Elena Straßl über eine Crowdfunding Kampagne, die das nächste Programm finanzieren soll „Wenn sie funktioniert, können wir voller Stolz zwei Bücher mit großer gesellschaftlicher Relevanz publizieren“

Der &Töchter Verlag sucht Unterstützung bei der Finanzierung ihres Frühjahrsprogramms 2023. Die Verlegerinnen starteten am Muttertag eine Crowdfunding Kampagne, um mithilfe der Community zwei neue feministische Sachbücher zu realisieren. Wir sprachen mit einer der Geschäftsführerinnen Elena Straßl über die Aktion:

Die &Töchter-Verlegerinnen: vlnr. Laura Nerbel, Elena Straßl, Jessica Taso, Sarah Zechel

Ihr seid ein junger feministischer Verlag. Was hat es damit auf sich? Was hat euch bewegt zu gründen?

Elena Straßl: 2019 haben wir uns in der Uni im Studiengang Buchwissenschaft kennengelernt. Wir wollten alle in Verlagen arbeiten, haben aber bei unseren Praktika und Nebenjobs gemerkt, dass viele Verlage sehr hierarchisch aufgebaut sind und wenig Raum für unsere eigenen Ideen und Veränderung bleibt. Begonnen haben wir mit ungewöhnlichen Leseveranstaltungen und als wir damit Erfolg hatten, haben wir uns getraut und gemeinsam &Töchter gegründet. Mittlerweile sind wir zu viert und haben ausgelotet, was wir uns von der Verlagsarbeit wünschen und welche Themen uns am Herzen liegen: Feminismus, Antirassismus, Nachhaltigkeit und allem voran gesellschaftlicher Wandel. Wir haben diese Themen nicht gewählt, weil sie im Trend sind, sondern weil sie für eine gerechtere Gesellschaft wichtig sind und eine Bühne brauchen. Wir möchten alle unsere Bücher diesen Inhalten kompromisslos widmen, damit Menschen mit verschiedensten Lebensrealitäten abgebildet und berücksichtigt werden. Außerdem bekommen bei uns vor allem junge Talente eine Stimme. So können wir unseren Teil zu einer diverseren Buchbranche beitragen.

Es sind schon einige Bücher in eurem Verlag erschienen. Euer nächstes Programm soll aber durch eine Crowdfunding Kampagne finanziert werden. Woran liegt das?

Als junger, kleiner und unabhängiger Verlag können wir auf kein großes, finanzielles Kapital zurückgreifen. Die letzten drei Jahre hat der Kreislauf funktioniert, wir konnten unsere Programme durch die vorherigen finanzieren. Das letzte Jahr, mit gestiegenen Produktions- und Papierkosten hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir sind an einem Punkt, an dem wir voller Motivation sind und wahnsinnig viele Ideen und potenzielle Projekte in Petto haben, aber leider auf finanzielle Unterstützung hoffen müssen. In unserem allerersten Programm haben wir bereits ein Buch erfolgreich mit einer Crowdfunding Kampagne finanziert. Das möchten wir wieder schaffen. Es geht um zwei spannende, wichtige Sachbücher, die aus dem Englischen übersetzt wurden und international schon Erfolg haben. Wir sind überzeugt von ihrem Potential und stehen voll hinter den Inhalten.

Für diese beiden Titel habt ihr mit sehr viel Aufwand die Kampagne auf die Beine gestellt. Von welchen Büchern sprechen wir hier? Worum geht es?

Ja, wir haben viel Arbeit in die Kampagne hineingesteckt, aber wenn sie funktioniert, ist nicht nur unser nächstes Programm gesichert, sondern wir können auch voller Stolz zwei Bücher mit großer gesellschaftlicher Relevanz publizieren. Das erste Buch heißt Männer, die Frauen hassen. Es ist von der Bestsellerautorin Laura Bates, die durch ihr feministisches Engagement bekannt wurde. Sie berichtet über frauenfeindliche Gruppierungen, wie Incels, Pickup Artists und Männerrechtsaktivisten, deren Ziel es ist, Frauen im Netz und in der realen Welt zu beleidigen, zu verletzen und im schlimmsten Fall sogar zu töten.

Wir möchten über dieses Phänomen aufklären und ein Bewusstsein für den weit verbreiteten Frauenhass schaffen. Wir dürfen in unserer Gesellschaft nicht die Augen davor verschließen, dass diese Gefahr für weiblich gelesene Personen leider Realität ist. Deshalb ist dieses Buch so bedeutsam. Das Thema macht wütend und ist nicht immer leicht verdaulich, aber wir brauchen diese Wut, um Veränderung anzustreben.

Das zweite Buch, das ihr herausbringen wollt, ist auch feministisch, hat aber einen ganz anderen Ansatz. Was hat es mit How to raise a feminist son auf sich?

Die Autorin Sonora Jha ist als alleinerziehende Women of Color in die USA emigriert und erzählt von ihrem Leben und dem Großziehen ihres Sohnes. Mit diesem Buch möchten wir die Probleme, die durch das Patriarchat und Sexismus entstehen, bei ihren Wurzeln packen. Die Autorin beweist, dass man Jungen schon im frühesten Alter dafür sensibilisieren kann, sich für eine gerechte Welt einzusetzen. Unserer Gesellschaft muss bewusstwerden, dass wir nicht nur unsere Töchter beschützen, sondern vor allem unsere Söhne aufklären müssen. Das ist leider noch keine Selbstverständlichkeit.  Dieses Buch ist eine Inspiration, Anleitung und ein Wegweiser für Eltern und Menschen, die es werden wollen, oder einfach an der Thematik interessiert sind.

Seid ihr optimistisch, dass ihr mit der Kampagne erfolgreich sein werdet?

Ja! Uns ist bewusst, dass die Zeiten schwierig sind und nicht jede*r die Möglichkeit hat, zu unterstützen. Aber wir stoßen auf großartiges Feedback. Wir bieten die beiden Bücher zum Vorbestellen an, das heißt, sie kosten jetzt in der Kampagne nicht mehr als in Zukunft. Findet jemand die Bücher spannend, kann er oder sie diese vorab bestellen und damit ohne Risiko zu ihrer Realisierung beitragen.

Aber unsere Inhalte sind für viele Menschen, auch in der Buchbranche, immer noch Randthemen. Wir stoßen häufig auch auf Unverständnis. Die Branche besteht zwar zum Großteil aus Frauen, aber wenige besetzen Führungspositionen und oft noch nicht mit genug Sichtbarkeit. Doch es verändert sich aktuell viel und wir sind stolz, ein Teil dieses Wandels zu sein – auch mit unseren Büchern!

 

 

 

 

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