Lesetipp aus dem aktuellen BuchMarkt-Heft: „Der freie Markt auf dem Prüfstand“

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Aktuelle Titel zum Thema „Kapitalismuskritik“ stellt der große Artikel „Der freie Markt auf dem Prüfstand“ von unserem Autor Jürgen Christen vor. Denn: Die Eliten der Weltwirtschaftsgipfel sind sich einig: Armut und Ungleichheit gehören zu den drängendsten Problemen der Gegenwart. Kaum ein Ökonom von Rang, der nicht mit neuen, oft verblüffenden Vorschlägen die Debatte mit einem Buch anheizt.

„Zwischen superreich und bettelarm klafft heute weltweit ein Abgrund, tiefer und breiter als je zuvor. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt über 50 Prozent des Weltvermögens, Tendenz steigend. Zwar ist der Abstand zwischen den armen und reichen Ländern in Zeiten des globalisierten Neoliberalismus geringer geworden. Aber die Verteilungsungerechtigkeit in den Staaten selbst hat durchweg solche Ausmaße angenommen, dass dort nicht nur der soziale und politische Zusammenhalt bedroht ist, sondern auch das Wirtschaftswachstum“, schreibt Christen.

„Der nach dem Zusammenbruch des Kommunismus vermeintlich alternativlos freigesetzte Turbo-Kapitalismus scheint dabei seinen Zenit erreicht und die Kontrolle über seine selbstzerstörerischen Konsequenzen verloren zu haben. Die sozialen Auseinandersetzungen rund um den Globus nehmen zu. Denn anders, als viele glauben möchten, profitieren nicht alle irgendwie von freien Märkten. Wo einer gewinnt, verlieren immer andere. Und die mobilsten unter den Verlierern dieses Nullsummenspiels klopfen jetzt an unsere Türen.“

Hier weiterlesen im Heft ab Seite 44.

Über seinen Artikel hinaus hat Jürgen Christen noch weitere Titel zum Thema aufgelistet und kurz annotiert:

Ulrich Beck, Die Metamorphose der Welt, Suhrkamp Verlag, Dezember 2016: Bis zu seinem Tod im Januar 2015 schrieb der Risikoforscher und Soziologe an diesem Buch, das seinen Welterfolg Risikogesellschaft (radikal) fortsetzt. Sein nunmehr posthum erscheinendes letztes Buch ist der Versuch, die Globalisierung des Wandels zu verstehen und die Herausforderungen durch Individualisierung, Transformation der Arbeitswelt, Erderwärmung und Migration auf den Begriff zu bringen.

Heinz Bude / Philipp Staab (Hg.), Kapitalismus und Ungleichheit – Die neuen Verwerfungen, Campus Verlag: Die Autoren des Bandes gehen der Frage nach, wie Ungleichheit in der Weltgesellschaft entsteht und wie sich die Paradoxie der Ungleichheit (Abnahme zwischen den Ländern bei gleichzeitiger Zunahme innerhalb der Gesellschaften) schon heute in den oberen, mittleren und unteren Lagen unserer Gegenwartsgesellschaften auswirkt. Mit Beiträgen von Manuela Boatca, Klaus Dörre, Wolfgang Streeck u.a.

Alexander Dill, Die Welt neu bewerten. Warum arme Länder arm bleiben und wie wir das ändern können (endgültiger Titel stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest), Oekom Verlag, Frühjahr 2017: Der Gründer des Basel Institute of Commons and Economics zeigt, wie unilateral und manipulierend die international führenden Indizes wie das BIP oder der alternative Human Development Index die der Volkswirtschaften und Länder bewerten. Dill plädiert für eine Welt, in der nicht von der Weltbank verfasste Normen die Kreditwürdigkeit eines Landes bestimmen, sondern das Sozialkapital. Ein neuer Weg zur Überwindung von Not, Krisen und Konflikten

