Auf Platz 1: Emine Sevgi Özdamar: "Ein von Schatten begrenzter Raum" (Suhrkamp Verlag) Die SWR-Bestenliste für den Dezember ist da!

Renommierte Literaturkritiker*innen nennen monatlich – in freier Auswahl – vier Buch-Neuerscheinungen, denen sie möglichst viele Leser*innen wünschen, und geben ihnen Punkte (15, 10, 6, 3).

  • 1. Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum (Suhrkamp)

Im August feierte die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar ihren 75. Geburtstag. Nun hat sie ihren ersten Roman seit vielen Jahren vorgelegt: Die Lebensbilanz einer Intellektuellen, die das libertäre Lebensgefühl der 1970er noch einmal heraufbeschwört und zugleich desillusioniert auf die Gegenwart blickt.

  • 2. Georg Klein: Bruder aller Bilder (Rowohlt Verlag)

Georg Klein ist ein Spezialist, wenn es darum geht, Alltagsphänomene unmerklich surreal aufzuladen und die Grenze zum Unwahrscheinlichen zu verwischen. Im neuen Roman geht es um ein rätselhaftes Naturphänomen und um einen Sportreporter in der süddeutschen Provinz. Das Klein-Universum in voller Blüte.

  • 3.Juan Rulfo: Unter einem ferneren Himmel Übersetzt aus dem Spanischen von Dagmar Ploetz (Hanser Verlag)

Juan Rulfo, zu dessen Bewunderern der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass gehörte, starb 1986. Nun ist ein Band mit seinen gesammelten Werken erschienen. Der mexikanische Schriftsteller gilt als einer der Begründer dessen, was mit dem Schlagwort »magischer Realismus« umschrieben wird.

  • 4.Edgar Selge: Hast du uns endlich gefunden (Rowohlt Verlag)

Der Debütroman des 73-jährigen Schauspielers ist ein autofiktionales Erinnerungsbuch, das vom Aufwachsen in der ostwestfälischen Provinz in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren erzählt. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Ein musischer Mensch, der zum Rohrstock greift, wenn der Sohn aus der Reihe tanzt.

  • 5.Colson Whitehead: Harlem Shuffle Übersetzt aus dem Englischen von Nikolaus Stingl (Hanser Verlag)

Harlem, New York, in den frühen 1960er-Jahren: Große und kleine Gauner, Aufstiegsträume, Betrügereien, flotte Sprüche. In Whiteheads beschwingter Ethnologie des Alltags, in der präzisen Schilderung von Marken und Statussymbolen, steckt auch die Sehnsucht nach sozialem Aufstieg und nach Anerkanntwerden.

  • 6.Richard Russo: Mittelalte Männer Übersetzt aus dem Englischen von Monika Köpfer (DuMont Buchverlag)

Der Amerikaner Richard Russo ist Spezialist für krisenanfällige Männer. Der Protagonist dieses Romans ist ein Collegedozent, der seine Ängste und Lebenstraurigkeit hinter einem Panzer aus Ironie verschanzt. Es ist ein luxuriöses Vergnügen, ihm in seiner rhetorisch geschliffenen Haltungslosigkeit zu folgen.

  • 7.Ulrike Draesner: doggerland (Penguin Verlag)

Die Doggerbank ist eine Untiefe in der Nordsee, östlich der britischen, westlich der dänischen Küste. In ihrem dreigliedrigen Textkörper lässt Ulrike Draesner mit großer Kunstfertigkeit das untergegangene Land, das hier einst lag, wieder auferstehen. Alles ist im Fluss, alles ist in Bewegung. So öffnet sich ein riesiger Raum.

  • 8. Dilek Güngör: Vater und ich (Verbrecher Verlag)

Tochter und Vater verbringen ein gemeinsames Wochenende. Er ist als Gastarbeiter aus der Türkei gekommen. Sie ist in Deutschland geboren und hat einen Bildungsaufstieg hingelegt. Zu sagen haben sie sich erst einmal nicht viel. Doch das Schweigen ist aufgeladen mit Missverständnissen und Schamempfindungen.

  • 9.Felicitas Hoppe: Die Nibelungen (S. Fischer Verlag)

Der deutscheste aller Stoffe: Liebe, Verrat, Gier, Grausamkeit. Und natürlich ein Schatz. Hoppe entgeht der blutigen Schwere und allen damit verbundenen Verpflichtungen, indem sie gleich mehrere doppelte Böden einbaut. Sie interessiert sich für das Abseitige des Nibelungenliedes. Ein Männerchor tritt auf. Schwerter werden zu Buttermessern.

  • 10. Antje Rávik Strubel: Blaue Frau (S. Fischer Verlag)

In Rückblenden, Vorausschauen, in unterschiedlichen Stillagen und verteilt auf unterschiedliche Schauplätze zeigt »Blaue Frau«, wie Erinnerung funktioniert, wie sich aus dem Gedächtnis heraus immer wieder unfreiwillig Lawinen von Gedanken lösen können. Dahinter steht das Trauma einer jungen Frau.

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