Uwe Kalkowski über Kölns neues Literaturportal „Unserem Ziel, das literarische Leben in Köln sichtbarer zu machen, sind wir damit ein großes Stück nähergekommen“

Köln hat mit www.literaturszene-koeln.de seit Januar 2021 ein neues, umfassendes Literaturportal. Auf Initiative des Vereins Literaturszene Köln e.V. wurde die neue Website ins Leben gerufen und mit Unterstützung der Stadt Köln umgesetzt.

Ob aktuelle Berichte, Portraits und Links zu und über literarische Initiativen in und um Köln, Adressen von Buchhandlungen und Verlagen, Informationen über Fördermittel und Stipendien für Schreibende, Angaben zu Literaturfestivals oder einem Veranstaltungskalender, der alle relevanten Termine anzeigt und durch das Literaturhaus Köln getragen wird – man scheint mit der neuen Website gut informiert. Wir sprachen mit Uwe Kalkowski, der sich seit der Gründung des Vereins 2018 im Vorstand engagiert, über Ziele, Ambitionen und darüber, was dieses Portal so interessant macht:

Uwe Kalkowski: „Das Ziel des Vereins ist es, das Literaturportal literaturszene-koeln.de als erste Anlaufadresse zu etablieren, wenn sich Literaturinteressierte aus Köln oder Umgebung Informationen suchen – egal, ob es sich um eine Liste der Kölner Buchhandlungen, Termine aktueller Veranstaltungen oder Wissenswertes über Kölner Literaturstipendien handelt“

BuchMarkt: Die Webseite des Vereins Literaturszene Köln e.V. wurde zu Beginn des Jahres zu einem Literaturportal für die Stadt Köln ausgebaut. Wieso jetzt?

Uwe Kalkowski: Der Verein Literaturszene Köln wurde im April 2018 gegründet mit dem Ziel »das literarische Leben der Stadt sichtbarer zu machen, die Arbeitsbedingungen der Kölner Literaturschaffenden zu verbessern und die Vernetzung zwischen den verschiedenen literarischen Praxisbereichen sowie mit anderen Kunstsparten zu fördern« – so haben wir das damals formuliert und das sind die zentralen Aufgaben des Vereins. Ein erstes großes Projekt war die Ausrichtung der 1. Kölner Literaturnacht im Mai 2019. 137 Veranstaltungen fanden an 42 Orten überall in Köln statt. Bekannte Namen waren genauso dabei wie Autorinnen und Autoren, die gerade ihre ersten Texte publiziert hatten, es gab Diskussionen, Workshops, Werkstattbesuche, literarische Initiativen stellten sich vor, Übersetzerinnen und Übersetzer berichteten von ihrer Arbeit, es gab ein frühes Programm für Kinder und Jugendliche – kurz: Den Besuchern der 1. Kölner Literaturnacht wurden sämtliche Facetten des literarischen Lebens in Köln präsentiert. Parallel dazu machten wir uns bereits erste Gedanken darüber, wie man diese Literaturvielfalt online abbilden könnte und schnell war klar, dass es eine Art Literaturportal für Köln geben müsste. Einen Ort, an dem alle Informationen zur Literatur in unserer Stadt gesammelt werden.

2020 sollte die Literaturnacht ein zweites Mal stattfinden. Die Fördermittel waren bewilligt, das Programm durch ein Kuratorium zusammengestellt, die Programmhefte gedruckt. Dann kam Corona. Wir planen, die Literaturnacht in diesem Jahr nachzuholen. Aber gleichzeitig erhielten wir vom Kulturamt der Stadt Köln Fördergelder für ein digitales Projekt – und damit war klar, dass wir uns nun ernsthaft mit der Planung eines Literaturportals beschäftigen konnten. Die Seite literaturszene-koeln.de war bislang lediglich eine Vereins-Website gewesen, jetzt sollte daraus etwas Umfassenderes entstehen. Zusammen mit der Agentur Design² machten wir uns an den Umbau.

Spielt auch die Pandemie in dieser Entscheidung eine Rolle?