Eugen Drewermann, Kapitalismus und Christentum, Band 1: Geld, Gesellschaft und Gewalt, Band 2: Finanzen, Frieden, Freiheit, Patmos Verlag: Für den Theologen und Tiefenpsychologen ist die neoliberale Wirtschafts- und Wachstumsdoktrin keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern nur Ideologie. In seinem zweibändigen, volks- und weltwirtschaftlichem Opus Magnum geht Drewermann der Sache auf den Grund: Was ist Geld und was macht es mit den Menschen? Wie definiert man faire Preise, faire Löhne, fairen Handel? Wie können wir die Weltwirtschaft und den Finanzsektor begreifen lernen, „um die Räder zu stoppen, die den tödlichen Apparat in Gang halten“?

Felix Ekardt, Wie Veränderung gelingt (endgültiger Titel stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest), Oekom Verlag, Frühjahr 2017: Der Nachhaltigkeitsforscher Felix Ekardt beschäftigt sich mit dem Phänomen des gesellschaftlichen Wandels jenseits von Kapitalismuskritik und Wachstumsdogma. Lässt sich sozialer Wandel beschleunigen oder gar gezielt herbeiführen und steuern? Was ist gesellschaftlicher Wandel überhaupt? Und warum verharren wir wider besseren Wissens im alten Tun?- Ein Streifzug durch die Disziplinen, von der Gehirnforschung bis zur Soziologie

Börries Hornemann / Armin Steuernagel (Hg.), Sozialrevolution!, Campus Verlag, Frühjahr 2017: Was passiert, wenn Roboter immer mehr Aufgaben übernehmen, Vollzeitjobs weiter wegbröckeln und feste Arbeitsplätze von Gig-Jobs, internationalen Arbeitsaufgaben-Märkten, abgelöst werden? Können unsere aus dem 19. Jahrhundert stammenden sozialen Sicherungssysteme solchen Entwicklungen noch gerecht werden? Oder brauchen wir neue Formen der Solidargemeinschaft, andere Erwerbsmodell und gar ein bedingungsloses Grundeinkommen? Darauf suchen namhafte Ökonomen wie Robert Reich, Yanis Varoufakis u.a. eine Antwort.

Philipp Lepenies, Armut. Ursachen – Formen – Auswege, C.H. Beck Wissen, Februar 2017: Der renommierte Politikwissenschaftler stellt die wichtigsten Epochen, Ereignisse, Reaktionen und Konzepte vor, die für das Verständnis der aktuellen Armutsdebatten notwendig sind: Was ist Armut? Wer ist arm? Ist Armut messbar? Wie lässt sich Armut bekämpfen?

Henrik Müller, Nationaltheater. Wie die neuen Zäune in den Köpfen unseren Wohlstand vernichten, Campus Verlag, Frühjahr 2017: Der ehemalige Chefredakteur des „manager magazins“ geht mit den internationalen politischen Eliten und den von ihnen geführten Institutionen hart ins Gericht: Sie forcieren einen Großangriff auf unseren Wohlstand, indem sie die internationale Verflechtung der Wirtschaft zurückdrehen und den Beginn einer De-Globalisierung einläuten. Für Müller eine fatale Entwicklung, denn der Neonationalismus wird keine der derzeit drängenden Krisen in Europa und der Welt lösen können.

Gareth Stedman Jones, Das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels – Einführung, Text, Kommentar, C.H. Beck Paperback: Das Buch bietet den Originaltext zusammen mit den Kommentaren und der berühmten Einleitung von Gareth Stedman Jones. Sein Text gilt als die ausführlichste und gründlichste Einführung, die es zu diesem Schlüsseltext der Weltgeschichte gibt.

Erik Olin Wright, Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus, Suhrkamp TB Wissenschaft, Dezember 2016: Der US-Soziologe entwickelt in diesem endlich auch auf Deutsch erschienenem Buch neueste analytische Grundlagen für emanzipatorische Alternativen, die eine gerechtere Welt so, wie sie sein könnte, vorwegnehme

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