Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Eine kleine Sensation“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Like a Borschtsch“: Die größte Sopranistin der Welt, Anna Netrebko, hat ihr erstes Buch geschrieben. Es wurde: ein Kochbuch. „Lyrische Weite und angetäuschte Koloratur, rassige Würze und lauernde Säure begegnen sich in stiller Harmonie. Ja, man kann nach etwa drei Stunden würfeln und raspeln und aufkochen – „den Schaum abschöpfen“ – sagen, es schmeckt wie in Russland, damals im Café Puschkin am Twerskoy Boulevard, wo die Café-Arbeiter deinen Rolls-Royce um den Block fahren, bis du fertig gegessen hast.“

    Anna Netrebko, Der Geschmack meines Lebens (Molden Verlag)

  • „Reflexionen über die Linie“: Jahrelang lagen unbekannte Zeichnungen von Franz Kafka in einem Zürcher Banksafe. Jetzt sind sie endlich zu sehen. „Es ist sehr zu begrüßen, dass Andreas Kilcher der Überlieferungsgeschichte und Dokumentation der Zeichnungen einen ausführlichen Essay ‚Zeichnen und Schreiben bei Kafka‘ beigefügt hat. Denn er fährt darin einem Klischee in die Parade, das jüdische Autoren auf die Schrift festlegt und dem Judentum insgesamt eine Fremdheit gegenüber der bildenden Kunst attestiert.“

    Franz Kafka, Die Zeichnungen (hrsg. von Andreas Kilcher. Unter Mitarbeit von Pavel Schmidt. Mit Essays von Judith Butler und Andreas Kilcher; C. H. Beck Verlag)

  • „Wachgeküsst vom Malerfürsten“: Er ist ein weltbekannter Künstler, ihr Verlangen nach ihm grenzenlos: Rachel Cusks „Der andere Ort“ lässt kaum ein Klischee aus. „Natürlich ist auch dieser Cusk-Roman wieder auf eine perfekte Weise ‚awkward‘ (ein besseres Wort gibt es leider auf Deutsch nicht). Aber diesmal gibt es auch manche Schwächen.“
    Rachel Cusk, Der andere Ort (aus dem Englischen von Eva Bonné; Suhrkamp Verlag)
  • „Alle sind arm oder kriminell“: Fernanda Melchors harter, klarer Mexiko-Roman Paradais. „Die Verrohung ihres Protagonisten drückt sich schon in seiner Sprache aus, voller Kraftausdrücke, unfähig, Glück oder Schönheit oder Zuneigung auch nur zu benennen. Was Melchor ihn denken lässt, ist eine Art Abspann – alle Details, die ihm noch einfallen, wie es zu der brutalen Bluttat kommt, in die ihr Roman gipfelt.“

    Fernanda Melchor, Paradais (Aus dem Spanischen von Agnelica Ammar; Wagenbach Verlag)

 

  • „Die Frauen sterben, wenn Männer sie umbringen“: Wir sind dieser Staub, Elizabeth Wetmores Roman über Gewalt und Geschlechterverhältnisse im Texas der 70er Jahre. „Man kann dieses Buch in die Schublade „Spannungsroman“ stecken, doch die Genre- und stilistischen Freiheiten, die Wetmore sich nimmt, heben es auf eine dünn besiedelte, eigene Ebene. Ihre Sprache ist drastisch, geradeheraus, aber auch poetisch; bisweilen hält man den Atem an angesichts ihrer Wucht.“
    Elizabeth Wetmore, Wir sind dieser Staub (A. d. Engl. von Eva Bonné; Eichborn)
  • „‚Die Achtziger klangen wie wir'“: Mit ihrem künstlerischen Ansatz und spektakulären Looks prägten die drei „M-Bands“ – Malaria!, Mania D. und Matador – ein Frauenbild, das die Popkultur noch nicht gesehen hatte. „Verwundert fragt man sich, warum diese drei Bands nicht so erfolgreich (berühmt waren sie ja schon) wurden wie DAF oder die Einstürzenden Neubauten – die Musikerinnen erklären das Problem desillusioniert damit, dass ‚Frauenbands trotz ihrer Popularität nicht von den Plattenlabels getragen oder ziemlich in die Pfanne gehauen wurden.’“
    Bartel, Gut, Köster (Hrsg.), M_Dokumente. Mania D., Malaria!, Matador (Ventil Verlag)

 

  • „Derselbe Kampf ums Dasein“: Bei Kafka gehen Schrift und Bild einher: Das war aus einigen seiner Zeichnungen schon bekannt, aus Max Brods Nachlass kamen aber vor kurzem noch mehr als hundert dazu. Erstmals sind nun alle in einem Band versammelt. Ihre Stimmung reicht von nackter Aggression bis zu einem bizarren Humor. Es handelt sich um über 100 unbekannte Zeichnungen, die in dem vorliegenden Band mit Kafkas anderer Grafik erstmals vollständig veröffentlicht werden. Dachte man, es wäre von Kafka schon alles bekannt, so bietet diese Edition eine kleine Sensation.“
    Franz Kafka, Die Zeichnungen (hrsg. von Andreas Kilcher. Unter Mitarbeit von Pavel Schmidt. Mit Essays von Judith Butler und Andreas Kilcher; C. H. Beck Verlag)
  • „Mitternacht? Mutternacht!“: Mara-Daria Cojocaru dichtet mit Tieren. „Mara-Daria Cojocaru spielt mit Klangmodulationen. Lotet Worte aus, macht aus Mitternacht die „Mutternacht“ und hat dabei keine Angst vorm Kalauer.“
    Mara-Daria Cojocaru, Buch der Bestimmungen (Schöffling & Co.)
  • „In diesem Licht musste sein Denken einfach zulegen“: Der Weltgeist weilt im Silicon Valley: Hans Ulrich Gumbrecht gibt Auskunft über die Provinz und das eigene Leben. „Gumbrechts Essay ist im Grunde eine Autobiographie, die gleichwohl viel mehr enthält als Informationen zum Werdegang des Autors: eine Betrachtung des europäischen Romans zwischen 1830 und 1900 mit Blick auf das Bild, welches er von der Provinz zeichnet, eine Hommage an das Ruhrgebiet, eine amüsante Charakteristik des sogenannten ‚Rollkoffer-Berliners‘, eine Analyse von Spitzweg als dem idyllischen Lieblingsmaler der Deutschen, eine Apologie Heideggers als großem Denker.“
    Hans Ulrich Gumbrecht, Provinz. Von Orten des Denkens und der Leidenschaft (Zu Klampen Verlag)

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert