
Die Fachanwältin für Strafrecht und Familienrecht, Christina Clemm, ist zur BücherFrau des Jahres gewählt worden. Das Branchennetzwerk würdigt damit ihr entschlossenes Engagement gegen geschlechtsspezifische und rassistisch motivierte Gewalt, insbesondere an Frauen und weiblich gelesenen Personen.
Christina Clemm publiziert regelmäßig in Zeitschriften und ist auch als Autorin tätig: In ihren Büchern „Akteneinsicht – Geschichten von Frauen und Gewalt“ (2020) und „Gegen Frauenhass“ (2023) setzt sie sich mit dem Themenkomplex Gewalt gegen Frauen auseinander.
„Geschlechtsbezogener Gewalt entschieden entgegentreten“
Seit fast 30 Jahren vertritt Christina Clemm Menschen, die von geschlechtsspezifischer, sexualisierter, rassistischer, LGBTQIA+-feindlicher und rechtsextrem motivierter Gewalt betroffen sind.
Von 2015 bis 2017 war die engagierte Rechtsanwältin Mitglied der Expertenkommission zur Reform des Sexualstrafrechts beim damaligen Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Zudem war sie mehrfach als Sachverständige in öffentlichen Anhörungen im Bundestag geladen, zuletzt im März 2021 zum Antrag „Femizide in Deutschland untersuchen, benennen und verhindern.“
Die Wahl zur BücherFrau des Jahres kam für Clemm überraschend: „Herzlichen Dank für die Auszeichnung […]. Es freut mich, dass damit der Fokus auf die Bekämpfung geschlechtsbezogener Gewalt gerichtet wird, die jeden Tag in Deutschland und weltweit verübt wird. Gerade in Zeiten, in den Rechtsextremismus und Menschenverachtung überhand nehmen, gilt es, geschlechtsbezogener Gewalt, Anitfeminismus und Rassismus entschieden gesellschaftlich entgegenzutreten.“
Engagement für intersektionalen Feminismus und Antifaschismus
Die Juristin setzt sich auch außerhalb des Gerichtssaals aktivistisch gegen Antifeminismus, Rassismus und Rechtsextremismus ein: So ist sie zum Beispiel im Beirat der NGO „Wir machen das“ tätig, die sich für eine pluralistische Gesellschaft einsetzt, in der Diversität als Stärke gesehen und anerkannt wird. Der Verein versteht sich als intersektional feministische Initiative und setzt sich besonders für das Empowerment und die Teilhabe von Frauen und queeren Personen mit Migrations- und Fluchtgeschichte ein.
Zudem spricht sie regelmäßig auf Panels, in verschiedenen medialen Formaten und auf politischen und kulturellen Veranstaltungen zu den juristischen und sozialen Aspekten von struktureller und institutioneller Gewalt gegen Menschen aus benachteiligten Gruppen.
In ihren Publikationen und mit ihrem gesamten Handeln zeigt Clemm auf, worauf die Gewalt an Frauen aufbaut: Nämlich auf Sexismus und Patriarchat – Bausteinen unserer Gesellschaft, die dazu beitragen, dass Frauen immer wieder klein gemacht und ausgeschlossen werden. Für sie geht es hierbei ganz grundsätzlich um eine Frage der Macht. Clemm macht dabei deutlich, dass von dieser Thematik nicht nur Frauen betroffen sind und bezieht daher ausdrücklich auch nicht binäre Personen in ihre Bewertung mit ein.
Die Regionalgruppe Mitteldeutschland hat ihren Vorschlag folgendermaßen begründet: „[Wir schlagen] Christina Clemm bewusst in Zeiten eines bröselnden Rechtsstaates und einer wankenden Demokratie als BücherFrau des Jahres vor, weil diese mutige Anwältin – nicht zuletzt mit dem Mittel Buch – gegen die Bagatellisierung sexualisierter Gewalt und für eine Verteidigung des Rechtsstaates kämpft. All dies sind Dinge, für die auch wir BücherFrauen […] auf die Straße gehen.“
Passend zur Wahl der BücherFrau des Jahres hat sich das Netzwerk für das Jahresthema 2026 „Warum wir Feminismus und Gleichberechtigung brauchen!“ entschieden. Damit verbunden ist der Einsatz für eine Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen Menschen,, Gleichberechtigung und Inklusion sowie das aktive Engagement für den Erhalt und Ausbau unserer demokratischen Gesellschaft.
Das Branchen-Netzwerk BücherFrauen e. V. wurde 1990 nach dem Vorbild der englischen Women in Publishing (WiP) in München gegründet. Mittlerweile bündelt der Verein die Interessen von über 700 deutschsprachigen Verlagsfrauen, Buchhändlerinnen, Übersetzerinnen und Frauen aus anderen Arbeitsbereichen rund ums Buch. Zielsetzung der BücherFrauen e. V. ist es, Kontakte herzustellen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, Jobs und Aufträge zu vermitteln und auch frauenspezifische Interessen in der Buchbranche zu vertreten. Bundesweit sind die BücherFrauen in Regionalgruppen organisiert, die eigenständig Schwerpunkte bestimmen sowie Veranstaltungen wie zum Beispiel Fachvorträge, literarische Ausflüge oder regelmäßige Vernetzungstreffen organisieren. Darüber hinaus bringen Mentoring-Projekte weibliche Nachwuchskräfte mit Führungsfrauen zusammen. Seit 2021 verleihen die BücherFrauen den Literaturpreis „Christine“.