Liebe Freunde,
es war tatsächlich nur ein Wasserhahn.
Aber es ist kostenloses Trinkwasser, und das gab es auf dieser Messe noch nie. Wenn Sie sich im FairShop an der Rolltreppe in Halle 4.1 noch eine Trinkflasche kaufen, dann sind Sie dabei beim Trinkbrunnen-Hype!
Und wenn das gut angenommen wird, gibt es nächstes Mal vielleicht zwei davon für unsere 200.000 Besucher!
Vielen Dank für Ihre vielen Meldungen bezüglich meines gestrigen Steinway-Konzerts im Gastlandpavillon.
Kein geringerer als der legendäre BuchMarkt-Chef vom Dienst Uli Faure meldete sich bei mir, damit er im letzten BuchMarktMesseMayer noch einen Cameo-Auftritt hat, und korrigierte mein zweigestrichenes E in ein H.
Diese Branche verzeiht mir also völlig, dass ich Karin Schmidt-Friderichs Namen absichtlich verhunze, aber wehe, ich gebe eine Klaviernote falsch an. Und dabei ist es doch so: Das war völlige Absicht von mir! Ich wollte, dass Sie mir schreiben! Wir Profis nennen das Rage Bait. Und auf Ihnen, lieber Tante Faure, habe ich somit gespielt wie auf einer Fiedel. Oder einer Klavierseite.
Ihr Gestänker fehlt mir; und Ihre Mail war eine wunderschöne Freude am Morgen. Vielen Dank dafür.
Neu: New Adult in Halle Eins
Nach dem Lesermengenhallenganginfarkt der letzten Messe mussten Verlage und Messe reagieren. Wer Signierstunden mit Sebastian Fitzek ansetzt und naiverweise mit einer Menschenmenge rechnet, die kleiner ist als die Einwohnerzahl von Bad Oeynhausen, der muss in Klausur gehen. Desgleichen mit diesem ganzen gehypten Buchblock-Kitsch für Romantasy-Leser*innen. Es war kein Durchkommen mehr.
Nägel mit Köpfen: Juergen Boos lässt für das Segment New Adult eine ganze Halle springen. Schön weit weg. Halle 1 haben wir in dreißig Jahren noch nie benutzt.
Aber immerhin: ein ganzes Stockwerk für die Stände, und ein weiteres ganzes Stockwerk als reiner Wartebereich für Signierschlangen in der Größe von Bad Oeynhausen.
Wenn Sie Ihr Handy drehen, kriegen Sie einen Eindruck.
Die Gänge sind extra geräumig für das massenweise Aufkommen schwerstkostümierter Pubertätlinge am Wochenende.
Was finden wir in der New-Adult-Halle? Sinnvollerweise hat man der Genreliteratur auch anderen Bedarf der Zielgruppe zugeordnet.
Man findet hier Herausgeber, die sich völlig auf dieses Segment spezialisiert haben…
…aber auch Unternehmen, die eigentlich in anderen Hallen stehen, aber hier Potential und Kundschaft wittern:
Moses tritt hier ganz anders auf:
Aber wir werden nie erfahren, wer so guten Kaffee macht, dass Teenager ausflippen.
Das ist alles gut durchdacht, sehr beeindruckend und großräumig. Aber ich werde am Wochenende nochmal reinschauen, wenn es hier brechend voll ist, um diese Einrichtung unter realen Extrembedingungen getestet zu wissen.
Vielleicht dürfen wir ja auf einem Krieg zwischen den CosPlayern und den New Adults hoffen!
Bis dahin aber:
Dinge, die ich sah
Man kann es ja auch übertreiben, Audible, aber ich gebe zu, dass es ein Hingucker ist.
Und hier das Gegenstück dazu:
Ganz schlechter Übergang jetzt, aber Ullstein hat einen neuen Stand! Projektmanagerin Marketing Laura Scherler hat alles offen und licht gemacht, weil eng und düster nicht angesagt ist; sie hat die Farbschemata der Buchreihen ihren Bereichen zugeordnet (Pink für Mädchen), die Farben des Corporate Designs in den Stand eingearbeitet und der legendären Eule ein Make Over verpasst.
