Eine Jury mit Vertreter:innen u.a. der Medien „Die Welt“, Radio 3 RBB, Neue Zürcher Zeitung, ORF-Radio Österreich 1 wählt monatlich eine Sachbuch-Liste aus. Dieses Mal stehen darauf:
1. László F. Földényi: Der lange Schatten der Guillotine. Lebensbilder aus dem Paris des neunzehnten Jahrhunderts. Übersetzt von Akos Doma, Verlag Matthes & Seitz Berlin, 302 Seiten, € 28,00
2. Giacomo Leopardi: Zibaldone. Die Gesamtausgabe I. Übersetzt von Daniel Creutz, editorisch begleitet von Cornelia Klettke, Verlag Matthes & Seitz Berlin, 792 Seiten, € 89,00
3. Bernhard Pörksen: Zuhören. Die Kunst, sich der Welt zu öffnen, Hanser Verlag, 330 Seiten, € 24,00
4. Bettina Stangneth: Club der Dilettanten. Warum niemand Bücher wirklich versteht, aber trotzdem jeder beim Lesen lernt | Eine Einladung zur Ehrlichkeit, Rowohlt Verlag, 256 Seiten, € 24,00
5.-6. David Blackbourn: Die Deutschen in der Welt. Siedler, Händler, Philosophen: Eine globale Geschichte vom Mittelalter bis heute. Übersetzt von Klaus-Dieter Schmidt, Deutsche Verlags-Anstalt, 1008 Seiten, € 42,00
Rutger Bregmann: Moralische Ambition. Wie man aufhört, sein Talent zu vergeuden, und etwas schafft, das wirklich zählt, Rowohlt Verlag, 336 Seiten, € 22,00
7. Martyn Rady: Vom Rhein bis zu den Karpaten. Eine neue Geschichte Mitteleuropas. Übersetzt von Henning Thies, Verlag Rowohlt Berlin, 688 Seiten, € 38,00
8. Tal Bruttmann, Stefan Hördler, Christoph Kreutzmüller: Ein Album aus Auschwitz. Die fotografische Inszenierung des Verbrechens, Wallstein Verlag, 304 Seiten, € 38,00
9. Ute Frevert: Verfassungsgefühle. Die Deutschen und ihre Staatsgrundgesetze, Wallstein Verlag, 248 Seiten, € 22,00
10. Emmanuel Todd: Der Westen im Niedergang. Ökonomie, Kultur und Religion im freien Fall. Übersetzt von Tabea A. Rotter, Westend Verlag,350 Seiten, € 28,00
Besondere Empfehlung des Monats Februar: Dr. Franziska Augstein (Publizistin): Christian Meier: „Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns. Vom öffentlichen Umgang mit schlimmer Vergangenheit“, Siedler Verlag, 160 Seiten, 6, 99 Euro.
Die alten Griechen waren ein äußerst rachsüchtiger Menschenschlag. „Vergeltung an einem zu üben“, schrieb Thukydides, „stand höher im Kurs als vorher keine Kränkung erlitten zu haben.“ Damit nach einem überstandenen Krieg alle wieder „gut und gemeinsam Bürger“ sein konnten, bedurfte es daher massiver Mittel. So wurde denn allseitiges „Vergessen“ angeordnet. Nach diesem Ratschluss wurde bis weit in die Frühe Neuzeit verfahren, Amnestien waren üblich. Der Friede, im Inneren und nach Außen, war damit gesichert; aber die Gerechtigkeit blieb auf der Strecke. Heute gilt das Erinnern und mit ihm die Bestrafung von Kriegs- und anderen Verbrechen ungleich mehr. Was das bedeutet, hat der Althistoriker Christian Meier weise erörtert, in luzid schöner Sprache, mit kurzweiliger Prägnanz. Zumal im Gedenken an die Zeiten nach 1945 und 1989 ist sein Buch ein Geschenk für alle, die Deutschland etwas angeht. (Franziska Augstein)
Die Jury: Tobias Becker, Der Spiegel; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Dr. Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Feldafing; Prof. Jochen Hörisch, Unversität Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Dr. Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Dr. Wilhelm Krull, Hamburg; Marianna Lieder, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, Redaktion Das Wissen, SWR; Gerlinde Pölsler, Der Falter, Wien; Marc Reichwein, DIE WELT; Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung; Prof. Dr. Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar; Wolfgang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer, krass-und-konkret, München; Norbert Seitz, Berlin; Mag. Anne-Catherine Simon, Die Presse, Wien; Prof. Dr. Philipp Theisohn, Universität Zürich; Dr. Andreas Wang, Berlin; Prof. Dr. Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Zürich.