Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – August 2022

Uwe Kalkowski

Am 31. August 2016 ging diese Kolumne das erste Mal online. Seitdem wurden und werden hier Monat für Monat die unterschiedlichsten Fundstücke aus der Welt der Literaturblogs vorgestellt. Heute gibt es die Lese- und Besuchsempfehlungen zum dreiundsiebzigsten Mal.

Beginnen möchte ich mit einem Zitat von Friedrich Schiller, das ich im Blog Reklamekasper zusammen mit einigen begleitenden Sätzen gefunden habe. Und das wie für unsere Zeit geschrieben scheint: »Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden.«

Am 24. August wurde die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022 bekannt gegeben. Im Blog Buch-Haltung ist es schon Tradition, dass zwei, drei Wochen vorher das Longlist-Lotto startet. Und es waren sechs Treffer. Respekt! Zum Vergleich: Die NDR-Kulturredaktion hatte drei Übereinstimmungen.

Goethes »Faust« als Graphic Novel? Eine feine Sache, würde ich sagen. Zumindest sieht der im Blog von Simone Derichsweiler vorgestellte Band ganz danach aus. Ist direkt auf meine Wunschliste gewandert.

Die sich an den zwei unsäglichen Winnetou-Franchisebänden entzündete Debatte ist auch in die Blogs geschwappt. Im Literaturblog Lesestunden hat Tobias Zeising ein paar Sätze dazu geschrieben – und schon geht es in den Kommentaren hoch her. Und wie überall dreht es sich ganz schnell nicht mehr um das eigentliche Thema, sondern es geht nur noch darum, recht zu haben.

Buchhändler und Blogger Hauke Harder stellt in seinem Blog Leseschatz den Roman »Oktoberkind« von Linda Boström Knausgård vor. Und zwar mit den einleitenden Worten: »(Sie ist) den meisten wohl eher bekannt als Figur aus dem ausufernden Zyklus ihres Ex-Mannes Karl-Ove Knausgård. Sein Blick auf sie kann nie ein ganzer sein und somit ist dieser autofiktionale Text umso spannender, denn hier ringt eine Frau um ihre Existenz und um das Bewahren der Identität, der Erinnerung und der Würde. Wer also Knausgård liest, sollte Knausgård lesen.«

Der Blog LiteraturWeimar beschäftigt sich ausschließlich mit Literatur aus der Zeit der Weimarer Republik. Unter anderem sind dort Texte zu finden, die lediglich in Zeitschriften und Zeitungen jener Epoche veröffentlicht wurden. Wie etwa der bewegende Text »Mein Junge« von Else Lasker-Schüler, in dem sie über ihren verstorbenen Sohn schreibt. Erschienen im Juni 1929 in der Zeitschrift »Uhu«.

Miss Boolena startet in ihrem Blog eine neue Beitragsreihe: »Bücher in Büchern – Kindheit und die Liebe zum Lesen«. Es verspricht spannend zu werden.

Der Blog literaturundfeuilleton würdigt den argentinischen Autor Jorge Luis Borges, dem es gelang, »seine Leser an die Grenzen ihrer Vorstellungskraft zu treiben.«

Die 2022 ausgefallene und doch irgendwie stattgefundene Leipziger Buchmesse ist nun schon knapp ein halbes Jahr her. Eigentlich wäre Portugal das Messe-Gastland gewesen; einige portugiesische Autorinnen und Autoren sind auch in Leipzig aufgetreten. Für Bloggerin Petra Reich war dies ein Anlass, um sich ausführlich mit Literatur aus Portugal zu beschäftigen. Nun gibt sie in ihrem Blog LiteraturReich in gleich zwei Blogbeiträgen einen großartigen Überblick. Unbedingt vorbeischauen!

Angesichts der Bilder von Waldbränden und ausgedörrten Landschaften wirkt der Debütroman »Ewig Sommer« von Franziska Gänsler erschreckend real. Für ihren Literaturblog Zeichen & Zeiten hat Constanze Matthes ein Interview mit der Autorin geführt.

In seinem Blog stellt Sören Heim den Roman »Dein ist das Reich« von Abilio Estévez vor; in seinen Augen ein fast vergessenes Meisterwerk des magischen Realismus. Ein Text, der sehr neugierig auf dieses Buch macht.

Die Autorinnen Jenny Erpenbeck, Julia Franck, Antje Ravic-Strubel und Judith Zander sind in der DDR geboren und thematisieren dies direkt und indirekt in ihren Werken. Marina Büttner schreibt in ihrem Blog literaturleuchtet darüber und stellt ihre aktuellen Bücher vor.

Ein Schwerpunkt von Wolfgang Schiffers Blog Wortspiele ist Literatur aus Island, insbesondere isländische Lyrik. Und so gibt es hier immer wieder Neues, Unbekanntes und Schönes zu entdecken. Diesmal etwa Verse von Valdimar Tómasson.

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer habe ich geschrieben, warum ich ausschließlich Bücher lese, die in einem Verlag erschienen und in einer der Buchhandlungen meines Vertrauens erhältlich sind. Und alleine diese Vorauswahl würde für mehrere Leseleben reichen.

Bis zum nächsten Mal. Passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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