Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein emotionaler, euphorischer Tanz der Phantasien“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Wie im Märchen“: Sie stand als Schriftstellerin zunächst im Schatten ihrer Schwester Margaret Drabble. Mit dem Roman Besessen schaffte sie den Durchbruch. Ihr bildungsreiches Erzählwerk ist geprägt von Mythen und Metafiktion: Zum Tod von Antonia S. Byatt.

„Als die Nazis Mariahilf eroberten“: Marianne Philips entwirft mit Hochzeit in Wien ein Zeitpanorama. „Ihr Werk, das von den Nazis verboten wurde, hat erst ihre Enkeltochter, die Historikerin Judith Belinfante, wieder zum Vorschein gebracht. Facetten von Philips ärmlicher Kindheit entfaltet der 1930 erschienene Roman Die Beichte einer Nacht. Die Hochzeit in Wien entwirft jetzt im Bezirk Mariahilf südlich der Josefstadt ein Zeitporträt vom Juni 1933, als Antisemitismus und Faschismus in Österreich stark aufflammten.“

  • Marianne Philips, Hochzeit in Wien (gelesen von Dominik Maringer; Verlag Audiolino)

„Man muss ja nicht alles verstehen“: Langgedichte als Hörerlebnis: Franziska Walser und Edgar Selge lesen Rilkes Duineser Elegien nicht vor, sie rezitieren frei. Das hat einen wirkungsvollen Effekt. „Das Dunkle gilt als tiefgründig; das Gegenteil lässt sich ja schlecht beweisen. Und man kennt das: Je länger man sich mit dem Verständnis eines schwierigen Textes müht, desto mehr ist man auch geneigt, das als ‚lohnend‘ zu empfinden. Clevere Schriftsteller arbeiten deshalb mit einer gewissen Verrätselung und Verdunkelung. Rilke gehörte zu den Cleversten.“

  • „Jeder Engel ist schrecklich. Freie Rezitation von Rainer Maria Rilkes ,Duineser Elegien‘“ (mit Franziska Walser und Edgar Selge; Argon Verlag)

„Er rollt das R wie eine kubanische Zigarre“: Ein deftiges Spektakel, die volle Dröhnung an Deklamation: Philipp Hochmair liest Stifters Hagestolz und wird dabei begleitet von der Elektrohand Gottes. „Wenn Philipp Hochmair loslegt, ist die Grenze zwischen E- und U-Kultur einfach weggewischt, es zählen einzig das sinnliche Er­leben der Geschichte und die Größe der Dichtungen, die wie ganz aus dem Hier und Jetzt erscheinen. Kühle Dekonstruktion, postmoderne Ironie, distanzierte Objektivität sind sein Ding nicht, er greift lieber fest zu und vereint sich mit der Literatur in einem emotionalen, euphorischen Tanz der Phantasien.“

  • Adalbert Stifter, Der Hagestolz. (gelesen von Philipp Hochmair, Musik: Die Elektrohand Gottes; Verlag Elektrohand)

„Sternenabgrund über uns“: Durs Grünbein stellt im Gespräch mit Florian Illies sein Buch Der Komet vor. Es handelt vom Leben seiner Großmutter und damit auch vom angeblich Unerzählbaren: der Bombardierung Dresdens 1945. „Eine Stille droht nun aber auch bei Suhrkamp zwischen Grünbein und Illies zu entstehen, obwohl es doch so viel zu bereden gibt. Denn Der Komet ist, wie Illies anmerkt, ein für Grünbein so ungewöhnliches wie konsequentes Buch. Es erzählt, weit überwiegend in Form eines Berichts, das Leben seiner Großmutter Dora Wachtel, die als körperlich früh entwickelte und infolgedessen früh bedrängte Unschuld vom niederschlesischen Lande 16-jährig nach Dresden kam, um dort von 1936 an ihre, wie es im Buch heißt, ‚goldene Zeit, die Gründerzeiten ihrer Ehe‘ mit dem Schlachtergesellen Oskar zu erleben.“

  • Durs Grünbein, Der Komet (Suhrkamp)

„‚Liebe ist eine fundamentale politische Frage’“: Die Schriftstellerin Camille Laurens über Autofiktion und Missverständnisse. Ein Interview von Birgit Holzer.

  • Camille Laurens, So wie du mich willst (dtv)
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