Mit dem Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr wurde gestern Abend im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen der Roman Identitti (Hanser) von Mithu Sanyal ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird vom Regionalverband Ruhr (RVR) zusammen mit dem Literaturbüro Ruhr jährlich verliehen. Die Ausgezeichnete nahm den Preis entgegen und beschloss, ihn mit den anderen Nominierten zu teilen.
Aus der Jurybegründung: „Ein Campusroman aus Europas dichtester Universitätslandschaft, ein Identitätsroman aus Deutschlands ältestem Melting Pott, ein bunter, lebensvoller Ideenroman zur aktuellen Diskussion über Herkunft, Hautfarbe, Klasse, Geschlecht, Religion, Kultur, Begehren, Bildung und Weltanschauung: Was macht uns aus? Haben wir die Wahl? Und was, wenn wir uns täuschen? Mithu Sanyal erleuchtet ihre Leser*innen, indem sie sie verwirrt – witzig, spannend, formenreich und innovativ.“
Den Förderpreis erhielt Esra Canpalat aus Bochum für die Erzählung Walrosshaut. Der Förderpreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Aus der Jurybegründung: „Esra Canpalat schreibt über Inter- und Transkulturalität, Antirassismus, Gender, Feminismus. Ihre Texte sind teils autobiografisch, teils dokumentarisch, aber immer auf der Höhe der Zeit. Mit Walrosshaut hat sie einen Text vorgelegt, der sprichwörtlich unter die Haut geht. Gleichsam schonungslos und liebevoll schreibt Canpalat von der Beziehung zwischen Kind und Vater, von den Spuren in unserem Leben und an unseren Körpern, von Erinnerung und Vergänglichkeit. Dieser Text hat uns überzeugt.“
Auch ein undotierter Ehrenpreis wurde vergeben: Die Auszeichnung geht an Beate Scherzer und Peter Kolling von der Buchhandlung Proust in Essen „für ihr jahrzehntelanges Engagement für die Literatur in Essen und im gesamten Ruhrgebiet“. „Seit Jahrzehnten engagieren sie sich auch weit über ihre Buchhandlung hinaus für die Literatur in Essen und im gesamten Ruhrgebiet. Sie führen zahlreiche literarische Veranstaltungen undFestivals durch, bringen Literatur in den öffentlichen Raum (das ,literarische Parkhaus‘ in Essen), kooperieren ruhrgebietsweit mit verschiedenen literarischen Partnern und engagieren sich im Netzwerk literaturgebiet.ruhr, das sie mitbegründeten. Beate Scherzer ist zudem als Literaturkritikerin im Deutschlandfunk und als Jurymitglied beim Deutschen Buchpreis bekannt.“