Aus der Werkstatt der Verlage Hejo Emons: „Wenn es uns gelingt, die Neu- und Wiederleserinnen und -leser dauerhaft an das Medium Buch zu binden, sehe ich die Zukunft für unsere Branche positiv“

Hejo Emons: „Es war großartig und beruhigend zu sehen, dass wir den Spaß am Dissens, die Leidenschaft und das Ringen um Texte nicht in der gestaltlosen digitalen Ödnis der letzten Monate verloren haben. Wo gelesen und geredet wird, ist die Welt noch nicht verloren“ (c) Britta Schmitz

Die Serie Aus der Werkstatt der Verlage setzen wir heute mit dem Editorial von Hejo Emons aus seiner Vorschau auf 2022 fort.

Liebe Buchhändlerinnen, liebe Buchhändler,

vor einigen Tagen haben wir uns im Verlag getroffen, um über Titel und Autoren zu sprechen. Was fasziniert uns an einem bestimmten Buch, wie lautet unsere Strategie? Verkaufszahlen. Kalkulation. Das Einmaleins unserer Branche eben – Sie kennen das. Das Besondere an dem Tag: Es war das erste Mal seit Langem, dass wir mit gebotener Vorsicht und gebührendem Abstand wieder eine größere Besprechung im Verlag abgehalten haben. Ich könnte Ihnen jetzt erzählen, wie viel schöner es war, endlich wieder von Angesicht zu Angesicht zusammenzukommen, von der Energie und der Freude, wieder persönlich aufeinanderzutreffen.

Stimmt ja auch alles. Die Wahrheit aber ist: Wir haben uns ein bisschengezankt. Ein Buch, zehn Menschen, zwölf Meinungen. Sie kennen das. Das Einmaleins unserer Branche eben. Und wissen Sie, was? Es war wunderbar. Es war großartig und beruhigend zu sehen, dass wir diesen Spaß am Dissens, die Leidenschaft und das Ringen um Texte nicht in der gestaltlosen digitalen Ödnis der letzten Monate verloren haben. Und vermutlich haben Sie das bei Gesprächen mit Ihren Kunden und Kollegen ganz ähnlich empfunden. Wir alle haben uns das Lesen und die Leidenschaft am Buch bewahrt. Und vielleicht hat sogar umgekehrt das Lesen uns in dieser Zeit ein Stückchen bewahrt.

Mit meinen Freunden vom Stammtisch, Bittner, Maier und Naumann, gehe ich manchmal am Rhein spazieren. Wir alle kennen zahlreiche Beispiele von Menschen, die in diesem Jahr das Lesen für sich wiederentdeckt haben oder mehr gelesen haben als je zuvor. Wenn es uns gelingt, diese Neu- und Wiederleserinnen und -leser dauerhaft an das Medium Buch zu binden, sehe ich die Zukunft für unsere Branche positiv. Denn bei allen Herausforderungen der Zeit haben wir ja noch Sie und damit den besten Buchhandel der Welt. Darüber gibt es im Übrigen keine zwei Meinungen! Und worüber wir uns bei unserer Verlagssitzung auch einig waren: Wir haben ein wunderbar vielfältiges und hochkarätiges Frühjahrsprogramm zu bieten. Mit tollen Büchern, Themen, Autorinnen und Autoren.

In unserem Vierten Stock, den Sie mittlerweile nicht nur bestens kennen, sondern auch schätzen, haben wir wieder drei außergewöhnliche Titel für Sie. Michaela Kastel, preisgekrönte Ausnahme-Autorin, nimmt uns in »Kaltes Herz fast Eis« mit auf eine so emotionale wie intensive Reise in die Berge. Einen Pageturner der besonderen Art legt Kerstin Ruhkieck mit »In deinen Augen der Tod« vor: Wie fühlt es sich an, als Einzige ein Geiseldrama zu überleben – und dann selbst unter Verdacht zu geraten? Bernhard Hofer lässt uns einmal mehr am Sog des mystischen Tannenfall teilhaben und eröffnet uns mit »Die verschwundene Welt« einen magischen Ort, der doch so viel mit unserer wahren Wirklichkeit zu tun hat.

„Ich könnte Ihnen endlos weiter vorschwärmen, aber sicher haben Sie viel zu tun, und vermutlich brennen Sie auch schon darauf, unsere Vorschau selbst zu entdecken.“ (Durch Klick zu allen Emons-Vorschauen)

Sie mögen es, wenn Sie in unserem Programm starke Krimis zu starken Themen finden, deshalb haben wir davon wieder drei neue für Sie: Klaudia Blasl mordet in »Gärten, Gift und tote Männer« fulminant mit bösen Pflanzen und Blumen, H. K. Anger hält mit »Tod beim Camping-Dinner« einen zweiten vergnüglich-mörderischen Campingtrip für uns bereit, und Elke Pistor lässt ihre Annemie in »Tide, Tod und Tüdelkram« dieses Mal an der Küste backen.

Auf zwei historisch-zeitgeschichtliche Titel möchten wir Sie besonders aufmerksam machen: In »Der Tod der dreckigen Anna« erzählt uns Tina Seel von einem erschreckenden Verbrechen inmitten einer Dorfgemeinschaft, das sie als Kind hautnah miterlebt hat – ein aufwühlender True-Crime-Roman. Christine Neumeyer hat mit »Schatten im Silsersee« einen wunderbaren Roman um den Maler Giovanni Segantini geschrieben, der den »Meister der Hochgebirgslandschaft« in einen verstörenden Kriminalfall verwickelt.

Und jetzt warten Sie zu Recht auf unsere Titel, die ihre Schauplätze für die unterschiedlichsten Verbrechen, immer aber für einen guten Kriminalroman nutzen, ob in Deutschland oder Österreich, in der Schweiz oder in Italien. Freuen Sie sich auf neuen Bestsellerstoff von Hannes Nygaard, Heike Denzau, Daniel E. Palu, Ina Haller, Silvia Götschi, Christof Gasser und Andrea Nagele und vielen anderen. Entdecken Sie frische neue Erzählstimmen wie beispielsweise die von Julian Biberger, Lisa Straubinger oder Petra Spielberg.

Im Sachbuchprogramm überraschen wir Sie in diesem Frühjahr neben unseren beliebten Kalendern mit etwas sehr Besonderem: »Chargesheimer fotografiert Jazz«. Rund 600 Foto- grafien des berühmten Kölner Fotografen zum Thema Jazz werden in diesem opulenten Bildband zum großen Teil erstmals veröffentlicht. Eine Schatzkammer, die von Josephine Baker bis Louis Armstrong viele großartige Aufnahmen internationaler Jazzkünstler bereithält.

Sie merken: Ich könnte Ihnen endlos weiter vorschwärmen, aber sicher haben Sie viel zu tun, und vermutlich brennen Sie auch schon darauf, unsere Vorschau selbst zu entdecken.

Ihr

Hejo Emons

Zuletzt brachten wir den Werkstatt-Bericht von Europa – Verleger Christian Strasser

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert