Runde Geburtstage Andreas Englisch (60)

Andreas Englisch ©Riccardo Musacchio

Andreas Englisch, der als einer der bestinformierten Journalisten im Vatikan regelmäßig den Papst auf seinen Reisen begleitet, feiert heute seinen 60. Geburtstag. Zu diesem Anlass hat sein Agent Roman Hocke einen Geburtstagsgruß verfasst:

„Die Welt ist voller wunderbarer Geschichten. Andreas Englisch ist für mich der lebende Beweis dafür, dass sich hinter der Oberfläche der Dinge auf geheime Weise das Eigentliche abspielt. Es braucht allerdings ein besonderes Gespür dafür. Andreas Englisch ist ein Vollbluterzähler, wie er im Buche steht. Meine Frau und ich hängen jedes Mal, wenn wir uns in Trastevere in unserer Osteria treffen, gebannt an seinen Lippen, wenn er gestenreich und aufgeregt von einer seiner Reisen mit dem Papst erzählt, von einem Wunder, das in irgendeinem Kunstwerk in den Vatikanischen Museen verborgen ist, von neuen Machenschaften im Vatikan – oder einem fiktionalen Plot, den er gerne weiterspinnen würde. Und niemand aus meiner Welt kann so spannend und mitreißend von Kunstwerken erzählen, fern von Jahreszahlen und kunstgeschichtlichen Kategorien, voller Leidenschaft und Begeisterung, und die Wirklichkeit dahinter so greifbar zum Leben erwecken.

Geboren 1963 in Werl studierte Andreas Englisch Literaturwissenschaft und Journalistik in Hamburg, arbeitete zunächst als Redakteur für die Bergedorfer Zeitung und das Hamburger Abendblatt. Ein folgerichtiger und folgenschwerer Entschluss, denn so konnte er den Geschichten auf der Spur bleiben und sein Talent weiterentwickeln. 1987 zog er nach Rom, geplant nur für ein halbes Jahr, um dort Italienisch zu lernen. Der Mensch plant, aber Gott lenkt, Andreas Englisch leitete 20 Jahre lang als festangestellter Italien- und Vatikankorrespondent das römische Büro des Axel Springer-Verlages.

Es geschah also, was geschehen sollte: Die Begegnung mit der Ewigen Stadt, die in den dreitausend Jahren ihrer Existenz Abermillionen von Geschichten hervorgebracht hat und versteckt hält, hinter jedem Stein sozusagen, muss auf ihn wie ein befreiender Urknall gewirkt haben. So wurde Rom und vor allem auch ihr Herzstück, der Vatikan, sein ureigenes Phantásien, das ihn von einem Abenteuer ins nächste führt.

Der Vatikan und der Papst beanspruchen Neugier und volle Aufmerksamkeit von Andreas Englisch von Anfang an. Seit 1995 begleitet er die Päpste bei ihren Reisen ins Ausland und berichtet darüber in seinen Büchern, aber auch in der Presse als aktueller Berichtserstatter, u.a in Die Zeit. Er gilt als bestinformierter Journalist in Sachen Vatikan und Papst. Während seiner Reisen mit Johannes Paul II. wandelte er sich vom ursprünglichen Papstkritiker zum Papstverehrer, was er in seiner Papstbiografie »Johannes Paul II. Das Geheimnis des Karol Wojtyła« (2004) unter vielem anderen ausführlich und lebendig schildert. Das war sein erstes Sachbuch, das auch gleich wochenlang die ersten Plätze der Spiegel-Bestsellerliste eroberte und das Fundament für seine Erzählmarke zementierte.

Seine Romane »Der stille Gott der Wölfe« (1995) und »Die Petrus-Akte« (1998), die ich selbst noch im Weitbrecht Verlag als Lektor betreut hatte, führen seine Leser in die mysteriöse Welt des Kirchenstaats. Weitere erfolgreiche Sachbücher, die monatelang auf der Spiegel-Bestseller-Liste standen, sind: »Habemus Papam« (2005), »Gottes Spuren« (2006) und »Wenn Gott spricht« (2009). Das Pontifikat von Papst Fraziskus schildert er voller Anteilnahme als unbarmherzigen Kampf hinter den Kulissen in mehreren Büchern – »Franziskus. Zeichen der Hoffnung« (2013), »Der Kämpfer im Vatikan« (2015), »Der Pakt gegen den Papst« (2020) und »Das Vermächtnis des Franziskus« (2023).

