Wir trauern um Anne Goldmann, unsere wunderbare Autorin, Freundin, Mitstreiterin, Vertraute. Annes unerwarteter früher Tod reißt eine schmerzhafte Lücke. Wir weinen um den Verlust einer staunenswert souveränen und großzügigen Frau voller Lebenserfahrung, stark, weise, lustig und voller Interesse an und Liebe zu Menschen. Als Freundin und energische Idealistin hat sie uns oft Wege gezeigt, mit Herz, Respekt und Mut für eine gerechtere Welt einzutreten, von Kleinlichkeiten abzulassen und aus Einfühlung eine Kraft zu machen, die nicht bremst, sondern antreibt.
Als Schriftstellerin hat sie uns verzaubert mit ihrer Kunst, hochspannend von widersprüchlichen, versehrten, strampelnden Menschen zu erzählen und deren Ängste, ihr alltägliches Ringen ungeschönt und doch zärtlich in soghafte, unter die Haut gehende Prosa zu verwandeln. Anne Goldmanns Krimis sind Solitäre. Elegante Thriller, die sehr reale Facetten von Gewalt und ihren Folgen in echten Leben thematisieren, sanft und gnadenlos. Ihr neues Buch wurde letzten Dienstag mit dem Leo-Perutz-Preis ausgezeichnet, gekürt von einer einstimmigen Jury. Dass sie sich darüber noch freuen konnte, ist ein kleiner Trost. Ihr präziser, geduldiger Blick, geschult und geschliffen in Dekaden harter Sozialarbeit, bleibt in ihren traumhaft schön geschriebenen Romanen erhalten.
Es war ein großes Geschenk, mit Anne Goldmann zu arbeiten, zu sprechen, zu lachen und Pläne zu schmieden. In ihrem Herzensprojekt, dem feministischen Krimiautorinnen-Netzwerk Herland, lebt ihre Haltung weiter. Heiterer, uneigennütziger Respekt ist die Essenz ihres Wirkens. Danke, Anne.