In Wahrheit bin ich aber nur wegen Julia Mutter und Susanne Müller hier. Wer bei meinem Anblick schreit, wird hier nämlich sofort eingebaut.
Benedikt Taschen hingegen baut ja ohnehin niemals den gleichen Stand zweimal, das ist ja schon eine ästhetische Verpflichtung:
Und Lojze Wieser begnügt sich gerne mit einem Standardmessemodul, bietet aber dafür entweder traditionell Schinkenkeule oder heuer Finger Food an. Lojze Wieser war selbst leider nicht am Stand.
Seit letztem Jahr Tradition: Einmal pro Messe unerlaubterweise in die Festhalle eindringen und es mit einem Foto beweisen.
Herder hat einen Meetingpont auf der Agora eingerichtet!
Tessloff hat wieder an die Kinder gedacht! Am Stand treffe ich auf einen fast nicht unheimlichen Roboter mit Kindchenschema und androgynem Rumpf, der mich aus schwarzen Augen anstarrt. Als Geste der Freundlichkeit öffnet er seine Klauen gruselig und ruckend, während er uncanny lächelt.
Am Thüringer Gemeinschaftsstand weist Luise Schitteck mich noch auf diesen Hygienevorfall hin. Und ich weiß nicht, was ich schlimmer finde:
a) dass jemand Gummibären an Messestandequipment klebt;
b) dass Leute anscheinend glauben, dass ich sowas wirklich fotografieren will;
Interview mit Lea Kaib
Lea Kaib ist den Lesern dieser Kolumne geläufig, weil sie als Influencerin, CosPlayerin und Literaturbloggerin seit Jahren eine liebe Kollegin auf diesen Messen ist und inzwischen zu den Stammgästen im Messe-Mayer gehört.
Seit 2021 ist ihr der Sprung in die Autorinnenschaft gelungen, und im Frühjahr brachte sie ihren neuesten Roman Could it be love? bei One heraus, dem Lübbe-Imprint für Young Adults und Romantasy.
Am Lübbestand hatte die junge Phantastin Zeit für ein Interview, obwohl ich kein Wort aus ihrem Buch gelesen habe:
BuchMarkt: Warum hat mir Dein Buch so gut gefallen?
Lea Kaib: Das hat Dir so gut gefallen, weil du total auf alternative Welten stehst. Das wissen wir, und das ist ja bekannt, dass du sowas total gerne magst – Geschichten, die eigentlich in der Realität spielen, aber dann in einer alternativen Welt weitergehen. Du magst auch Geschichten, die in in Edinburgh spielen; du magst Queergeschichten und magischen Realismus. Und deshalb hat Dir mein Buch so gut gefallen.
Wie erklären wir das jemandem, der nur Zwerge, Zauberer und Äxte kennt, also nur die klassische High Fantasy?
Magischer Realismus spielt in der Welt, in der wir jetzt leben und die wir so auch kennen. Meine Protagonistin hört eines Tages eine ältere Playlist und merkt, dass sie in eine alternative Welt reisen kann, wo sie das Leben mit ihrem Crush mehrmals ausprobieren kann. Es spielt also nicht in einem magischen Reich.
Wir beide kennen uns schon lange als Blogger. Du bist auf dieser Messe eine bekannte Influencerin für Jugendbücher und New Adult. Wie hat es deinen Messealltag verändert, als Autorin unterwegs zu sein?
Das kommt eher darauf an, ob gerade zur Messe auch ein Buch herausgekommen ist. Auf dieser Messe gibt es keine Neuerscheinung von mir, erst wieder nächstes Jahr. Deswegen besteht diese Messe für mich wieder aus vielen Moderationen, Terminen mit Verlagen und so.
Und wie sieht im Gegensatz dazu Dein Messealltag als Autorin aus?
Der Alltag ist schon anders, weil man Signierstunden hat und Lesungen, aber ob das stressiger oder entspannter ist, ist auf jeder Messe anders.
Vernetzt und ernährt sich das gegenseitig?
Ja, es ist fast so ein Geben und Nehmen, dass ich als Autorin von meinen Influencererfahrungen profitiere und dass ich als Influencerin ein ganz neues Publikum erschließe.
Über wieviele Bücher sprechen wir jetzt?
Das aktuelle liegt jetzt hier bei Lübbe. Bei Droemer Knaur ist kürzlich eine Anthologie mit einer Kurzgeschichte von mir drin erschienen. Davor hatte ich in einer Anthologie bei Piper mitgemacht. Davor kam ein Sachbuch übers Bloggen, und davor kam mein Debüt bei S. Fischer.
Wirst du als Bloggerin breiter wahrgenommen, jetzt, wo du im Literaturmarkt mitmachst?
Nein, ich werde tatsächlich als Autorin breiter wahrgenommen als als Bloggerin. Vor allem getrennt. Es gibt zwar Überschneidungen, aber ulkigerweise sind das zwei Bereiche, die unterschiedliche Leute anziehen.
Du hast ein neues Projekt in der Pipeline? Darfst du darüber schon sprechen?
Zu dem Zeitpunkt kann ich zumindest ankündigen, dass es bei Fischer Sauerländer erscheinen wird. Aber mehr darf ich gerade jetzt noch nicht dazu sagen. Vielleicht in drei Wochen.
Fischer, Lübbe, Droemer Knaur – aber dann bist du doch sehr gut aufgestellt, bei großen und führenden Verlagen!
Ja, ich finde auch, dass das ganz schön ist.
Was ist die schlimme Frage, die doofe Frage, die man nicht vermeiden kann?
Woher hast du deine Ideen? Finde ich immer sehr nervig. Na ja, was heißt nervig? Ich kann verstehen, dass Leute, die selbst nicht schreiben oder sich nicht so sehr mit ihrer Fantasie beschäftigen, sich fragen, wie andere das machen. Man kriegt diese Frage wirklich jedes Mal gestellt. Aber wenn man im Hinterkopf hat, dass es Menschen gibt, die eben keine Texte schreiben, dann ist es doch eine sehr legitime Frage.
So wie ich einen Eiskunstläufer fragen würde, wie er es nur schafft, sich überhaupt auf diesen Dingern aufrecht zu halten, weil ich schon im Stehen umfallen würde.
Genau, so in etwa.
Ein Text zu einem Thema oder zu einer Frage ist eine Sache, aber wie denkt man sich einen großen Handlungsbogen mit vielen Figuren aus? Wieviel hast du von so einem Projekt vorher schon als Plan im Kopf?
Boah, alles. Tatsächlich alles.
Es gibt ja Autor*innen, die fallen einfach in ihre Handlung hinein und müssen dann selber erst mal schauen, wohin sich das entwickelt.
Das kann ich nicht gut. Ich wehre mich zwar nicht gegen meine Kreativität, wenn mir Dinge einfallen, aber mein Plan muss stehen, bevor das erste Wort geschrieben ist.
Hast du dann ein richtiges Dashboard und eine Pinnwand mit Notizen und Fäden und markierten Stellen und Listen?
Nein, wenn ich ein Buch schreibe, sieht es nicht aus wie bei einer Kriminalermittlung. Aber dafür gibt es ja in einem Verlag auch sehr tolle Menschen, die einem da weiterhelfen. Ohne ein vernünftiges Lektorat wäre ein Buch nicht ansatzweise halb so gut wie es ist.
Würdest du auch ein Buch im Eigenverlag herausbringen?
Nein, ich weiß, wieviel Arbeit ein Buch macht, und das traue ich mir nicht zu. Marketing Lektorat, Cover, Gestaltung, Satz…
Das ist schön, dass jemand aus der Influencerszene eine Lanze bricht für Verlagsarbeit und Lektorat. Wieviel Einfluss nimmst du auf deine Cover? Hast du da eigene Vorstellungen?
Ja und nein. Auch das hängt vom einzelnen Buch und auch wieder vom Verlag ab. Bei Lübbe hatte ich das Glück, dass ich schon eine Idee hatte, die ich dem Verlag pitchen konnte. Der Verlag fand das Mega, das setzten wir genauso um, und als ich die erste Zeichnung vorliegen hatte, hab ich gesagt, ja, so können wir weitermachen.
Zwei Extreme sind ja die Euphorie über ein neues Projekt einerseits, und andererseits die Geheimhaltung, die oft vertraglich festgelegt ist. Wie gehst du damit um?
Ich erzähle es nur meinen allerbesten Freundinnen, aber ich gehe damit nicht an die Öffentlichkeit, keine Blogs oder Berichte. Ich halte es halt nicht jedem unter die Nase. Aber man muss ja mit Leuten reden, sonst wird man ja wahnsinnig. Es gibt einen engsten Kreis, mit dem man spricht. Man hat ja auch seine Freunde, die einem bei der Story helfen. Alleine das finde ich schon ganz wichtig, Rückmeldungen, Ermutigung, Widerworte – das muss Teil des Prozesses bleiben.
Für die Leser: Dein Blog heißt liberiarium.de
Pause bei Droemer Knaur
Nach einem Interview gönne ich mir eine Pause bei einem hervorragenden Kaffee bei Droemer Knaur. Wen man hier immer alles herumsitzen sieht!
Ich bekomme meinen Kaffee nur unter der Bedingung, dass ich meine Öhrchen aufsetze.
Dafür bekomme ich ihn dann aber auch wirklich mit Liebe gemacht:
Hahaha, nein, Quatsch. Es schmeckt super, aber die kriegen doch hier kein Baristaherz hin. Ich habe mit Photoshop nachgeholfen, weil der Versuch so supermisslungen war, dass es schon wieder rührend ist.
Matthias Kuhlemann bittet mich noch abschließend um ein Foto mit allen Azubis, aber man solle bitte seinen Bauch nicht sehen.
weitere Menschen, die ich traf
…äh, mit Farfalle auf dem Kopf? Ach ja, Gastland Italien.
Apropos Kulinaristik: Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gibt Hot Dogs an seine Mitglieder aus! Jedes Jahr!
Ich treffe einen ganzen Tisch voller Buchhändler*innenkolleg*innen!
Ich hatte versprochen, Claudia Holzer bei Usborne meine Aufwartung zu machen, und diesmal halte ich auch mein Versprechen. (Leipzig vajessen!)
Weitere Aufwartung: Die Gewinner des diesjährigen Deutschen Buchpreises sind Martina Hefter, Klett-Cotta und Ralf Tornow!
Herr Tornow und ich präsentieren den Gewinnertitel
Bei der Westermanngruppe gerate ich in einen wunderschönen Bitch Fight zwischen Busenfreundinnen Anne Stadtelmeyer und Mirjam Mustonen. Keine Sorge, er war nicht ernsthaft. Aber er war auch nicht gestellt oder abgesprochen! Ich schwöre, dass das echte Fotos sind. Jule Wenzel, die Messepraktikantin auf Lebenszeit, hatte nämlich eh grad die Kamera auf uns gerichtet und dann einfach weiter draufgehalten.
Jule! Was für eine wunderschöne Fotostrecke. Und das bleibt trotzdem nicht das albernste Foto des Tages. Ich setze noch eins drauf:
Denn von allen Menschen, die echt keine Regieanweisung mehr benötigen, läuft mir ausgerechnet mein lieber Freund, der grandiose KBV-Verleger Ralf Kramp, über den Weg!
Und natürlich werfe ich ihn sofort aus der Halle. Aber sofort.
Manche Foto kann man nicht stellen, und wieder andere Fotos muss man nicht stellen.
Zum Geleit
Und das war mein Eröffnungsmittwoch! Ich bin nicht nur zufrieden mit ihm, sondern glücklich, aber dennoch bleiben immer noch Fragen offen.
Zum Beispiel: Wohin als nächstes?
Wieso ist das Pressezentrum diesmal erst hinter dem Horizont untergebracht?
Wieso führt der Weg zur Toilette über eine Leiter?
Und wieso erreichen mich die letzten Fotos immer dann, wenn ich schon alles fertig habe? Zum Beweis, dass ich tatsächlich nachts arbeite und nicht an Happy Hours teilnehme, schickt mir Mirjam Mustonen ein Foto von der KiWi-Standparty.
Aber diese Fragen müssen warten, denn der Donnerstag will ja auch noch etwas von der Messe abhaben. Ich wünsche Ihnen einen guten letzten Tag der ersten Hälfte der Messe!
Ihr und Euer
Matthias Mayer
Gastland Italien spezial
Spiegel-Bestseller-Renaissance-Mash-Up,
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