Aus der Werkstatt der Verlage (XLIX) Elisabeth Stein-Hölzl und Matthias Opis: „Was braucht es in einer Zeit der allgemeinen Verunsicherung außer Durchhalteparolen und Unterstützungsgeldern? Trost!“

Die Verleger-Blicke in den Editorials der Herbstvorschauen, auf ihre jeweiligen neuen Programme und auf die Branche teilen wir derzeit in loser Folge mit Ihnen. Heute das Schreiben der Styria Verleger Elisabeth Stein-Hölzl und Matthias Opis

Elisabeth Stein-Hölzl und Matthias Opis: „Mit Büchern definieren wir uns und unsere Beziehung zu anderen. Dieser Qualitätsnachweis hat in der Corona-Krise deutlich an Kontur gewonnen“ © Harald Eisenberger

Oft klingt es wie Kinder, die laut pfeifen, wenn sie in den dunklen Keller gehen: Wir glauben an das gedruckte Buch!

Dabei gibt es eine ganze Reihe von nüchternen Indizien, die für diesen Befund sprechen: Das digitale Supermedium, von dem die Printvielfalt hinweggefegt wird, ist weit und breit nicht zu sehen. Viel eher gilt noch heute das „Gesetz“, das der Altertumsforscher und Journalist Wolfgang Riepl vor über 100 Jahren formulierte: Kein etabliertes Medium wird von anderen Medien, die neu dazu kommen, vollkommen ersetzt.

Der Qualitätsnachweis von Print gegenüber Digital sollte allen Buchmenschen den internalisierten Kulturpessimismus austreiben und gehöriges Selbstbewusstsein einimpfen. So etwa die Conclusio der im vergangenen Jahr vorgelegten internationalen Stavanger-Studie, die besagt, dass sich Menschen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht und ihrer Sprache besser an Inhalte erinnern, wenn sie sie in einem gedruckten Buch lesen als wenn sie sie digital konsumieren.

Wir alle wissen: Digitales ist schnell, aber flüchtig. Es sieht tendenziell uniform und generell sehr schnell alt aus. Schwarz auf Weiß in ein Buch gedruckt, bekommen Inhalte eine andere Wertigkeit. Und sind von Dauer. Der beste Beleg dafür ist, wenn erfolgreiche Influencer als vorläufige Krönung ihrer Karriere Bücher machen.

Kaum zu unterschätzen ist weiterhin, dass Bücher in bestimmten Milieus auch heute intellektuelles Statussymbol, Identitätsausweis und ein kaum zu ersetzendes persönliches Geschenk sind. Mit Büchern definieren wir uns und unsere Beziehung zu anderen.

Zum Blättern in der Vorschau der Verlage Styria, Pichler, Molden und Kneipp durch Klick auf Abbildung

Unserer Einschätzung nach hat dieser Qualitätsnachweis in der Corona-Krise deutlich an Kontur gewonnen. Beispiele gefällig? Da gibt es etwa den Bestsellerautor Kurt Langbein, der sich jenseits aller öffentlichen Sedierung oder Panikmache dem „Virus in uns“ widmet und Viren als „Motor der Evolution“ entschlüsselt . Viren sind Architekten des Lebens, nicht primär Krankmacher. Und je genauer und grundsätzlicher wir das verstehen, umso besser können wir uns, entsprechende Einsichten und Verhaltensänderungen vorausgesetzt, vor künftigen Pandemien schützen.

Ein anderes Beispiel liefert Ulrike Guerot in ihrem coronaaktuellen Europa-Buch „Nichts wird so bleiben wie es war?“ : „Was für jeden im richtigen Leben gilt, das gilt auch für Europa: Wenn man sich seinen persönlichen Herausforderungen nicht stellt, überlebt man zwar meistens, aber man wird unglücklich. Irgendwann muss man die Dinge, die einem im Leben nicht passen, einfach ändern und sich einen Ruck geben.“ Nicht nur Markus Lanz findet, dass das ein sehr kluges Buch zum Thema Europa ist.

Und zu guter Letzt: Was braucht es in einer Zeit der allgemeinen Verunsicherung außer Durchhalteparolen und Unterstützungsgeldern? Trost! Trost? Dieses Wort scheint aus der Zeit gefallen zu sein und ist ein ebenso eigensinniges wie eigenschönes Phänomen. Trost ist eine einzigartige Währung der Mitmenschlichkeit, für die es keinen Wechselkurs gibt. Denn er lässt sich nicht einseitig herstellen oder gar kaufen, sondern wird – im wahrsten Sinne des Wortes – gespendet und geschenkt. Das steht nun wahrlich quer zum Zeitgeist – und trifft doch persönlich wie gesellschaftlich einen neuralgischen Punkt, finden der katholische Bischof und Theologe Hermann Glettler und der Psychiater, Therapeut und Bestsellerautor Michael Lehofer.

Immer wieder erhellende Lektüren wünschen

Matthias Opis und Elisabeth Stein-Hölzl

 

Bisher brachten wir die Editorials von

Christoph Links

Lucien Leitess,

Daniel Kampa, 

Lothar Schirmer,

Christian Strasser

Sebastian Guggolz

Gerhard Steidl,

Joachim von Zepelin und Christian Ruzicska,

Constanze Neumann,

Gregory C. Zäch,

Dr. Stephanie Mair-Huydts und Steffen Rübke

Heike Schmidtke und Kilian Kissling,

Katharina Eleonore Meyer,

Peter Haag

Jochen Jung

Klaus Kehrer,

Jörg Sundermeier

Julia Eisele,

Armin Gmeiner

Christian Rotta

Ulrich Hopp,

Hejo Emons,

André Gstettenhofer,

Simone und Julia Graff

Monika Osberghaus

Susanne Schüssler

Günther Butkus

Alfred Klemm 

Voland & Quist

Laura Jacobi

Jan Weitendorf von Hacht

Monika Koch

Antonia Bürger

Andreas Rötzer

Wolfgang Hörner

Wolfgang Hölker und Lambert Scheer

Hermann Gummerer und Ludwig Paulmichl

Karin Schmidt-Friderichs

Georg Glöckler

Elisabeth Raabe und Regina Vitali

Ralf Kramp

Else Laudan

Michael Wienand

Barbara und Stefan Weidle

Ulrich Peters

Nicola Stuart und Edmund Jacoby

Tim Jung

Kommentare (1)
  1. … Konnte heute erst anfangen. Gefällt mir gut. Sehr freundlich, kompetent und gut verständlich. Ich mache gleich die nächste Lektion, damit ich nicht zu weit hinterher hänge!
    Dankjewell (sagt der alte Holländer) !!!

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