Angesichts der aktuellen Situation soll das neue Portal ein Forum bieten, in dem sich alle Kölner Literaturschaffenden wiederfinden können. Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es wichtig, die digitale Präsenz von literarischen Initiativen, Veranstaltungsformaten, Autorinnen und Autoren, Buchhandlungen und von vielen anderen Akteuren der literarischen Szene zu unterstützen. Der Verein sieht das Literaturportal als einen wichtigen Beitrag für die Sichtbarkeit des literarischen Lebens in Köln an – auch nach dem pandemiebedingten Ausnahmezustand. Dann erst recht.

Ist die Literaturszene in Köln denn überhaupt noch die, die sie mal war?

Wie überall haben Literatur- und Kunstschaffende sehr zu kämpfen, um diese Ausnahmesituation zu überstehen. Unterschiedlich ist dabei die berufliche Situation: Etablierte Übersetzer beispielsweise können möglicherweise auch in dieser Zeit Aufträge generieren, während der Debütroman eines Schreibenden Gefahr läuft, komplett unterzugehen. Für viele Autorinnen und Autoren fallen Einnahmen durch Veranstaltungen weg und sind online nur schwer kompensierbar, die Sichtbarkeit von Büchern wird weniger, wenn Leser nicht die Möglichkeit haben, durch Buchhandlungen zu stöbern. Die Kölner Buchhandlungen selbst haben sich durch ihr großartiges Engagement bisher einigermaßen gut gehalten – zumindest war dies nach etlichen Gesprächen mein Eindruck. Doch momentan ist allerorten eine Müdigkeit zu erkennen. Die Kaufkraft bricht ein, Bestellungen werden auf das Nötigste reduziert, die Planung von Lesungen ist auf Eis gelegt oder ins Digitale verlagert – dort werden dann aber kaum Bücher verkauft und kaum Ticketeinnahmen generiert. Literarische Veranstaltungsreihen gehen ebenfalls den Weg in Richtung Online-Lesung. Zwar kann man damit auf einmal bundesweit Interessierte erreichen, aber es ist trotzdem nicht das Gleiche wie eine Live-Lesung. Zumal die Konkurrenz im Netz enorm ist und ich das Gefühl habe, dass nach der ersten Begeisterung für digitale Veranstaltungsformate eine gewisse Sättigung eingetreten ist und die Menschen sich nach Begegnungen im echten Leben sehnen. Wie letztendlich die Literatur- und Kunstwelt – nicht nur in Köln – aus der Coronapandemie hervorgehen wird, ist im Moment schwer zu sagen. Vieles wird davon abhängen, wie sich die Situation in diesem Jahr weiterentwickelt. Und wie wichtig Bund und Ländern die Unterstützung Kulturschaffender ist. Dass genau zu diesem Zeitpunkt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Literaturformate verschwinden, ist allerdings ein Schritt in die vollkommen falsche Richtung und diametral entgegengesetzt dem, was öffentlich-rechtliche Sender leisten sollten. Nämlich mehr über Literatur sprechen und nicht weniger.

Nun gibt es jede Menge Plattformen, die literarisches Leben vorstellen und abbilden. Was macht dieses Literaturportal so besonders?

Köln ist eine Millionenstadt mit einer sehr lebendigen literarischen Szene. Bislang gab es noch keine Möglichkeit, über die vielfältigen Aktivitäten und Institutionen einen Gesamtüberblick zu erhalten. Das neue Literaturportal soll dies ermöglichen und bietet verschiedene Informationswege an. Ein ausführliches Verzeichnis listet die Kölner Bibliotheken, Buchhandlungen, Literaturinitiativen, literarische Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten, literarische Veranstaltungsorte und -reihen, Literaturfestivals, Medien wie in Köln erscheinende Literaturzeitschriften oder in Köln beheimatete Literaturblogs sowie die Fördermöglichkeiten und Stipendien für Schreibende auf. Alle Angaben sind verlinkt und führen direkt zu den jeweiligen Webpräsenzen. Dazu kommt der Bereich »News & Stories«, in dem nach und nach mit redaktionellen Beiträgen die zahlreichen Menschen, Gruppen und Initiativen in Köln vorgestellt werden, die – in welcher Weise auch immer – mit Literatur zu tun haben. Außerdem finden sich hier Ausschreibungen für Literaturstipendien und weitere Informationen zum literarischen Leben der Stadt. Ein weiteres Herzstück des Portals sind die Termine und Beiträge aus dem »Literaturkalender Köln«. Dieser Kalender wird als eigene Seite vom Literaturhaus Köln betrieben und stellt die in Köln stattfindenden literarischen Veranstaltungen vor. Mit Hilfe eines Plugins werden diese Termine nun ebenfalls auf der Seite literaturzene-koeln.de ausgespielt, so dass auch diese Informationen hier abrufbar sind.

