Der Schweizer Autor Milo Rau ist gerade frisch gebackenes neues Mitglied im Literaturclub des SRF – europaweit bekannt ist er aber vor allem für seine spektakulären Theaterproduktionen. Nun erscheint in der kommenden Woche – pünktlich zur Premiere seines Stückes Die 120 Tage von Sodom / Five easy pieces ein bislang noch nicht angekündigtes neues Buch von ihm im Verbrecher Verlag.
Raus Zweiteiler über Repräsentation und Reenactment, Macht und Gewalt wagt das Unerhörte: In Five Easy Pieces bringt er mit Kindern ein Stück über den Kinderschänder und Mörder Marc Dutroux auf die Bühne, in Die 120 Tage von Sodom adaptieren geistig behinderte Schauspieler Pasolinis gleichnamigem Skandalfilm. Zwei Versuche über das Spielen und das Zuschauen, die Wirklichkeit und die Illusion, das Leben und das Überleben. Und zwei Versuche darüber, was Theater kann und was Kunst darf.
Five Easy Pieces, seit der Premiere im Frühjahr 2016 in über 30 Städten von Brüssel über Berlin bis Singapur zu sehen, wird weltweit von Zuschauern und Presse gefeiert: „Atemraubend, analytisch klar und grauenvoll“ (Süddeutsche Zeitung), „Ein Meisterwerk. Die beeindruckendste Performance seit 10, 15 Jahren“ (RTBF), „Unbeschreibliches ist gelungen“ (Die Welt). Die 120 Tage von Sodom, die Milo Rau gemeinsam mit dem Schauspielhaus Zürich und dem Theater HORA produziert und dessen Aufführung bereits im Vorfeld für Debatten sorgte, feiert zeitgleich zum Erscheinen des Buchs am 10. Februar 2017 Premiere. Neben den kompletten Stücktexten versammelt der Doppelband – mit zwei Vorderseiten – zahlreiche Dokumente und Materialien: Fotos, Probenberichte und Interviews mit künstlerischen Beteiligten, Essays zu Pasolini und De Sade, zur Theaterarbeit mit Kindern und geistig Behinderten, zu Kunst und Katharsis u. a. von Kristof Blom, Dirk Pilz, Patrick Primavesi, Klaus Theweleit und Stefan Zweifel.