Jens Schumacher über sein Gamebook "FLUCHT AUS … dem Weihnachts-Chaos" (arsEdition) „Witzig, knifflig, anders!“

Jens Schumacher: „Der Trend hat seinen Höhepunkt meiner Meinung nach noch nicht erreicht. Solange ständig neue formale und thematische Variationen, Mischformen zwischen Buch, Gesellschaftsspiel, App etc. auf den Markt kommen, wird sich das Thema noch eine ganze Weile halten. Generell glaube ich, dass nicht-linear erzählten Geschichten die Zukunft gehört“

BuchMarkt: Ihr Gamebuch FLUCHT AUS … dem Weihnachts-Chaos hat im Titel gleich eine Frage enthalten: Kannst du das Weihnachtsfest retten? Ist es also ein interaktives Buch?

Jens Schumacher: Ganz recht. Nur wenn es dem Leser/der Leserin gelingt, möglichst viele der auf verschlossenen Seiten verborgenen Rätsel zu knacken, kann er die Invasion miesepetriger Kobolde auf das Weihnachtsdorf am Nordpol abwehren, den gekidnappten Weihnachtsmann befreien, und das Fest kann wie geplant stattfinden. Stellt man sich dagegen zu dumm an bzw. muss zu oft auf Tipps und Lösungshilfen zurückgreifen, nimmt die Geschichte einen anderen, weniger schönen Ausgang.

Haben Sie als Kind auch gerne gerätselt – wie entstand die Idee dazu?

Mein erstes mehrhundertseitiges Manuskript im Alter von 12 Jahren war ein sogenanntes Spielbuch, also ein interaktiver Roman, bei dem der Leser durch wiederholte Entscheidungen den Verlauf der Handlung beeinflusst. Nicht-lineares Erzählen fasziniert mich schon von klein auf, und ich bin froh, dass der Escape- und Exit-Trend derzeit einigen experimentelleren Formen Tür und Tor öffnet.

Die konkrete Idee zu FLUCHT AUS … dem Weihnachts-Chaos entwickelte sich aus einer Adventskalendergeschichte, die ich 2017 für das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz schreiben durfte. Darin ging es um einen missgünstigen Kobold, der es dich zur Aufgabe macht, mit allerlei üblen Mitteln das Weihnachtsfest zu sabotieren. Diese Idee hat mich irgendwie nicht mehr losgelassen.

Ist es nicht ziemlich kompliziert, solch ein Buch zu kreieren.  Immerhin muss am Ende ja alles eine sinnvolle Lösung ergeben …

Eigentlich nicht, da ich, genau wie bei einem „normalen“ Buch, zunächst mit der Handlung anfange. Auch ein Rätselbuch muss meiner Meinung nach zunächst mal auf narrativer Ebene funktionieren, d.h. auch ohne Rätselaufgaben. Ist die Geschichte einmal da, wird sie mit Knobeleien sowie einem Verweis- und Hilfesystem versehen. Für mich ist das dann nicht weiter verwirrend, da ich die Story ja bereits von A bis Z kenne und weiß, worauf alles hinausläuft.

Denken Sie, dass das Thema „Escape Room“ überhaupt noch funktioniert und bei den Lesern gut ankommt? Wieso?

Der Trend hat seinen Höhepunkt meiner Meinung nach noch nicht erreicht. Solange ständig neue formale und thematische Variationen, Mischformen zwischen Buch, Gesellschaftsspiel, App etc. auf den Markt kommen, wird sich das Thema noch eine ganze Weile halten. Generell glaube ich, dass nicht-linear erzählten Geschichten die Zukunft gehört. Das konkrete Thema und der Name dafür mögen sich ändern, die vielfältigen, auf Interaktion mit dem Endkonsumenten abzielenden Strukturen jedoch werden bleiben und in kommenden Jahren ein immer größeres Marktsegment beanspruchen.

Worin unterscheidet sich das Buch zu anderen dieser Art?

Bei sämtlichen meiner Escape-Titel, seien es Kinderbücher, Kartenspiele oder interaktive Thriller für Erwachsene, gibt es einen starken narrativen Kontext, der das Ganze trägt. Anders als bei vielen Konkurrenzprodukten, die u.a. von Mathematiklehrern oder Spieleentwicklern ohne literarische Vorbildung konzipiert werden und bei denen die Hintergrundstory oft nur als apologetische Klammer dient, ein paar Dutzend Rätsel irgendwie zusammenzuhalten, funktioniert bei mir die Geschichte auch ganz ohne Rätsel – und ist auch dann noch spannend.

Es soll also das logische Denken und die Konzentration von Kindern fördern. Kann es also auch in Kindergärten und Schulen eingesetzt werden?

Das passiert bereits vielerorts. Gerade bekam ich eine Mail von einer Lehrerin aus der Schweiz, wo ich im Herbst auf Lesereise war. Sie hatte »FLUCHT AUS … dem Weihnachts-Chaos« als vorweihnachtliche Klassenlektüre vorgelesen. Die Kinder lösten im Klassenverband die Rätsel, was in der Gruppe natürlich deutlich leichter fällt als einzeln, und hatten einen Riesenspaß dabei.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch im Laden gut verkaufen?

Wie schon gesagt: Meine Escape-Geschichten sind Geschichten voller Rätsel, nicht lose Rätselkonvolute mit einer geflickschusterten thematischen Klammer wie so viele andere Produkte am Markt. Ein weiterer Pluspunkt ist sicher, dass bei der Lektüre nichts zerstört wird. Die Bücher können anschließend an Freunde und Geschwister weitergegeben und noch einmal gelesen werden.

Welche drei Wörter beschreiben das Buch ideal?

witzig – knifflig – anders!

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