Natürlich steht das Portal ganz am Anfang und sicherlich wird es noch die ein oder andere Ergänzung oder Anpassung geben – eine Seite wie diese ist ja nicht statisch angelegt. Aber unserem Vereinsziel, das literarische Leben in Köln sichtbarer zu machen, sind wir mit diesem Informationsangebot ein großes Stück nähergekommen.

Für welche Leserschaft konzipiert? 

Thematisch dürfte das Portal – natürlich – vor allem für Literaturinteressierte in Köln und im Rheinland interessant sein. Aber darüber hinaus richtet sich es an alle, die Informationen zum Thema Literatur in Köln suchen.

Und wie wird das Ganze finanziert?

Möglich gemacht wurde das Literaturportal durch das Kulturamt der Stadt Köln, das dafür Fördermittel zur Verfügung gestellt hat. Damit konnte die professionelle technische und gestalterische Umsetzung finanziert werden. Die inhaltlichen Überlegungen und Abstimmungen bei der Erstellung der Seite waren ehrenamtliche Vereinsarbeit.

Sie engagieren sich bereits seit einigen Jahren im Vorstand des Vereins, über welche Themen wird hier momentan intensiv gesprochen? 

Sehr intensiv beschäftigen wir uns momentan mit der Verlegung der 2. Kölner Literaturnacht, die 2020 nicht stattfinden konnte. Wir hatten ursprünglich den Mai 2021 für einen Ersatztermin angepeilt, haben aber nun gerade beschlossen, dass sie am 18. September 2021 stattfinden soll – in der Hoffnung, dass eine Veranstaltung in dieser Größenordnung dann möglich sein wird. Die Absage der Leipziger Buchmesse im Mai hat uns darin bestärkt, dass diese neuerliche Verschiebung richtig war. Die Arbeit daran beginnt nun erst: Wie sieht es mit Fördermitteln aus? Welche ursprünglich geplanten Programmpunkte können übernommen werden? Werden alle ursprünglich eingeplanten Akteurinnen und Akteure dabei sein können? Stehen die Veranstaltungsorte auch beim neuen Termin zur Verfügung? Hier wird es in den nächsten Wochen und Monaten viel Abstimmungsbedarf geben. Der geschäftsführende Vorstand des Vereins, bestehend aus Bettina Fischer, Paula Döring und mir sowie der erweiterte Vorstand, bestehend aus Helga Frese-Resch, Anja Fröhlich, Christa Morgenrath, Wolfgang Schiffer und Ute Wegmann steht hier miteinander in engem Austausch. Unterstützt werden wir bei der Planung und Organisation der Literaturnacht von Ruth Eising und ihrer Agentur re-book Kommunikation.

Und werden Vereinsbeschlüsse dann auch nach außen, eben auf die Plattform getragen?

Sobald Vereinsbeschlüsse zu konkreten Projekten führen, werden diese auf der Plattform kommuniziert. Es gibt dafür einen eigenen Bereich, in dem wir über den Verein und einen Bereich, in dem wir über unsere Projekte informieren. Sobald die Planung des neuen Termins der 2. Kölner Literaturnacht konkreter wird, finden sich im Portal natürlich entsprechende Ankündigungen.

Welche Resonanz erhoffen Sie sich?

Das Ziel des Vereins ist es, das Literaturportal literaturszene-koeln.de als erste Anlaufadresse zu etablieren, wenn sich Literaturinteressierte aus Köln oder Umgebung Informationen suchen – egal, ob es sich um eine Liste der Kölner Buchhandlungen, Termine aktueller Veranstaltungen oder Wissenswertes über Kölner Literaturstipendien handelt. Gleichzeitig lebt eine solche Seite von den Nachrichten, die uns erreichen – wer also Adressen, Daten, Namen vermisst, wer Anregungen oder Wünsche äußern, uns Veranstaltungstermine mitteilen oder den Verein durch Mitarbeit unterstützen möchte, dem sei die E-Mail-Adresse mail@literaturszene-koeln.de zur Kontaktaufnahme sehr gerne ans Herz gelegt.

 

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