Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Eine herausragende Edition

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Tritt ein, Feind“: „Mein Haus ist dein Haus“ ist leicht gesagt – was aber, wenn das jemand mal wirklich wörtlich nimmt? Ariane Kochs famoser Roman Die Aufdrängung. „Die Edition Suhrkamp hat zuletzt eine ganze Reihe von Texten veröffentlicht, die sich auf auffällig hohem ästhetischem Niveau gesellschaftspolitischen Fragen zuwenden. Mit den Büchern von Enis Maci, Marius Goldhorn und nun auch Ariane Koch spielt sich die Edition damit wieder ganz in den Vordergrund des literarischen Gegenwartsgeschehens.“

    Ariane Koch, Die Aufdrängung (Suhrkamp)

  • „Naturforscher des Privaten“: Eine neue Biografie versucht, dem Arzt, Bestseller-Autor und Exzentriker Oliver Sacks mit seinen eigenen Mitteln nahezukommen. „Wer sich bloß für die ganz harten Fakten dieses Lebens interessiert, was Oliver Sacks wann, wo und mit wem gemacht hat, dem sei Wikipedia empfohlen. Wer wissen möchte, warum dieser Mensch getan hat, was er tat; wie er dabei wahrgenommen wurde, was er selbst dachte und woran er zweifelte; woran er litt und worüber er sich freute; welche Wirkung er auf sein Umfeld hatte, wie er arbeitete, lebte und schrieb; kurz: wie Oliver Sacks wohl so gewesen sein könnte – dem sei dieses Buch empfohlen.“

    Lawrence Weschler, Oliver Sacks. Ein persönliches Porträt (aus dem Englischen von Hainer Kober; Rowohlt)

  • „Ungeahnte Empfindungen“: Joseph Ponthus sucht als Fabrikarbeiter die Wahrheit. „Im Februar 2021 ist Joseph Ponthus mit 42 Jahren in Lorient an Krebs gestorben. Sein Buch, das 2019 erschienen war, hatte in Frankreich für Aufsehen gesorgt. Sein früher Tod verstärkt noch die Erschütterung, der man bei der Lektüre nicht entgeht.“
    Joseph Ponthus, Am laufenden Band. Aufzeichnungen aus der Fabrik (aus dem Französischen von Mira Lina Simon in Zusammenarbeit mit Claudia Hamm; Matthes & Seitz)

 

  • „‚Wir schreiben alle nicht nur über uns, Gott sei Dank'“: Der Schriftsteller und Jurist Bernhard Schlink über aktuelle Aneignungsdebatten, die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen und seinen Roman Die Enkelin.
    Bernhard Schlink, Die Enkelin (Diogenes)

 

  • „In ihrem Heimatland fehlte ihr die Welt“: Aus achttausend handschriftlichen Seiten werden 1300 gedruckte: Zur Auswahl von Patricia Highsmiths Tage- und Notizbüchern, die nun einen Blick aufs Privatleben der Schriftstellerin gestattet. „Nach Highsmiths Tod fand Daniel Keel, der Diogenes-Ver­leger und Nachlassverwalter, im Wäscheschrank des Hauses in Tegna (eine hübsche Variante der üblichen Dachböden- oder Kellerfunde) ‚eine lange Reihe von 56 aufrecht nebeneinanderstehenden Heften . . ., 18 Tagebücher und 38 Notizbücher, ge­schätzte 8000 Seiten Selbstzeugnisse‘. Dass aus diesen 8000 Seiten eine Auswahl getroffen werden musste, liegt auf der Hand. Das haben High­smiths deutschsprachige Lektorin seit 1984, Anna von Planta, und ihr Team bravourös geschafft. Die Edition ist herausragend, von der Winzigkeit abgesehen – im Wortsinn –, dass zur Fußnotenentzifferung so mancher nicht nur Lesebrille, sondern auch noch eine Lupe brauchen wird.“
    Patricia Highsmith, Tage- und Notizbücher (hrsg. von Anna von Planta. Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz, pociao, Anna-Nina Kroll. Marion Hertle und Peter Torberg; Diogenes Verlag)
  • „Diese Pointen eignen sich als gefährliche Waffe“: Auf den Spuren eines mehrdeutigen Sprechakts: Louis Kaplan lässt die Geschichte des jüdischen Witzes Revue passieren. „Kaplan beendet seine erhellende Forschungsreise in der digitalen Gegenwart. Er berichtet von Shitstorms gegen konsenssprengende jüdische Comedians und neonazistische Websites wie The Daily Stormer, die sich darin gefällt, die Rolle des Antisemiten ironisch zu brechen. In diesem Fall darf man Leuten, die Witze über sich selbst machen, tatsächlich nicht trauen.“
    Louis Kaplan, Vom jüdischen Witz zum Judenwitz. Eine Kunst wird entwendet (aus dem Englischenvon Jacqueline Csuss; Die Andere Bibliothek)
  • „Pikante Zutaten“: Adolf Muschgs neuer Roman Aberleben. „Muschg war schon immer für Überraschungen gut, ob er nun auf historischen Pfaden wandelte wie mit Parzival, japanische Geschichte verarbeitete oder seinem Landsmann Gottfried Keller ein wunderbares Epitaph setzte. Muschg liebt die Verwegenheit seiner Stoffe, er liebt die Vielfalt und verliert sich gerne in sprachlicher Artistik. Der Leser mag ihm folgen oder nicht, Muschg bleibt der absolute Souverän seiner überbordenden, manchmal skurrilen Fantasie.“
    Adolf Muschg, Aberleben (C. H. Beck)

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