In seinem Buch Krähen im Park (Luchterhand) zeichnet Christoph Peters das messerscharfe, wimmelnde Portrait einer Gesellschaft, die sich auf ihre alten Formen nicht mehr verlassen kann, die neuen aber noch nicht gefunden hat. Anlass für Fragen:
BuchMarkt: Worum geht es ihn dem Buch?
Am 9. November 2021, während die Politik sich noch nicht entschieden hat, welche Art Maßnahmen die Menschen des Landes durch den zweiten Corona-Winter bringen sollen, kreuzen sich in Berlin die Wege zahlreicher Menschen unterschiedlichster Berufe, Milieus und Lebensweisen, darunter ein berühmter französischer Schriftsteller, der einen bedeutenden Literaturpreis entgegen nehmen soll, sein junger deutscher Kollege, der mitten in einer schweren Krise steckt; ein afghanischer Flüchtling versucht, sich in der Stadt zu orientieren, ein verwirrter Politikersohn will eine Gruppe schlecht gelaunter Gymnasiasten überzeugen, zusammen mit ihm den Weltuntergang zu verhindern, die beste Jugendtherapeutin der Stadt trifft eine alte Liebe wieder; ein türkischer Paketbote stellt sich im Taekwondo-Dojo der Prüfung zum 2. Dan, während seine Freundin gerade in diesem Moment wahrscheinlich erfährt, dass sie schwanger ist. Alle diese Leute sind auf der Suche nach irgendetwas, das ihrem Leben eine entscheidende Wendung zum Besseren bringen könnte, ohne recht zu wissen, was es denn wohl wäre.
Wie entstand die Idee zum Thema?
Der Roman ist so etwas wie eine Gegenwartsadaption von Wolfgang Koeppens vieldiskutiertem Buch „Tauben im Gras“, das 1951 erschienen ist. Als ich 2017 mit dem Wolfgang-Koeppen-Preis der Stadt Greifswald ausgezeichnet wurde und dessen Romane, die für mich mit Anfang zwanzig entscheidende Leseerlebnisse gewesen waren, einer Wiederlektüre unterzogen habe, war ich erneut sehr beeindruckt von der sprachlichen Kraft und gesellschaftskritischen Präzision dieses Romans. Gleichzeitig dachte ich, dass es spannend wäre, eine ähnliche Art von vielstimmigen Großstadtpanorama wie Koeppen es für das München der unmittelbaren Nachkriegszeit gezeichnet hat, im Berlin von heute zu entwerfen.
Welche drei Wörter beschreiben es perfekt?
brandaktuell, vielstimmig, tragikomisch
An welche Leserschaft richtet es sich?
An alle, die sich fragen, wie sie sich in der verwirrenden Vielfalt der gegenwärtigen Verhältnisse noch zurechfinden sollen, die wissen wollen, was Leute denken, die gerade nicht so denken, wie sie selbst, an alle, die Berlin lieben, sowie an die, die Berlin hassen, und natürlich an alle, die Vergnügen an literarischen Experimenten haben.
Mit welchem Argument kann der Buchhandel das Buch im Laden gut verkaufen?
Der Roman erzählt auf sehr abwechlungsreiche und kurzweile Weise von den großen Fragen des Lebens, die uns alle umtreiben, auf die aber jede und jeder immer wieder neue und völlig unterschiedliche Antworten findet. Es macht einfach Spaß, diesen extrem verschiedenen Menschen auf ihren Wegen und Irrwegen durch die verwirrende Vielfalt Berlins zu folgen, ihnen bei ihren mal lustigen, mal peinlichen, mal traurigen Versuchen zuzuschauen, in unserer irrwitzigen Gegenwart nicht die Orientierung zu verlieren.
Wie sähe ein Schaufenster dazu schön gestaltet aus?
Da der Buchumschlag auf einfache Weise die Atmosphäre des Romans auf den Punkt bringt, würde ein großes Bild des Covers, vor dem dann viele Exemplare des Buches wie Reihen von Dominosteinen aufgebaut wären, gut passen, und wenn dazwischen dann zwei Nebelkrähen möglichst lebensecht vor einer aufgerissenen Zwiebackpackung stünden, als wollten sie sich duellieren, wäre es perfekt.
