Klein und fein ist der Verlag, und spezialisiert auf Krimis: der Hamburger Polar Verlag von Wolfgang Franßen. Neben Büchern gibt es eine eigene Zeitschrift: die Polar Gazette. Wir sprachen mit dem Verleger über das Programm und über das Crowdfunding für den Deutschen Polar, das morgen starten soll.
Warum erst jetzt den „Deutschen Polar“?
Wolfgang Franßen: Von Anfang an wollte ich den Deutschen Polar gründen. Was sich anfangs als schwierig herausstellte, da ich naiv dachte, in den Schubläden der Autoren und Autorinnen würde der ein oder andere Schatz verborgen sein, der abseits des Mainstreams Geschichten im Stil des französischen Polars erzählten. Unter den zahlreichen Einsendungen befand sich aber nichts, was mich gereizt hätte, mit ihnen an den Start zu gehen.
Wie lange gibt es den Verlag?
Wolfgang Franßen: Den Verlag gibt es seit 2013. Das erste Programm haben wir im Frühjahr 2014 veröffentlicht. Zur Profilierung des Verlags dann mit internationalen Autoren begonnen, um den Verlag bekannt zu machen.
Vor welchen Autoren reden wir?
Wolfgang Franßen: Von dem mit dem Gold-Dagger-Award ausgezeichneten Gene Kerrigan Klassikern Newton Thornburg und sein Kriminalroman Cutter und Bone, von Estelle Surbranche oder Christian Roux und Noir-Autoren wie Benjamin Whitmer und Jon Bassoff. Nicht zu vergessen Ken Bruen mit seiner Detectiv-Sergeant-Brant-Reihe.
Wieso heißt die Reihe „Deutscher Polar“?
Wolfgang Franßen: Wir sehen den Verlag in der Tradition des französischen Polars: In der internationalen Reihe erscheinen bei uns nicht nur reine Noir-Krimis, sondern auch Titel, die in der Erzählweise an den französischen Polar anknüpfen. Wie der schottische Kultautor Ray Banks oder Matthew F. Jones mit Ein einziger Schuss.
Mal kurz zur Begriffsklärung: Was ist der französische Polar überhaupt?
Wolfgang Franßen: Der französische Polar ist eine Variation des Roman Noir, dessen Begründer Léo Malet mit seiner Reihe um Nestor Burma in Paris ist. Mich interessiert allerdings vor allem der Néo Polar eins Jean-Patrick Manchette, der den Blickwinkel weg von den reinen Ermittlern hin zu den Tätern und Opfern einer Geschichte verschoben hat, um den Rand unserer Gesellschaft erkunden.
Welches Ziel verfolgt die Polar-Masterclass?
Wolfgang Franßen: Thomas Wörtche, Frank Göhre, Alf Mayer und ich begeben uns auf die Suche nach guten Texten, denen wir eine Veröffentlichung ermöglichen wollen. Um abseits des Mainstreams mit Autoren und Autorinnen zu arbeiten, die ihre Geschichten nicht nach einem Strickmuster erzählen.
Und wie geht das praktisch?
Wolfgang Franßen: Ein Jahr lang begleiten wir Autoren und Autorinnen von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript. Es ist also eine Art Autorenwerkstatt. Normalerweise muss man für die Polar-Masterclass bezahlen, unser Ziel ist es aber, mittels Crowdfunding Talenten auch eine kostenlose Teilnahme zu ermöglichen.
Krimis ist ein boomendes Genre. Inwiefern unterscheiden Sie sich von der Konkurrenz?
Wolfgang Franßen: Durch die Autoren und Autorinnen, die wir veröffentlichen. Ihre Sprache, ihre Auswahl der Themen. Ihrem Gespür dafür, dass nicht jeder Krimi mit einem Happy End ausgehen muss. Viele erscheinen bei uns zum ersten Mal auf Deutsch und hätten bei anderen Verlagen kaum eine Chance, Leser für ihre Bücher zu finden
Sie arbeiten mit Crowdfunding. Warum?
Wolfgang Franßen: Wer heutzutage zur Bank geht, erntet eine Menge Unverständnis, warum man sich überhaupt an sie wendet. Es gibt kaum eine Branche, der offensichtlich so wenig Vertrauen entgegengebracht wird wie dem Verlagswesen. Wir sehen im Crowdfunding aber nicht als Finanzierungsmöglichkeit, auch eine gute Möglichkeit der Kommunikation mit unseren Lesern. Als „Belohnungen“ gibt es bei unserem Crowdfunding deswegen Treffen mit Lesern und wir bieten natürlich auch einen Blick hinter die Kulissen.
Welche Ergebnisse gibt es da jetzt schon?
Wolfgang Franßen: Im Vorfeld ist die Unterstützung für unser Projekt sehr groß. Während der Kampagne werden Schriftsteller, Übersetzer, Lektoren und hoffentlich auch Leser sich zu Wort melden. Am 7. August, also morgen, geht es bei wemakeit.com an den Start. Und dann hoffen wir mal, dass die Crowd unsere Reihe des „Deutschen Polars“ unterstützen wird.