In loser Folge blättern wir wieder die Editorials der Herbstvorschauen auf. Heute erzählen mir Barbara Kalender und Richard Stoiber, die beiden Neugründer des März Verlages, aus ihrer Verlagswerkstatt:
Seit Frühjahr sind die ersten Bücher des neu gegründeten MÄRZ Verlags wieder im Buchhandel. Wir würden gern wissen, was der Gründer Jörg Schröder zu unserem neuen Programm sagen würde, sind uns aber sicher, dass ihm unsere Arbeit gefallen würde.
Christian, Du kanntest Jörg Schröder seit seiner Zeit bei Kiepenheuer und Witsch, also seit 1964 – also schon zwei Jahre bevor Du BuchMarkt gründen konntest. Ab dem legendären Buchmesse-Fest „Read In“ 1967 wart Ihr befreundet, Du hast sein abenteuerliches Leben begleitet und konntest ihm machmal sogar ein Stück weiterhelfen.
Unser Konzept, gleichzeitig MÄRZ-Klassiker und Novitäten zu veröffentlichen, geht voll auf. Wir hatten fantastische Presse, insbesondere zu Eberhard Seidels Döner. Eine türkisch-deutsche Geschichte. Von der FAZ über Arte bis hin zu RTL haben alle darüber berichtet. Ganz anders steht es bei Kathy Ackers Bis aufs Blut, wo es bisher lediglich zwei sehr begeisterte Rezensionen bei ein und demselben Radiosender, nämlich dem DLF, gab. Wir können uns das nur so erklären, dass man sich in den Redaktionen nicht an das Buch herantraut. Wer hat Angst vor Kathy Acker? Das führt dann aber leider dazu, dass viele Kolleg:innen aus dem Buchhandel gar nichts von der Existenz des Buchs wissen. Sehr schade, angesichts der Bedeutung dieses Anti-Klassikers.
Sorgen machen uns aber vor allem die immer weiter steigenden Papierpreise, die sich keinesfalls in den leicht gestiegenen Ladenpreisen berücksichtigt finden. Da hilft dann auch kein Rumgejaule, man muss es aussitzen und auf bessere Zeiten warten. Außerdem lassen wir uns davon nicht den Wind aus den Segeln nehmen, denn mit so fantastischen Büchern und vor allem Autor:innen, Übersetzer:innen und Kolleg:innen zu arbeiten, wie wir es tun dürfen, ist für uns das Schönste.
Und so arbeiten wir voller Elan an den nächsten sieben Büchern, darunter Altes und Neues, Klassisches und Überraschendes, groß angelegte Studien mit knapp tausend Seiten sowie Science-Fiction-Romane über die Arbeitswelt von morgen (heute?). Besonders überzeugt sind wir von Hendrik Otrembas Roman Benito, der erst drei Wochen vor Drucklegung unserer Herbstvorschau zu uns gekommen ist. Eine getriebene und doch tiefgreifende Erzählung, immersiv wie ein 3D-Kinofilm. So wie Otremba schreibt in Deutschland niemand.
Herzliche Grüße
Barbara Kalender und Richard Stoiber