Runde Geburtstage Manfred Metzner zum 25. Geburtstag der Kurt-Wolff-Stiftung

Manfred Metzner (Foto: Verlag Das Wunderhorn)

Am heutigen 17. Oktober wird die Kurt-Wolff-Stiftung, die sich für die Förderung unabhängiger Verlage einsetzt, 25 Jahre alt. Wir haben zu diesem Anlass bei einem der Gründer, Manfred Metzner, Geschäftsführer des Wunderhorn Verlags, nachgefragt, wie es damals zur Gründung kam und was seitdem passiert ist.

BuchMarkt: Mit welcher Motivation haben Sie die Stiftung damals gegründet?

Manfred Metzner: Nach der Wunderhorn-Verlagsgründung 1978 war ich immer darauf bedacht, Sorgen und Nöte der unabhängigen Verlage Kultur-Politiker:innen und Verleger:innen zu vermitteln. Viel Zeit verbrachte ich in den 1980er Jahren in der Hamburger Literaturszene (Buchhandlung Welt, Hilka Nordhausen, Michael Kellner, Delf Schmidt (Rowohlt) u.a.). In dieser Zeit lernte ich auch Michael Naumann kennen, der seit 1985 Rowohlt-Geschäftsführer war und mit dem ich mich oft traf. Am 2. Februar1999 wurde er der erste Kulturstaatsminister. Er kam aus New York zurück, wo er den Verlag Henry Holt geleitet hatte. Auf der Leipziger Buchmesse trafen wir uns im März 1999 und ich sprach ihn an, was wir für die unabhängigen Verlage tun könnten, denen es allesamt nicht besonders gut ging. Er fand die Idee, sich für die unabhängigen Verlage einzusetzen, sehr gut. Sofort lud er mich nach Bonn (er war noch im alten Kanzleramt angesiedelt) ein und wir tauschten uns aus, wie wir vorgehen sollten. Aus diesen Gesprächen heraus entwickelte sich die Idee zu einer größeren Gesprächsrunde und er bat mich, weitere Verleger:innen dazu einzuladen. Das BKM, das beim Kanzleramt angesiedelt ist, war damals in der Stresemannstrasse 6 in Berlin untergebracht, bevor es dann in das neue Kanzleramt umzog. Unsere Sitzungen fanden ab Mitte 1999 regelmäßig statt und so kam es, dass wir die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung beschlossen. Wir bekamen von den Erben des Verlegers Kurt Wolff (der für uns alle als Verleger ein großes Vorbild war und ist) die Zustimmung, unsere Stiftung Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags-und Literaturszene nennen zu dürfen. Wir beschlossen auch, dass es ab 2001 schon den Kurt-Wolff-Preis und – Förderpreis geben soll.

Auf der Buchmesse in Frankfurt traf sich unsere Arbeitsgruppe am 17. Oktober 2000 und gründete die Stiftung, die dann, nachdem sie im Dezember 2000 eingetragen und als gemeinnützig anerkannt war, im Januar 2001 ihre Arbeit aufnahm. Ich war dann bis 2010 Vorstands-Vorsitzender der Stiftung.

Was wurde seitdem aus Ihrer Sicht erreicht?

Sehr sehr viel. Es ist uns gelungen, die Arbeit und die Wichtigkeit der unabhängigen Verlage mit vielen Projekten umfassend sichtbar zu machen. Einige wenige Beispiele:
– Sitz und Geschäftsstelle in Leipzig
– Katalog „Es geht um das Buch“
– Kurt-Wolff-Preis
– Deutscher Verlagspreis
– Deutscher Buchhandlungspreis
– Leseinseln auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt
– Internationale Messebeteiligungen
– Zusammenarbeit mit dem Mediacampus Frankfurt
– Gründung eines Freundeskreises
– „Wir tanzen aus der Reihe“ auf der Messe in Frankfurt als Treffpunkt und Gruppenevent für alle, die sich für unsere Arbeit interessieren
– Regelmäßige Presseerklärungen zur Situation der unabhängigen Verlage und zu Buchmarkt-Themen

…Und was noch nicht?

Leider ist es uns bisher nicht gelungen, die Politik zu überzeugen, dass es eine strukturelle Förderung für unabhängige Verlage geben muss, so wie dies ja schon sehr lange z.B. in Österreich und der Schweiz der Fall ist. Die ehemalige Kulturstaatsministerin, Frau Dr. Grütters, hatte hierzu 2021 ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zum Ergebnis kam, das die strukturelle Förderung absolut notwendig ist, da die unabhängigen Verlage einen ganz entscheidenden Beitrag zur kulturellen Entwicklung in Deutschland leisten. Dieses Gutachten liegt seit 2021 vor, geschehen ist bisher leider nichts. Das hatte u.a. zur Folge, dass viele Kolleginnen und Kollegen aufgeben, denn seit der Pandemie und den nachfolgenden schrecklichen politischen Entwicklungen, hat sich die wirtschaftliche Lage bei den Verlagen und bei den unabhängigen Buchhandlungen (die ja unsere natürlichen Verbündeten sind) extrem verschlechtert. Hinzu kommt, dass die großen Konzern-Buchhandlungen den Markt immer mehr dominieren.

Was sind zukünftige Projekte und Aufgaben der Stiftung, wo soll es in den nächsten 25 Jahren hingehen?

Zunächst wollen wir es schaffen, dass schnellstmöglich die strukturelle Förderung eingeführt wird. Und ich bin mir sicher, dass die Kurt-Wolff-Stiftung auch in Zukunft klug, kreativ und innovativ auf die künftigen Entwicklungen reagieren wird. Und sie alles dafür tun wird, dass es auch in 25 Jahren immer noch eine außerordentliche Buchkultur und Leselust in Deutschland geben wird, die widerständig auf alle möglichen Entwicklungen reagiert, die diese besondere Kultur z.B. durch Algorithmisierung zerstören wollen. Wenn die Politik immer noch der Meinung ist (so hören wir es in vielen Reden), dass Deutschland das Land der Dichter und Denker ist, dann sollte sie sehr schnell alle Kräfte bündeln, dass das weiter so bleibt.

Die Fragen stellte Hanna Schönberg

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert