Im Austausch bleiben, neue Perspektiven einnehmen und den Blick für andere Ansichten erweitern – dieser Leitgedanke prägte die gestrige Eröffnungsfeier zur 65. Münchner Bücherschau, die vom 14. November bis 1. Dezember 2024 im Haus der Kunst stattfindet. Mit ihrer großen Buchausstellung, spannenden Workshops und zahlreichen Lesungen für alle Altersgruppen ist sie bereits seit 1959 ein Anziehungspunkt für alle großen und kleinen Leser und Leserinnen in und weit um München. Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Gast der gestrigen Eröffnung, würdigt 65 Jahre Münchner Bücherschau mit den Worten: „Wir feiern das Buch! Die Münchner Bücherschau ist ein echter Gewinn – für Leserinnen, Leser und die Gesellschaft. Seit 65 Jahren weckt sie die Neugier auf die Welt der Bücher und ist zugleich eine wichtige Säule unserer Demokratie. Wer liest, erwirbt nicht nur Wissen und die Fähigkeit, Begebenheiten richtig einzuordnen, sondern lernt auch, Perspektiven zu wechseln, Situationen kritisch zu hinterfragen und sich eine fundierte Meinung zu bilden. Das ist unverzichtbar für gesellschaftliche Teilhabe, konstruktiven Dialog und ein gutes Miteinander.“
Zusammen mit dem Münchner Kulturreferenten Anton Biebl und Klaus Füreder, dem Vorsitzenden des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern, sprach er zu Beginn der Eröffnung mit Julia Cortis vom BR über die Bedeutung des Lesens für Chancengleichheit, gesellschaftliche Teilhabe und Demokratie. Anton Biebl betonte bereits im Vorfeld die große Bandbreite der Münchner Bücherschau: Die Münchner Bücherschau verbinde ich immer wieder mit einem ganz besonderen Lese- und Entdeckerglück: durch die Regale zu streifen und auf Bücher zu stoßen, von denen ich bis dahin noch nicht mal wusste, dass ich genau sie gerade gesucht hatte. Überhaupt gilt: Als Wahrnehmungskorrektive, die wichtige gesellschaftliche Bindekräfte freisetzen, sind Bücher unersetzlich. Für Jung und Alt, für jeden sozialen Hintergrund. Deshalb fördert die Stadt München auch besonders das Engagement der Bücherschau für Chancengleichheit, Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit.“
Auf die Frage nach ihren ganz persönlichen Highlights der diesjährigen Münchner Bücherschau freute sich Dr. Florian Herrmann besonders auf die Lesung mit Robert Harris, einem der bekanntesten britischen Schriftsteller, der in München aus seinem neuen Roman Abgrund lesen wird. Auch Anton Biebl wählte mit
„trotzdem sprechen“ eine Veranstaltung aus dem Erwachsenenprogramm, in der Lena Gorelik, Paula Villa Braslavsky und Mirjam Zadoff den Krieg in Gaza und seine Auswirkungen auf das Leben in Deutschland reflektieren werden. Klaus Füreder hingegen empfahl mit Gutenachtgeschichten für Celeste von Nikolaus Heidelbach und Ole Könnecke, eine Comiclesung mit schaurig-schöner Musik, eine Veranstaltung aus dem Kinderprogramm. Auch, weil ihm gerade diese Veranstaltungen seit jeher besonders am Herzen liegen: „Fühlen, hören, sehen – Kinderbücher eröffnen mit ihrer kreativen Vielfalt zahlreiche Wege, Freude am Lesen zu entdecken! Kindern die Begeisterung für Bücher zu vermitteln und ihnen dadurch das Rüstzeug für eine aktive gesellschaftliche Teilhabe zu geben, gehört seit jeher zu den wichtigsten Zielen der Münchner Bücherschau. Auch dieses Jahr erwartet unsere kleinen Gäste eine Fülle mitreißender Veranstaltungen,
kreativer Workshops und inspirierender Neuerscheinungen, die zum Eintauchen in ganz neue Welten einladen.“
In der nachfolgenden Keynote zum Thema Meinungsfreiheit betonte Autor Hasnain Kazim die Bedeutung des Dialogs in einer Demokratie. Er hob hervor, wie wichtig es sei, einander zuzuhören und auch kontroverse Meinungen in den Diskurs einzubeziehen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern:
„Wenn wir von vornherein nur noch zwischen Freund und Feind unterscheiden, zwischen Täter und Opfer, werden Kompromisse, Abwägungen, das Aushandeln von fairen Lösungen, das Austarieren von Interessen zu Niederlagen. Sie sind dann keine Siege der Vernunft mehr. Kürzlich sagte mir jemand: ‚Ja, wir müssen wieder lernen, andere Meinungen auszuhalten.‘ Aushalten? Im Sinne von: Wir hören sie uns an, aber wir können von vornherein sagen, dass wir sie ablehnen? Nein. Wir müssen andere Meinungen nicht ‚aushalten‘. Wir müssen lernen, zuzuhören. Öfter zu empfangen, statt andauernd zu senden. Das Gehörte zu verarbeiten, zu durchdenken und sich zu fragen: Hat der oder die andere möglicherweise einen Punkt? Hat er oder sie vielleicht recht?“
Mit diesen Fragen und vielen neuen Impulsen startete die 65. Münchner Bücherschau. Alle Informationen zur Münchner Bücherschau finden Sie unter: www.muenchner-buecherschau.de