Gestorben Katja Kamm

Am 10. März ist die Illustratorin Katja Kamm gestorben. Miriam Elze erinnert in ihrem Nachruf an ihre Freundin und Kollegin.

Katja Kamm 5.4.1969 – 10.3.2022

Katja Kamm (Foto: Georg Lübbe)

„Seid mutig und frei!“
Es ist kaum zu fassen, dass Katja nicht mehr lebt.

Seit unserem Illustrationsstudium in Hamburg waren Katja und ich Weggefährtinnen. Tiefe Freundschaft und die Begeisterung für Bilderbuchillustration hat uns über 25 Jahre verbunden. Berufliche Etappen erlebten wir zeitgleich. Viele Erfolge feierten wir gemeinsam: Katjas Zusage zum Auslandsstudium in New York, die Auswahl zur internationalen Bilderbuch-Ausstellung in Bologna, das erste eigene Bilderbuch. Wir arbeiteten Schreibtisch an Schreibtisch (plus Hängematte!) im Atelier Amaldi.

2003 gewann Katja mit ihrem Erstlingswerk Unsichtbar den Jugendliteraturpreis. Auch für ihr Buch  Das runde Rot erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Die Bildfolgen, die mit visuellen Überraschungen spielen und ganz ohne Text auskommen, waren damals ein Novum. Die Einladung zum selbständigen Weiterspinnen und Mitmachen zeichnet Katjas Arbeit aus. Die gleiche spielerische Freude an Sprache und Klängen kommt in ihrem letzten Buch Tirade, Pomade … ich versteh nix, wie schade zur Geltung. Verspieltes Sprachvergnügen begleitete sie auch bei ihrem aktuellen Buchprojekt, für das sie ein Stipendium des Kulturwerks der VG Bild Kunst erhalten hatte. Verlegerische Heimat waren für Katja die kleinen unabhängigen und experimentierfreudigen Verlage: Peter Hammer, Bajazzo oder Tulipan. Aber auch die „Großen“ wie Carlsen haben Katja in ihrem künstlerisch anspruchsvollem Programm.

Katja war Gründerin unserer Illustrator*innen Arbeitsgrupppe „Die Wiesonichten“.
„Wieso nicht?“ – So entstand vor zwanzig Jahren der Name im Gespräch über Illustrations- und Korrekturprozesse – und ist zugleich fröhliches Sinnbild für Katjas Freude an Diskussion und ihre kompromisslose Standhaftigkeit. „Seid mutig und frei!“, so hat sie die Schafensprozesse in unserer Freundesrunde fordernd vorangetrieben und mitbeeinfusst.

Für die große Illustrator*innengemeinschaft war Katja eine Kämpferin und Vorbild. In den ersten Jahren der IO vertrat Katja im Vorstand v.a. die Interessen der Bilderbuchschaffenden. Sie kämpfte für faire Honorare. Später vermittelte sie alles Wissenswerte für den Berufsstart an den Hochschulen. Mit Herz engagierte sie sich in der Vorjury des Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preises (ALMA). Nicht nur hier war sie eine Kämpferin für die Emanzipation und die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen im Kinderbuch.

Katja hat viele Kinder mit ihren Lesungen, Kunstkursen und Workshops an Schulen begeistert. Ihr Herz schlug immer für die Kinder – auf Augenhöhe, mit Empathie und Anstiftung zum Quatsch. Dieses lebendige Miteinander mit den Kindern, wie auch ihre Seminare mit den Studierenden an der Hochschule in Münster waren für Katja genauso eine Herzensangelegenheit wie das konzentrierte, stille Arbeiten an ihren Bilderbüchern.

Geselligkeit und zugleich Zufriedenheit in der Zurückgezogenheit, Humor sowie große Ernsthaftigkeit, schonungslose Ehrlichkeit ebenso wie Einfühlungsvermögen, … es ist so vieles, was Katja in sich vereinte.

Mit meiner kleinen Tochter lache ich über Katjas Bilderbücher. Ich freue mich, dass Katja uns also doch noch Gesellschaft leistet. Katja wird mich weiterhin begleiten, wenn ich an einer Illustration arbeite. „So nicht!“ und „Wieso nicht?“ werden wir uns in Gedanken zurufen.
Liebe Katja, danke für alles!

Miriam Elze

Kommentare (2)
  1. Wer solche Freund/Freundinnen hat – kleine und große – wird nicht vergessen werden.
    Immer werden uns die Besten, Liebsten so früh genommen!
    Dieter Klug, Wolfratshausen

  2. Ich trauere mit dir, Miriam. Sehr ergreifender Text. Kann es immer noch nicht fassen. Sehe das Bild von Katja und hab ihr Gesicht noch klar vor Augen als ob’s gestern war.

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