Jasmin Wollesen über Lovery – eine App für interktives Storytelling „Wir möchten Autoren und Verlagen ein neues Medium mit vielfältigen Möglichkeiten bieten, um ihnen neue Marktsegmente zu eröffnen.“ 

Jasmin Wollesen: „Mir geht es mehr darum, Autoren und Verlagen zu zeigen, dass ihnen ein neues Medium mit vielfältigen Möglichkeiten geboten wird, um neue Marktsegmente zu eröffnen“ (mehr zur App durch Klick auf Foto)

Seit Mitte September ist mit Lovery eine neue App für Kurzgeschichten erhältlich, über die man sogenannte Chat-Stories lesen kann. Das war Anlass für Fragen an Jasmin Wollesen, Inhaberin der Firma JW Technology, zu der auch die Marke Lovery zählt:

Wie neue Märkte erobert werden können, ist in Zeiten der Digitalisierung die Frage, die sich jeder Verlag stellt. Und das soll auch  mit Ihrer neuen App funktionieren?

Jasmin Wollesen: Ich bin vor drei Jahren durch Zufall auf dieses Format gestoßen, und auch meine erste Reaktion war: Wer liest denn so etwas?

Und wer liest denn nun warum sowas?

Es gibt viele Menschen, die es fasziniert, unerlaubte Einblicke in fremde Unterhaltungen nehmen zu können. In den USA sind Chat Stories schon seit einigen Jahren irrsinnig beliebt. Also habe ich den deutschen Markt unter die Lupe genommen und festgestellt, dass es auch bei uns Apps gibt, die dieses Segment bedienen.

Was ist dann so neu?

Es geht besser. Gerade im sinnlichen Bereich hat der deutsche Markt noch nicht viel zu bieten. Diese Lücke wollen wir schließen. Jedoch beschränken wir uns nicht auf rein erotische Inhalte. Und wenn wir schon mal dabei sind, übersetzen wir unsere Geschichten auch gleich ins Englische und Spanische. Warum sollten wir nicht auch schauen, wie man im Ausland auf Lovery reagiert? Ich finde es spannend, den Markt für neue Formate zu öffnen und Mischformen zu kreieren.

Was heißt jetzt Mischform?

Die Geschichten, die in der Regel aus 1.500 bis 2.000 Wörtern bestehen und auf drei Sprachen erscheinen, sind nicht nur aus reinem Dialog zusammengesetzt. Es werden auch Erzähltexte, Videos und Bilder in die Handlung integriert, so wie es in der digitalen Kommunikation eben gang und gäbe ist. Überdies enthalten sie diverse Special Effects: Das Telefon vibriert plötzlich, Geräusche ertönen oder der Bildschirm wird schwarz. Auf diese Weise wird das Smartphone selbst zu einem Teil der Geschichte.

Und wie sieht jetzt Ihre Zielgruppe für Lovery aus?

Das sind in erster Linie junge Erwachsene über 18 Jahre.Aber ich bin sicher, dass auch ältere Leser Gefallen an den Geschichten finden. Wir beobachten, dass sich Leseverhalten und -gewohnheiten wandeln. Bestseller wie Harry Potter, die Biss-Reihe oder Fifty Shades of Grey wurden von einem breiten Publikum aufgenommen. Das zeigt, dass sich unterschiedlichste Genres nicht mehr einer bestimmten Klientel zuweisen lassen.

Aber zuvorderst bedienen Sie die Faszination am Voyeurismus …

…Ja, das stimmt. Wir ermöglichen einen fiktiven Blick über die Schulter in die Korrespondenz von fremden Personen. Paare, die ihre Lust verbal ausleben, politische Aktivisten, die sich über Kurznachrichten organisieren, Freunde, die tratschen, Menschen, die stalken … Dieses Format lässt eine Menge Kreativität zu und ist nicht an ein bestimmtes Genre gebunden. Bei uns findet man Fantasy, Erotik, Thriller oder humorvolle Stories um Liebe und andere zwischenmenschliche Katastrophen. Sie sind überall leicht und schnell zu konsumieren – ob in der Bahn, im Wartezimmer oder vor dem Schlafengehen. Sein Smartphone hat schließlich fast jeder immer griffbereit.

Ist es nicht anstrengend, auf dem kleinen Display zu lesen?

Im Gegenteil, das Format ist optimal ans Handy angepasst.  Der Leser braucht auch keinen E-Reader mit sich zu führen.

Und was ist jetzt Ihr USP?

Im Gegensatz zur gängigen Praxis von Mitbewerbern werden bei Lovery nicht nur bereits veröffentlichte Romane in ein Mikro-Format übertragen sondern mein arbeitet zusätzlich mit zahlreichen Autoren zusammen, die am Selfpublishing-Markt erfolgreich sind und exklusiv Geschichten für die App schreiben. Ich gehöre übrigens dazu, ich habe unter dem Namen AJ Blue bereits einige Bestseller im Eigenverlag herausgebracht. Aber jetzt geht es mir mehr darum, Autoren und Verlagen zu zeigen, dass ihnen ein neues Medium mit vielfältigen Möglichkeiten geboten wird, um neue Marktsegmente zu eröffnen.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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