"Ihre Bücher sind kleine Wunderkammern der Weltentdeckung, in denen Thema und Form auf wunderbare Weise miteinander interagieren" Judith Schalansky erhält den Carl-Amery-Literaturpreis 2022

Judith Schalansky (c) Jürgen Bauer

Den mit 6.000 Euro dotierten Carl-Amery-Literaturpreis erhält in diesem Jahr die Autorin Judith Schalansky.

Die Preisverleihung findet am 9. April 2022, dem 100. Geburtstag von Carl Amery, um 20.00 Uhr, im Literaturhaus München statt. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei. Die Laudatio hält die Literaturkritikerin Jutta Person.

Die Jury, bestehend aus Knut Cordsen, Dr. Thomas Kraft, Krystyna Kuhn, Christof Bultmann und der letzten Preisträgerin Karen Duve, begründet ihre Wahl wie folgt:

„Judith Schalansky erkundet in ihren mitunter ins Fantastische ausgreifenden Erzählungen unser Dasein, legt betörende Atlanten und so kluge wie eigenwillige Verzeichnisse von verlorenen und vergessenen Geschichten von Menschen und Gegenständen an. Als poetische Archivarin sammelt sie gern naturwissenschaftliche Fundstücke, macht aber auch vor Fabelwesen nicht Halt. So sind ihre Bücher kleine Wunderkammern der Weltentdeckung, in denen Thema und Form auf wunderbare Weise miteinander interagieren. Ihre Texte bieten in ihrer nahezu mathematischen Strenge den Lesern und Leserinnen einen Halt durch Ordnung und Verlässlichkeit, den das häufige Thema dieser Geschichten – die Vergänglichkeit – schon im voraus als illusorisch entlarvt hat. Als Herausgeberin und Gestalterin der Reihe Naturkunden erweist sie sich zudem als zutiefst ökologisch interessierte Autorin im Sinne Carl Amerys, die dem nature writing einen festen Platz in der deutschsprachigen Literatur sichert.“

Der Carl-Amery-Literaturpreis wird seit 2007 alle zwei Jahre vom Verband deutscher Schriftsteller in Bayern vergeben, mit Unterstützung des Luchterhand Literaturverlages und ver.di Bayern. Die bisherigen Preisträger sind Feridun Zaimoglu (2007), Juli Zeh (2009), Ilija Trojanow (2011), Ulrich Peltzer (2013), Norbert Niemann (2015), Thomas von Steinaecker (2017) und Karen Duve (2019).

Mit dem Carl-Amery-Literaturpreis werden deutschsprachige Autorinnen und Autoren für ihr Werk ausgezeichnet, in dem eine zeitkritische Literatur neue ästhetische Wege zu gehen und damit das Spektrum literarischer Möglichkeiten zu erweitern sucht. Der Preis soll an den Münchner Schriftsteller Carl Amery (1922-2005) und sein Lebenswerk erinnern. Amerys kritische Auseinandersetzung mit restaurativen Tendenzen in Gesellschaft und Kirche und sein publizistischer Einsatz für eine friedliche und ökologisch vernünftig gestaltete Welt haben Maßstäbe gesetzt.

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