16 Bücher hat Andreas Englisch bisher veröffentlicht, darunter auch zwei wunderbare Reiseführer über Rom, »Mein Rom« (2018) und »Mein geheimes Rom« (2021), die auf originelle Art eine höchstinformative und dazu wunderbar unterhaltende Einweihung in die Geheimnisse der Stadt aller Städte bieten. Übrigens auch auf der Bestsellerliste. Dass er einen effizienten Verlag im Rücken hat, muss nicht hervorgehoben werden. Die Zusammenarbeit mit Britta Egetemeier und Karen Guddas funktioniert nach den vielen Jahren wie ein Schweizer Uhrwerk, emphatisch und kreativ, und Heidrun Gebhardt legt sich mächtig ins Zeug für Autor und Werk. Sie zaubert köstliche PR-Kampagnen, deren Erfolge in den Talkshows sichtbar messbar sind.

Kennengelernt habe ich Andreas Englisch über die Vermittlung von niemand Geringerem als den Großmeister Herbert Rosendorfer, Gott hab ihn selig, einem begnadeten Geschichtenaufspürer und tiefschürfenden Rom-Kenner. Er schrieb mir Anfang der 90er, er sei bei Andreas Englisch und seiner Frau Kerstin Becker zu einem Abendessen auf deren bezaubernder Dachterrasse eingeladen gewesen, mit einem weiten Blick über die Dächer, Kuppeln, Türme und Gärten von Rom. Man habe sich in abendlicher Stimmung angeregt und durchaus intelligent unterhalten, bis Andreas Englisch unversehens und fast schon ein wenig unverschämt ein eigenes (!) Manuskript auf den Tisch legte, offensichtlich fest entschlossen, daraus vorzulesen. Herbert Rosendorfer sei vor Schreck so sprachlos gewesen, dass Andreas Englisch sein betretenes Schweigen nutzte, um es als Zustimmung auszulegen. Wie sollte er, Herbert Rosendorfer, nur den Rest dieses Abends überstehen und die schreckliche Katastrophe, die sich da anbahnte, verhindern? Je mehr Seiten der Jungautor vorlas, umso lockerer wurde aber Herbert Rosendorfer, umso freundlicher wurde seine Stimmung, bis sich eine doch sehr angenehme und neugierige Hellhörigkeit einstellte, was ihm dem großen Erzähler und Buchautor, ausgesprochen selten bei solchen Gelegenheiten widerfahre. Wie auch immer: Der Abend entwickelte sich überraschend gut, und er wolle mir dieses neue Talent, eben diesen Andreas Englisch, sehr ans Herz legen, denn obwohl er bei der BILD arbeite – ein „horribile dictu“ schrieb er noch in Klammern mit einem Ausrufezeichen versehen hinterher –, verfüge dieser junge Mann, der im übrigen eine sehr charmante und geistreiche Frau an seiner Seite habe, über ein vielversprechendes Gespür für Geschichten und eine originelle Art, diese zu erzählen. Ich solle doch, wenn es meine Zeit erlaube und ich seine Ansicht teile, diesen jungen Andreas Englisch unter meine Fittiche nehmen.  Das habe ich auch getan – und Herbert Rosendorfer sei hier an dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön für diese originelle Vermittlung gesagt.

Mit seiner Frau Kerstin Becker, ebenfalls Journalistin und Textexpertin, und deren Sohn Leonardo bildet Andreas Englisch ein unschlagbares, sympathisches Team. Selbstverständlich lebt die Familie in Rom, von dem Andreas Englisch behauptet, dass es „seine“ Stadt sei. Darüber zanken wir hin und wieder, denn wir, meine Frau und ich, sind der festen Überzeugung, es sei unsere Stadt. Die ewige Stadt ist aber groß und tolerant genug für uns beide, hat schon viele Herrscher und andere Verrückte in ihre Geschichte integriert, wird also uns alle auch verkraften …

Andreas, buon Compleanno! Con l’augurio che possa essere esaudito ogni tuo desiderio. Ti auguro molti di questi giorni.“

 

 

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