Der Literaturagent Roman Hocke wird heute 70 Jahre alt. Hans-Peter Übleis gratuliert zum runden Geburtstag:
Zu runden Geburtstagen wird bekanntlich viel gelobt, gepriesen, gedankt und gelogen, besonders unter alten weißen Männern, die eine zumindest subjektiv unendliche Erfolgsgeschichte vorweisen können. Autoren danken Ihren Verlegern, diese loben „ihre“ Autoren, ihr Team, den Buchhandel und sich selbst – soweit, so üblich. Der kleine, aber wichtige Berufsstand der Literarischen Agentur fällt dabei meist unter den Tisch, obwohl viele Autorinnen und Autoren Ihre Agentin als eigentliche Hebamme Ihrer Werke und Karriere betrachten, lange bevor das Lektorat ein Manuskript erhält. Für die Autorinnen und Autoren (m/w/d) der AVA ist Roman Hocke also der wahre Hebammer (soviel gendern muss sein!). Ohne seine kreative und strukturelle Geburtshilfe wären laut eigenem Bekunden Peter Prange, Wolfram Fleischhauer, Sabine Ebert, Sebastian Fitzek, Markus Heitz, Ursula Poznanski, die Andreasse Gruber und Englisch und viele weitere Autoren nicht die hochkarätigen Geschichtenerzähler und Bestsellerautoren, die für Millionen Leser Unterhaltung, Spannung und Erkenntnisse liefern – und ganz nebenbei mit ihren Büchern als bewährte Umsatz- und Ertragsgaranten sich selbst, ihre Verlage und den Buchhandel (erfreulicherweise auch die AVA) glücklich machen.
Kurzer Steckbrief des Multitalents Roman Hocke, der am 8. September 70 Jahre jung (aus meiner Perspektive) wird: Großbürgerliches Elternhaus in Cenzano bei Rom, in dem Schriftsteller und Künstler ein- und ausgingen, Studium Germanistik und Italienische Literatur, durch den väterlichen Freund Michael Ende (dessen Testamentvollstrecker und Bewahrer des Lebenswerkes Roman Hocke ist) fast magnetisch in die phantasievolle und phantastische Welt der Literatur beruflich eingeführt als Lektor, später Verlagsleiter bei Hansjörg Weitbrecht im Thienemann Verlag. Dann der mutige Seitenwechsel als Partner in Reinhold Stechers Autoren- und Verlagsagentur AVA am Ammersee, deren ursprüngliches Autorenprofil (Utta Danella, Konsalik, Marie Luise Fischer usw.) er rasch und nachhaltig als Alleininhaber verjüngte und erneuerte (wobei auch das Werk dieser Erfolgsautoren der Sechziger- bis Neunzigerjahre bei Hockebooks weiterhin lieferbar ist).
In seiner Eigenschaft als Interessensvertreter seiner Autoren zeichnet sich Hocke als Verhandlungspartner von uns Verlegern (und zunehmend auch von Filmproduzenten, TV-Anstalten, Streamingunternehmen) stets freundlich, aufgeschlossen und meist etwas distanziert einerseits durch enormes Verhandlungsgeschick aus, andererseits schätzen alle seine Fähigkeit zum Kompromiss, seine Handschlagqualität und vor allem die langfristige und nachhaltige Strategie des gemeinsamen Aufbaus und Durchsetzens seiner Autoren im schwierigen und meist Neues skeptisch beäugenden Buchmarkt. Der anhaltende Erfolg gibt ihm recht, während häufig Eintagsfliegen von smarten Dealmakern hochgejazzt und nach dem zweiten Verlagswechsel wieder fallengelassen werden. Hockes weitere Prinzipien wie Klasse statt Masse (er vertritt nur wenige Autorinnen und Autoren), genaue inhaltliche Arbeit, sorgfältige Verlagsauswahl, Qualität statt Quantität, hoher Stellenwert origineller PR- und Marketingstrategien runden das Bild des Büchermenschen Roman Hocke, der selbst ein begnadeter Geschichtenerzähler ist, ab.
Wer wie ich das Vergnügen hatte, nach Jahren der kollegialen, freundlichen Distanz, einigen Meinungsverschiedenheiten (gerne über die Aufteilung des Felles manchmal noch nicht einmal erlegter Bären…..), nach vielen gemeinsamen Erfolgen unserer Autorinnen und Autoren bei Droemer Knaur und wenigen Enttäuschungen auch dem Privatmann Roman Hocke freundschaftlich verbunden zu sein, lernt auch den Familienmenschen mit seiner wunderbaren Frau Andrea kennen, den Genussmenschen – am besten im Restaurant Der Belli in Trastevere, den Sammler Phantastischer Kunst, den umfassend gebildeten und interessierten Europäer, den großzügigen Gastgeber in seinem Refugium in den Albanerbergen bei Rom (dort, im Hockeum passt die Toga eines römischen Senators zum Habitus und Habitat am besten), kurz: den Elder Statesman seiner Zunft.
Das Haus der AVA in München ist bestens bestellt: großartige und bewährte Autorinnen und Autoren, Markus Michalek nach vielen gemeinsamen Jahren nunmehr als Co-Geschäftsführer entwickelt neue interessante Autoren, mit Ralph Gassmann für das Filmgeschäft und einem kompetenten, freundlichen und höchst effizienten Team rund um Claudia von Hornstein: Roman Hocke könnte sich zufrieden und gutgelaunt in den Ruhestand verabschieden. Tut er aber nicht – und das ist gut so, unsere Branche braucht kreative und eigenständige Charakterköpfe wie ihn. Ungelogen.
Ad multos annos!
Hans-Peter Übleis
Sehr geehrter Herr Hocke,
als Autor mit Massimo- und Olevano-Vergangenheit gratuliere ich Ihnen herzlich zum 70! Ich bin Michael Ende noch kurz begegnet, in seinem Haus nahe Rom. Er hat meine Ansichten über Waldorfschulen nach oben korrigiert. Sie erinnern sich vielleicht auch noch an die AE (im C. Bertelsmann Vlg München)? Mit Uwe Timm und Hannelies Taschau bin ich ihr letzter Überlebender. Ihr Laudator erinnert sich bestimmt.
Grüße aus Buxtehude! Uwe Friesel