Mit „Die Höhle der Löwen“ ist Frank Thelen einem Millionenpublikum bekannt geworden – und seine Geschichte des zunächst gescheiterten Unternehmers, der sich zurückkämpfte, dient vielen Gründern als Vorbild. In seiner Autobiografie erzählt er seine ganze Geschichte: Startup-DNA. Hinfallen, aufstehen, die Welt verändern erschien am 27. August im Murmann Verlag und dient vielleicht als optimales Weihnachtsgeschenk für alle, die groß raus wollen. Im Buch gibt Thelen Einblicke in verzweifelte Momente des Unternehmer-Daseins, große Gefühle in seiner Beziehung und einen Blick hinter die Kulissen von „Die Höhle der Löwen“:
Herr Thelen, in Ihrer Autobiografie blicken Sie auf gut 42 Jahre Ihres Lebens zurück. Gab es da Momente, in denen Sie dachten: In meinem Leben ist so viel passiert, irgendwann muss ich meine Geschichte aufschreiben?
Frank Thelen: Eigentlich war es genau anders herum. Mein Leben ist so intensiv und mein Tag so eng getaktet, dass mir erst beim Schreiben dieses Buches klar geworden ist, wie viel ich schon erlebt habe und welche Erlebnisse mich geprägt haben. Auslöser für die Autobiografie war ein anderer: Ich wollte die Stimme, die ich durch meine Aktivitäten als Investor und nicht zuletzt durch meine Teilnahme bei “Die Höhle der Löwen” bekommen habe, nutzen, um über Startups, Gründertum und die Technologien der Zukunft zu sprechen.
Sie geben in „Startup-DNA. Hinfallen, aufstehen, die Welt verändern“ einen sehr persönlichen Einblick in Ihre Momente des Scheiterns – sie flogen vom Gymnasium, hatten im Alter von 25 Jahren Millionen Schulden und sind jetzt doch ein erfolgreicher Unternehmer und TV-Star. Das klingt doch fast wie die Story eines Romans, oder?
Absolut und ich habe das wirklich alles durchlebt, daher sicher auch das ein oder andere graue Haar. Ich wollte mit meiner Story den Leuten zeigen, wie hart Gründen wirklich ist, denn es ist alles andere als das schnelle, einfache Geld. Deshalb habe ich nichts geschönt, sondern berichte von allen Höhen und Tiefen. Einfach so, wie die Dinge wirklich passiert sind. Ich habe viele Fehler gemacht und bin oft hingefallen. Genau das will ich auch erzählen, sodass hoffentlich der ein oder andere was aus meiner Geschichte lernen kann. Ich habe ebenfalls viel aus den Biografien anderer Unternehmer lernen dürfen.
Lesen Sie denn selbst lieber Sachbücher oder Belletristik?
So wie ich mir wünsche, dass meine Leser was lernen, lerne auch ich gerne beim Lesen. Deshalb lese ich hauptsächlich Sachbücher. Ich mag es, etwas zu lesen, was einen Nutzwert hat und mich in einem bestimmten Themengebiet weiterbringt. Für alles andere fehlt mir aktuell leider die Zeit. Ich habe mit meinem Buch versucht, interessante Geschichten und einen Mehrwert zusammen zu bringen.
Sie sind ja viel unterwegs. Kaufen Sie Bücher dann eher im Vorbeigehen am Flughafen oder gezielt, weil es Ihnen empfohlen wurde?
Meistens kaufe ich mir ein Buch auf Empfehlung, aber wenn mich ein neues Thema interessiert, so wie momentan Quantum-Computing, dann kauf´ ich auch gerne mal alles, was der Markt hierzu hergibt. Ich finde neue Technologien so spannend, dass ich meist sofort alles darüber wissen muss.
Ihre Autobiografie erscheint im Murmann Verlag, der sich auf Sachbücher spezialisiert hat. Warum haben Sie sich nicht für einen der großen Publikumsverlage entschieden?
Ein sehr großer Verlag hat mir einen Vertrag angeboten, da wurde aber schnell klar: Hier habe ich wenig Spielraum. Ich wollte ein hochwertiges Buch mit herausragendem Design, stilvoller Haptik, den besten Textern. Bei den großen Verlagen gibt es fixe Budgets für all das, die meine Ansprüche an mein Buch nicht hätten ermöglichen können.
Also habe ich Sven Murmann angerufen, dessen MitarbeiterInnen mit all meinen – zugegeben für die Buchbranche ungewöhnlichen – Anforderungen und Ideen mitgegangen sind. Und entstanden ist, wie ich finde, ein wirklich tolles Buch und eine starke Partnerschaft.
Sie investieren auch in der Food-Branche, in der es viele Startups neben den etablierten Lebensmittelherstellern gibt. Auch in der Buchbranche gibt es kleinere Verlage, die sich neben den Big Playern behaupten wollen und müssen. Können die kleineren Verlage etwas von den Food-Startups lernen?
Absolut. Food-Startups haben nur eine Chance, neben den großen Playern zu überleben: Sie müssen ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln, das bessere Produkt anbieten. Hier gibt es gerade in der Verlagsbranche viel Potential, wie ich finde. Durch mehr Flexibilität, hochwertigere Bücher, mehr Liebe zum Detail.
Essen ist – zumindest Stand heute – nur physisch und nicht virtuell möglich. Anders sieht es mit Inhalten aus, die zunehmend losgelöst vom ursprünglichen Medium rezipiert werden. Glauben Sie, dass sich das Medium Buch noch über das E-Book hinaus verändern muss?
Ich glaube, dass sich jedes Medium mit der Zeit und den neuen Technologien immer wieder verändern und neu erfinden muss. Die Produkte von Amazon verfügen jetzt zum Beispiel schon über die sogenannte Whispersync Funktion: Du kannst auf deinem Kindle ein Buch lesen, steigst ins Auto und hörst auf Audible automatisch an der Stelle weiter, wo du im eBook aufgehört hast. Das ist für mich eine schöne Entwicklung des Mediums Buch durch die neuen Technologien. Andererseits starre ich den ganzen Tag über auf einen Bildschirm und weiß das klassische Buch dadurch inzwischen wieder richtig zu schätzen. Ich finde es schön, etwas haptisch in der Hand zu halten. Ich denke, dass es da vielen so geht.
Sie stehen in der bald wieder startenden TV-Show „Die Höhle der Löwen“ für die technologische Expertise und den innovativen Blick. Was wäre Ihres Erachtens ein innovatives Konzept für Buchhandlungen?
Ich glaube, jede Buchhandlung braucht im Hintergrund moderne IT. Aber was den Unterschied macht, ist der persönliche Kontakt zu den Kunden. Es muss ein Erlebnis sein in “meinen” Buchladen zu gehen.
Wäre die Buchbranche denn auch für Sie ein interessantes Terrain für ein Investment?
Grundsätzlich schließe ich keine Branche kategorisch aus, aber wie eben schon richtig angemerkt, bin ich in erster Linie Tech-Liebhaber. Das Buch ist vielleicht das einzige Medium, was ohne Technologie auskommt, da es diesen haptischen Charakter und das Papier braucht. Daher sehe ich mich momentan nicht in der Buchbranche, sondern eher bei Technologien wie Distributed Ledgers und Quantum-Computing.