager bis nichts, ist zunehmend verschoben worden.

    Das erinnert an die Entwicklungen im
    Einzelhandel
    Landwirtschaft
    Milchprodukten …

    Wer herstellt, bekommt den geringsten Verdienst?

    Die Wertschätzung für den Herstellungsprozess geht flöten.
    Welche Flöten flöten „Vergesellschaftung der Herstellungsprozesse'“ mit Verdienstmargen unterhalb der Selbstkosten?

    So verhungert die beste Idee! Kulturgut?

    Ohne Moos nix los!

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