Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Oktober 2021

Uwe Kalkowski

Das Buchereignis des vergangenen Monats war – natürlich – die Frankfurter Buchmesse 2021. Allen Einschränkungen und Aufregungen zum Trotz stellte sie einen wichtigen Schritt zurück in die Normalität dar. Es tat unglaublich gut, endlich wieder mit Menschen zu sprechen, die man die letzten eineinhalb Jahre gar nicht oder nur am Bildschirm gesehen hat. Und sich wie gewohnt mit dem Satz »Wir sehen uns in Leipzig« zu verabschieden. Hoffen wir das Beste.

In den Literaturblogs wurden die Frankfurter Ereignisse an etlichen Stellen kommentiert. Auf zwei sehr lesenswerte Texte möchte ich hier hinweisen: Auf AISTHESIS schreibt Lars Hartmann über die Proteste gegen den Messeauftritt zweier rechter Kleinverlage und ordnet sie ein. Und auf Kulturgeschwätz beschäftigt sich Katharina Herrmann mit dem eingeschränkten Blick so mancher Kulturjournalisten auf die Vielfalt der Literatur. Einen photographischen Messerückblick finden Sie zudem im Blog Bücheratlas von Martin Oehlen und Petra Pluwatsch.

Mit »Blaue Frau« hat Antje Rávik Strubel den Deutschen Buchpreis 2021 gewonnen. Schöne und würdigende Besprechungen gibt es u.a. in den Blogs letteratura, Buch-Haltung oder Aufklappen. In Letztgenanntem ist im Oktober zudem die fünfte Folge der Interviewreihe zum Stand der Literaturkritik veröffentlicht worden, diesmal mit Nicola Steiner. Unbedingt lesen!

Noch einmal Buchpreis: Durch die Longlistplatzierung wurde ich auf den Roman »Besichtigung eines Unglücks« von Gerd Loschütz aufmerksam, der seitdem noch ungelesen auf die Lektüre wartet. Auf Sounds & Books wird dieses Buch ausführlich vorgestellt. Und ich bin noch gespannter darauf.

Das Gastland der Frankfurter Buchmesse war Kanada. In den Literaturblogs LiteraturReich und Letusreadsomebooks gibt es Beiträge zur kanadischen Literatur mit wunderbaren Buchtipps und Leseempfehlungen.

Im Blog Buchpost wird das Buch »Frauenliteratur – abgewertet, vergessen, wiederentdeckt« von Nicole Seifert vorgestellt. Der Beitrag geht dabei über eine übliche Buchbesprechung weit hinaus und bietet eine Linkliste zum Thema sowie eine interessante Liste weiterführender Literatur.

In seinem Buch »Und die Juden?« beschäftigt sich David Baddiel mit dem weitverbreiteten Phänomen eines linken Antisemitismus. Ein Phänomen, das allgegenwertig ist und das man gerade wieder im Verhalten der Autorin Sally Rooney erleben konnte. Es gibt wenig Literatur darüber und umso wichtiger ist ein Werk wie jenes von David Baddiel, das Sophie Weigand in ihrem Blog Literature matters bespricht.

Nach den ernsten Themen gibt es nun etwas Abwechslung. Im Blog Rezensionsnerdista geht es um Frank Herberts modernen Klassiker »Der Wüstenplanet«. Dabei wird insbesondere die Neuübersetzung von Jakob Schmidt mit der früheren Übersetzung von Roland M. Hahn verglichen – ein spannender Beitrag, nicht nur für Fans des Genres.

Im Blog crimealley schreibt Stefan Heidsiek über sein Herzensbuch, über Tolkiens »Der Herr der Ringe«. Ein Blogbeitrag als eine einzige Liebeserklärung. Wunderschön!

Und Marc Richter berichtet auf Lesen macht glücklich darüber, wie er sich seit nunmehr 27 Jahren mit Stephen Kings »Es« beschäftigt. Genau die Zeitspanne übrigens, die zwischen dem einen Erscheinen des Clowns Pennywise und dem nächsten liegt.

Mit August Emmerich hat die Autorin Alex Beer einen Kriminalkommissar erschaffen, dessen Fälle uns Leser in das Wien kurz nach dem Ersten Weltkrieg führen. Allesamt spannend und sehr gut recherchiert. Im Blog Buchbube wird der nun inzwischen fünfte Band der Reihe vorgestellt, »Der letzte Tod«.

»Gun Love« von Jennifer Clement ist ein Roman, den ich schon längst gelesen haben wollte. Nach der Buchbesprechung auf Kaliber .17 sollte ich das endlich einmal angehen.

Thomas Hummitzsch schreibt auf intellectures über ein Thema, das wohl die meisten von uns beschäftigt: Über die alljährliche literarische Titelflut und die damit verbundene allzu kurze Aufmerksamkeitsspanne für die meisten Bücher. Wunderbar auf den Punkt gebracht und gespickt mit Buchtitelnennungen, die zeigen, was man alles dieses Jahr nicht schaffen wird zu lesen.

Und zum Schluss gibt es noch einen Abstecher zu meinem Blog Kaffeehaussitzer. Dort stelle ich die Welt des Frank Lehmann vor – inklusive des Photos einer mysteriösen Türe.

Bis zum nächsten Mal. Passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick«auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

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